Wer – Das Biest in dir (Filmkritik)

Anwältin Kate Moore (A.J. Cook) verteidigt bei ihrem neuesten Fall einen riesigen, stark behaarten Mann namens Talan, der angeblich einen Vater und seinen Sohn getötet und die Mutter schwer verletzt ins Krankenhaus befördert haben soll. Dabei weisen die Opfer Bisswunden auf und große Teile ihrer Körper wurden abgerissen. Da dies unmöglich ein Mensch getan haben kann, holt Kate ihren früheren Partner, den Tierexperten Gavin (Simon Quarterman) ins Team, der beweisen soll, dass ihr Mandant unschuldig ist.

Im Laufe der Ermittlungen schafft es Kate den mutmaßlichen Täter in ein Krankenhaus verlegen zu lassen, um dort eine mögliche Krankheit zu diagnostizieren, die ihn als möglichen Mörder, wegen physischer Unzulänglichkeiten ausschließen würde. Es kommt jedoch zu einem Zwischenfall, bei dem Talan plötzlich ausflippt, einige Mitarbeiter des Spitals umbringt und anschliessend flüchtet. Irgendetwas stimmt mit diesem Mann nicht, aber was ist es genau, dass ihm phasenweise offensichtlich übermenschliche Kräfte verleiht?

Wer

Mit dem Nachfolgefilm von „Devil Inside“ meldet sich William Brent Bell hier wieder in seiner Dreifach-Funktion – Drehbuchautor, Cutter und Regisseur – agierend zurück und widmet sich nun nach den Dämonen, einem nicht minder haarigen Thema zu, nämlich den Werwölfen. Dazu bedient er sich wieder beim von mir wenig geschätzten Stilmittel der „Found Footage“ Kameraführung, was hier soweit geht, dass neben Schnitten auf Fernsehberichte, Digicams, Überwachungs-Kamerabildern und Headsets von Polizisten, auch die sonstigen Szenen so gefilmt sind, als würde jemand ständig für den persönlichen Hausgebrauch mit seiner Wackelkamera mit filmen.

Auch wenn Bell sicherlich ein Händchen für diesen Stil hat, er dem Erlebnis etwas Eigenständiges verleiht und ich eigentlich bis jetzt nur schlechteren Einsatz dieser Technik gesehen habe (wo mir entweder schlecht wurde wie bei „Quarantäne„, oder die Übersicht verloren geht wie bei „Frankenstein´s Army„), finde ich, dass der Film mit „normaler“ Kameraführung, besser geworden wäre. Nun aber genug genörgelt, denn was sehr gut funktioniert ist die Tatsache, dass hier endlich das Werwolf-Genre wieder zurück zu seinen Horror-Wurzeln gebracht wird und das in einer sehr realen Form.

Nach Jugendkitsch (Twilight), Trash (Strippers vs Werwolves) und Action (Underworld: Awakening) besinnt man sich hier auf den Horror den ein Zustand auslöst, bei dem man völlig die Kontrolle verliert und Menschen tötet und auch wenn die Erinnerungen an diese Ereignisse nicht klar sind, doch genau weiß, dass diese Verwandlung sich regelmäßig wiederholen wird und es keine Heilung gibt oder irgendeine Hilfe, die man erwarten könnte. So ein Schicksal kann ja eigentlich nur mit dem völligem Rückzug der betroffenen Person oder einer blutigen Eskalation enden und so kommt es dann auch, wie es eben kommen muss.

Zu Beginn folgt man der Anwältin und ihren zwei Partnern bei den Ermittlungen. Fakten sammeln, Informationen beschaffen, Interviews führen, sich mit der Polizei herum ärgern, das alles wirkt durch den Kamera-Stil nüchtern und realistisch, wie wenn man eine Reality-Show im Fernsehen schauen würde. Die Möglichkeit, dass hier übernatürliche Mächte mitmischen könnten, hält sich noch im Hintergrund (nicht für den Genre erprobten Zuschauer versteht sich). Dann nach circa 50 Minuten Spielzeit kommt die Krankenhausszene und dann kippt der Film vom langsameren Grusel, eindeutig in den Splatter-Horror Bereich und es wird klar, dass Talan ein Werwolf sein muss.

Wenn dann Köpfe an Kanten zerquetscht werden, Menschen an Wände wie Fliegen geklatscht werden oder ein Kiefer weggerissen wird, dann sind diese Szenen nicht nur brutal und blutig, sondern die Wucht bzw. Kraft des Täters wird spürbar und es bleibt kein Zweifel, dass hier übermenschliche Kräfte am Werk sind. Nach dem langsameren Beginn, bei dem unterschwellig Spannung erzeugt wird, bekommt man daher eine mit deutlich mehr Action gefüllte zweite Filmhälfte präsentiert, mit hohem Bodycount und einem zwar vorhersehbaren, aber doch nett anzuschauenden Schlusskampf. Auch das Ende selbst ist Bell um einiges stimmiger gelungen, als bei seinem letzten Film.

Schauspielerisch verleiht A.J. Cook in einer ihrer „Criminal Minds“ Figur sehr ähnlichen Rolle, Kate Moore eine spürbare Menschlichkeit, eine gehörige Portion Mut und einen starken Gerechtigkeitssinn, der sie zu einer starken Heldin macht, um deren Leben man besorgt ist. Simon Quarterman war schon in „Devil Inside“ mit dabei, zu Beginn ist er nur der Exfreund, der anscheinend wieder mehr will, besonders beim Finale kann er dann aber so richtig schön aufdrehen. Sebastian Roche (The Originals) ist als unsympathischer Cop mit dabei, Vik Sahay (Chuck) ist der abgebrühte „Informationen Beschaffer“ und Brian Scott O’Connor besitzt in seiner ersten Rolle, vor allem physisch die nötige Ausstrahlung, um das Tier im Manne glaubhaft darzustellen.

Insgesamt für mich ein spannender, realistisch wirkender und gut gespielter, als Krimi beginnender und sich zum Horror-Thriller wandelnder Werwolf-Film, der zwar nicht wirklich was Neues zum Thema Wolfmann liefert, doch das Genre erfreulich ernst nimmt und dies auch konsequent durchzieht. Ohne den Found-Footage Stil wäre ich zwar glücklicher mit dem Gesamtprodukt gewesen, doch bis auf wenige Ausnahmen leidet die Übersichtlichkeit nie und auch die Wackelei hält sich in Grenzen. Für Fans von Werwölfen, die sich nicht völlig verwandeln sondern ihre humanoide Form bei behalten, daher eine klare Empfehlung, denn spätestens seit den Underworld-Filmen wissen wir ja: Good Lycans are hard to find!

„Wer – Das Biest in dir“ bekommt von mir 6,5/10 den falschen Mann verteidigen wollende Empfehlungspunkte.

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