Immortals – Krieg der Götter (Filmkritik)

Im Jahre 1228 vor Christus versucht der ruchlose König Hyperion (Mickey Rourke) die gefürchteten Titanen wieder aus ihrem Gefängnis im Berg Tartarus zu befreien, als Rache an den Göttern, da diese seine Familie nicht retten wollten bzw. konnten. Göttervater Zeus (Luke Evans) trainiert schon seit Jahren in veränderter menschlicher Erscheinungsform seinen sterblichen Auserwählten Theseus (Henry Cavill), damit dieser den Kampf gegen Hyperion aufnehmen kann.

Das Rennen um den mächtigen Epeiros-Bogen, der seit Jahren verschollen ist und für den Ausgang des Kampfes entscheidend sein könnte, hat somit begonnen, wobei Theseus durch die Orakel-Dame Phaedra (Freida Pinto) und ihre hellseherischen Fähigkeiten, Hyperion eine wichtige Verbündete unter der Nase weggeschnappt hat. Eines scheint dabei klar: die Menschen werden ihr Schicksal so oder so auf jeden Fall selber bestimmen, denn die Götter dürfen laut Gesetz erst dann einschreiten, wenn die Titanen wirklich wieder befreit werden sollten.

Immortals Film

Regisseur Tarsem Singh („The Cell“, „The Fall“) kann es. Was genau wollt ihr nun wissen? Nun, er schafft es bei „Immortals“ wie schon bei seinen beiden Filmen zuvor eine atemberaubende Optik mit interessanten Sets und Kostümen und stylishen Kameraeinstellungen zu verbinden, das alles zusätzlich noch gefilmt mit einem Filter, den ich hier wohl am ehesten als „Gemäldeweichzeichner“ treffend bezeichnen könnte. Was Mister Singh leider nicht kann, ist eine Geschichte so zu erzählen und Schauspieler so zu führen, dass man als Zuschauer eine Verbindung zu ihnen aufbauen kann.

In „Immortals“ weiß man als Filmfreund immer, was als nächstes passieren wird. Spannung kommt hier also leider überhaupt nicht auf. Dies liegt aber nicht an den Darstellern sondern alleine an deren schablonenhaften Charakterzeichnung. Man weiß Theseus ist der Held, Phaedra sein Love Interest, Stavros der aufmüpfige Sidekick, Hyperion der fiese Bösewicht, Ares der weise Vater der Götter. Man kennt diese Figuren aus zahlreichen anderen Filmen (auch wenn sie dort andere Namen tragen) und weiß genau, dass man sie für das was sie sind zu schätzen weiß oder eben weniger leiden kann. Leider ist dieses Basis-Grundwissen aber das Einzige, was mich als Zuschauer an den hier agierenden Figuren interessiert hat. Hier spielen nur Hüllen die ich selbst mit meinen Erfahrungen gefüllt habe, alles wirkt seltsam distanziert und lässt mich ziemlich kalt.

Der genremäßig ähnliche „Kampf der Titanen“ ist auch kein guter Film, doch der war wenigstens teilweise lustig, hat mich geärgert und war einfach nur dumm und voller verschenkter Möglichkeiten, doch ich hatte wenigstens echte Emotionen beim Betrachten. Bei „Immortals“ sind die Handlung und die Menschen/Götter einfach egal, es besteht keinerlei Bindung und so hab ich den Film schon wieder vergessen, bevor ich diese Review überhaupt schreiben konnte (fragt mich jetzt ja nicht, wie ich es doch geschafft habe).

Auch coole Actionszenen werden auf die Dauer langweilig wenn sie das einzige sind, auf das man sich freuen kann. Auch ausgefallene Kostüme haben ihren Reiz, doch die Grenze zur Lächerlichkeit ist dabei leider fließend und wird hier mehr als einmal leicht überschritten. Dass der optisch ähnlich gelagerte Film „300“ bereits vor ein paar Jahren ins Kino kam, hilft „Immortals“ auch nicht gerade dabei, selbstsicherer auf eigenen Beinen stehen zu können. Trotzdem bleibt die visuell reizvolle Inszenierung aber alles, was diesen Film vor dem Totalabsturz rettet und ins schnell vergessene Mittelmaß hinaufhebt.

Fast schon wieder lustig ist aber die Tatsache, dass besonders Theseus eigentlich so gut wie gar nichts selber schafft und am Ende doch der Held der Götter und Menschen ist. Hat er die Rückkehr der Titanen verhindert? Nein. Hat er den mächtigen Bogen weise genutzt? Nein. Und außerdem, der Verlust des ach so wichtige Bogens an den Feind ist keine große Tragödie sondern wirkt eher so, als hätte Theseus seine Schlüssel verlegt, die er schon wieder finden wird. Ist ja immerhin sein eigenes Problem dass der Bogen weg ist und betrifft den Rest der Menschheit nicht, oder vielleicht doch?

Schauspielerisch kann hier fast niemand zeigen was er kann. Mickey Rourke (Passion Play) vielleicht noch am ehesten, der bekommt erstaunlich viel Screentime und fühlt sich in seiner kaltblütig, schleimig brutalen Rolle sichtlich wohl. Auch Luke Evans (Die Drei Musketiere) als Zeus schafft es Gefühle so zu vermitteln, dass man die Tragik seiner Entscheidungen spüren kann. Der zukünftige „Superman“ Henry Cavill (Blood Creek) ist zwar nicht schlecht doch er bekommt einfach nichts zu tun, außer gut auszusehen. Stephen Dorff (Bucky Larson) ist witzig aber völlig unterfordert und Freida Pinto (Slumdog Millionär) kann auch mehr, als in dieser völlig austauschbaren Rolle für Freude unter den männlichen Zusehern zu sorgen (inklusive peinlicher Sexszene versteht sich). Achja und den großartigen John Hurt als Erzähler aka. Zeus menschliches Alter Ego zu besetzen ist zwar nett als Idee, doch auch seine Figur wirkt verschenkt.

Insgesamt also ein Film, der optisch völlig beeindruckend daherkommt, doch sonst rein gar nichts zu bieten hat. Regisseur Singh sollte sich in Zukunft wirklich gute Leute fürs Drehbuch ins Team holen und dann auch auf sie hören, damit sein visuelles Können auch in der Story eine starke Basis findet uns so durch beide Teile ein toller Film entstehen kann. „Wrath of the Titans“ ich komme, nun kann es nur mehr besser werden.

„Immortals“ bekommt von mir 5/10 ausschließlich optisch überzeugende Empfehlungspunkte.


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