Heavenly Sword (Filmkritik)

Nariko (Anna Torv) hat es nicht leicht. Geboren als Frau, wo doch der Vater (Nolan North) unbedingt einen Sohn zeugen wollte, der das „Heavenly Sword“ als Auserwählter in die Schlacht führen kann, um Bohan (Alfred Molina), Diener des Rabenherren, besiegen zu können. Aber so ist das nun mal. Da die gute Dame mit der feuerroten Mähne aber ohne das Wissen ihres Vaters als Kriegerin trainiert wurde, macht sie sich – nach einem Überfall – als neue Beschützerin des Schwertes auf, um ihren – man lese und staune – bis dato unbekannten Bruder (Thomas Jane) zu finden, der doch in einem Dorf nicht weit weg zur Welt kam, um ihm das Schwert zu bringen. Aber auch Bohan weiß bereits von ihm.

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Fans des 2007er PS3-Spiels „Heavenly Sword“ werden rasch zwei Dinge erkennen: Zum einen ist die Story des (wirklich, wirklich guten) Spiels beinahe 1:1 übernommen worden und zum anderen ist die Story des (wirklich, wirklich guten) Spiels ein wenig verändert worden. Verwirrt? Sehr gut.

Um es kurz klar zu machen: Im Spiel gibt es keinen Bruder. Auch andere, kleine, Details wurden von den Drehbuchschreibern verändert – warum? Keine Ahnung, soll aber halt so sein.

Wirklich interessant ist die Art und Weise, wie der Film animiert wurde, denn der Film besteht aus Grafiken, die 1:1 aus dem Spiel übernommen sind. Also sozusagen ist „Heavenly Sword“ eine extrem lange gerenderte In-Game-Zwischensequenz und nur an ein paar Stellen haben die Macher ordentlich nachgebessert.

Den Ursprung des Materials erkennt man gerade am Anfang des Films sehr deutlich, denn – offen gesprochen – sogar das Spiel sah besser aus und wurde flüssiger animiert. Die Kämpfe sind abgehakt und die Landschaften/Hintergründe absolut leblos gestaltet. Da reicht eine einzige Textur, die x-Mal wiederholt wird, um einen Innenhof und die Wände dazu zu zaubern. Liebevoll geht anders.

Immerhin werden im Spiel immer wieder einmal Rückblenden eingebaut, die dann dennoch super gezeichnet sind und je länger der Film dauert, desto mehr haben die Macher sich auch bemüht, den Grafiken mehr Pepp zu geben. So gibt es zum Beispiel eine Szene, in welcher in ein großes Gefängnis eingebrochen wird – da sehen auch die Hintergründe gut aus, die Beleuchtung ist Vorteilhaft gesetzt und alles fühlt sich flüssiger an. Auch der Endkampf ist mit seinen Effekten wirklich gut (wenn auch kurz) geworden.

Alles in allem kann ich nur sagen, wenn die PS3-Geschichte stimmt, dann sieht es für diese Verhältnisse gut aus, aber mal ehrlich: Wenn juckt es denn, wenn das der Grund ist? Fakt ist: Man will einen Film sehen und keine Zwischensequenz, bei der man scheinbar sogar streckenweise vergessen hat das „Anti-Aliasing“ einzuschalten (Treppchenbildung bei grafischen Kanten in einem Film?!). Schade, da wäre sicher mehr drin gewesen, wenn man den Leuten ein wenig mehr Budget gegeben hätte.

Ansonsten kann man nur sagen, dass es gut ist, dass man die Originalsprecherin von Nariko (Anna Torv) eingesetzt hat, denn die kann Nariko bereits im Schlaf sprechen. Abgesehen davon, dass manche Dialoge wirklich peinlich sind (witzigerweise nicht die aus dem Spiel, sondern jene, die extra für den Film geschrieben wurden) gibt sich Fr. Torv keine Blöße. Auch Alfred Molina (Prince Of Persia) als Bohan ist wirklich gut und ersetzt Andy Serkins (Planet der Affen: Prevolution), der im Spiel Vorbild (Motion Capturing) als auch Stimme von Bohan war. Witzig ist die Tatsache, dass Thomas Jane („Give em hell, Malone“) als „Auserwählter“ eingesetzt wird, aber gerade mal drei oder vier Sätze sagt.

Immerhin haben die Macher es geschafft, alle Zwischen- und Endgegner ins Spiel einzubauen, wenn auch in leicht veränderter Form. Die Kampfanimationen fallen zwischen innovativ (so kommen alle Finisher, die Nariko im Spiel beherrscht auch im Film vor) und arm aus, so werden zB grobe und brutale Schlachten gezeigt und auch das Blut spritzt, aber die Personen und/oder Monster haben dennoch keine Wunden oder ähnliches – so viel zur Immersion. Im Grund egal, aber derart häufig fällt die Sache irgendwann negativ auf.

Wirklich schade fand ich, dass man den Plot geändert hat. Gerade die Ausgangslage des Spiels (die Übermacht greift an, Nariko kann sie mit dem Schwert in Schach halten, als das Schwert plötzlich entscheidet, ihr Leben zu nehmen … ja, das Ding hat ein Eigenleben, ein wenig wie der „Ring“ in „Herr der Ringe“) war genial, da Nariko dann ihre Geschichte dem „Schwert“ erzählt und es sozusagen „überredet“ sie am Leben zu lassen, während alles verloren scheint. Im Film kommt die Sache zwar ähnlich, aber erstens viel zu kurz und zweitens viel zu wenig herausgearbeitet vor.

Naja, was bleibt also übrig aus dieser Mischung von PS3-Grafik und veränderter Story? Ein Film, der gefallen kann, wenn man die grafischen Mängel außer Acht lässt, oder sie sogar als innovativ empfinden kann. Oder ein Film, dessen Optik traurigerweise sehr schlecht ist und auch sonst nichts Neues bieten kann. Gerade bei den großen Schlachten hatte man während dem Spiel wirklich das Gefühl mittendrin zu sein und rasch handeln zu müssen, während im Film irgendwie immer alles wirkt, als würden die Gegner darauf warten, dass sich Nariko endlich den nächsten aussucht, den sie (ohne große Gegenwehr) umlegen kann. Das wäre besser gegangen.

Mein Tipp: Lasst den Film zur Seite und gebt euch das Spiel. Das ist nämlich wirklich(!) gut.

„Heavenly Sword (Film)“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, 2 Punkte für den Charakter von Nariko dazu addierende, Punkte.

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