Seit dem Verlust seiner Familie, zieht der legendäre Krieger Hercules (Dwayne Johnson) ruhelos durchs Land und verdient als Söldner sein Geld. Unterstützt wird er dabei von seinen treuen Freunden, Jugendfreund Autolycus (Rufus Sewell) mit seinem losen Mundwerk, dem Seher Amphiaraus (Ian McShane), der Amazone Atalanta (Ingrid Bolsø Berdal), dem wilden und stummen Krieger Tydeus (Aksel Hennie) und Hercules Cousin Iolaus (Reece Ritchie), der mit seinen Geschichten bei ihren Gegnern, schon vorab für den nötigen Respekt sorgt.
Als Königstochter Ergenia (Rebecca Ferguson) Hercules und seine Truppe darum bittet, bei einem Krieg ihren Vaters zu unterstützen und ankündigt, diesen Dienst auch großzügig zu bezahlen, machen sich die Krieger auf, um im besten Fall dem Land den Frieden zurück zu bringen. Bald stellt sich jedoch heraus, dass nicht alle Beteiligten hier ein ehrliches Spiel spielen und am Ende muss sich Hercules entscheiden, ob er ein Kämpfer ist, der für Geld alles macht, oder doch der strahlende Held, von dem zahlreiche Sagen berichten.
Regisseur Brett Ratner hat in den letzten Jahren ja vor allem sein Geld damit verdient, leichte und hirnlose Unterhaltung abzuliefern. Dabei hat er zum Beispiel mit „X-Men – Der letzte Widerstand“ einige Fans verärgert und zuletzt mit „Aushilfsgangster“ doch einen eher lustlosen Tiefpunkt in seiner Karriere erreicht. Zusätzlich ist der zweite in diesem Jahr erschienene Hercules Film – „The Legend of Hercules“ – der mit Abstand peinlichste Kinofilm, den ich in diesem Jahr gesehen habe. Und dann musste sich Ratner an der amerikanischen Kinokasse auch noch Luc Besson und seiner „Lucy“ geschlagen geben, der Film hat zwar weltweit bisher ungefähr das doppelte seiner Kosten wieder eingespielt, wird aber dennoch als einer der Flops dieses Jahres angesehen.
Soweit zu den schlechten Vorzeichen und nun gleich zum Punkt: Hercules ist anspruchsloses Popcorn-Kino genau wie es sein soll, für mich daher klar einer der besten Filme, bei denen Ratner jemals Regie geführt hat. Basierend auf der Graphic-Novel „Hercules: The Thracian Wars“ werden hier Mythen gemixt und die übernatürliche Ebene wird immer wieder eingeflochten, doch immer so, dass es nie völlig klar ist, ob diese Ebene nur der übertriebenen Erzählweise des jeweiligen Geschichtenerzählers entspringt oder ob Hercules nun zum Beispiel wirklich der Sohn des Zeus ist, was nie klar beantwortet wird.
Dass dies seit seiner Jugend eine Traumrolle für Hauptdarsteller Dwayne Johnson war und er seinen Enthusiasmus sicherlich auf alle anderen Schauspieler und auch den Regisseur überspringen hat lassen, ist sicherlich ein weiterer Bonuspunkt dieses Abenteuers. Was bei ähnlich gelagerten Kostüm-Filmen der letzten Zeit („Immortals“ oder „Kampf der Titanen„), die ihre Handlung rund um Fantasy-Elemente aufbauen, nicht gelungen ist, klappt hier ganz hervorragend. Man schätzt Hercules als Einzelfigur, man mag ihn aber noch viel mehr, wenn er mit seinen Teamkameraden zusammen arbeitet. Sidekicks des Helden sind für mich ja oft die wahren Stars und hier ist man sich deren Stärke bewusst und setzt sie gekonnt als Hilfe in gleich mehreren Bereichen ein.
Die drei wichtigsten Helferlein des Helden waren für mich folgende Leute. Rufus Sewell („Abraham Lincoln: Vampire Hunter„, „The Illusionist„) hatte sichtlich Spaß, endlich mal nicht den Bösen zu spielen. Er ist das Schlitzohr mit der spitzen Zunge, der aus seiner Liebe zu Geld kein Geheimnis macht, das Herz aber am rechten Fleck hat. Ingrid Bolsø Berdal („Hänsel und Gretel: Hexenjäger„) beeindruckt mit ihrer physischen Präsenz und ihrer Gelassenheit, es ist aber immer klar, dass ihre Freunde ihre Familie sind und sie alles für sie tun würde. Ian McShane („Jack and the Giants„) sorgt für einige lustige Momente, da ihm seine Visionen zu schaffen machen und er besonders sein eigenes Leben, nicht mehr ganz so ernst nehmen kann.
Dwayne Johnson („Pain & Gain„, „Snitch„) selbst hat ja ein hartes Trainingsprogramm absolviert, um ganz mit seiner Rolle zu verschmelzen. Er sieht daher hier auch aus wie ein richtiger Hulk bzw. eben ein Hercules, kann aber auch in den ruhigen Momenten überzeugen und gefällt sowohl als Einzelheld als auch als Teamspieler. Die zweite starke Frauenrolle, Rebecca Ferguson (nächstes Jahr in „Mission Impossible 5“ zu sehen) als Königstochter, sollte ich auch noch erwähnen. Sie hat zwar keine Kampffähigkeiten, weiß aber genau um ihre Position bescheid, ist gütig zu den Menschen und versucht ihren kleinen Sohn zu schützen, auch wenn sie dafür Sachen machen muss, auf die sie nicht gerade stolz ist.
Die Actionszenen selbst bleiben immer übersichtlich und die Kameraperspektiven schaffen es, den Schein großer Schlachten zu erzeugen. Dabei ist die Kraft hinter den Keulen-Schlägen von Hercules spürbar und es sieht einfach super aus, wie sich Amazone Atalanta mit Pfeil und Bogen durch die Gegner-Horden schießt und ihre Partner ihre jeweilige Trademark-Waffen gekonnt einsetzen (Äxte, Kampfstab und Wurfmesser, alles was das Herz begehrt). Auch die Animationen bei den Fabel-Tieren sind größtenteils gelungen, da sie keinen großen Part in der Story einnehmen, bleibt hier kein negativer Eindruck zurück. Die Settings und Kostüme passen zur Atmosphäre, wer historische Authentizität sucht, der ist ja sowieso hier im falschen Film.
Insgesamt also ein Film mit viel Action und ironischen Sprüchen, der seinen Helden ernst nimmt und auch eine tragische Komponente verleiht, doch nie mehr sein will, als er ist. Die Darsteller sind voll bei der Sache und mit viel Spielfreude dabei und manche Szenen sind derart gelungen, dass sie eine wahre Freude sind und das Erfolgserlebnis der Helden auf der Leinwand, gekonnt auf den Zuschauer übertragen wird (besonders die „Ketten sprengen“ Sequenz, ist ein klares Highlight). Schade, dass es wohl nicht weitergehen wird mit den Abenteuern dieser Hercules-Variante, denn es gibt auf jeden Fall um einiges seelenlosere als Blockbuster geltende Genrebeiträge da draußen, die deutlich langweiliger sind.
„Hercules“ bekommt von mir 7/10 am Ende den Helden im jedem Einzelnen weckende Empfehlungspunkte.