Gangster Squad (Filmkritik)

Los Angeles, Ende der 40er Jahre: Mickey Cohen (Sean Penn), ein aus Brooklyn stammender Mafia-Boss, beherrscht den Untergrund von L.A, indem er seine Finger auf dem Drogen- und Waffenschmuggel, sowie der Prostitution hat und sich nebenbei auch noch das Wettgeschäft unter den Nagel reißen will. Ohne Skrupel geht er dabei über Leichen und wird bei seinen oft nicht sehr subtilen Aktionen von korrupten Polizisten und Politikern, die auf seiner Gehaltsliste stehen, gedeckt.

Dadurch scheint er unantastbar und hat nichts zu befürchten. Daher wird eine kleine Geheimgruppe gegründet, der Gangster Squad. Die Mitglieder? Allesamt rechtschaffene Cops, denen das Gesetz die Hände bindet, die die Stadt der Engel aber wenn notwendig mit Gewalt zu einem besseren Ort machen wollen. Angeführt von Sgt. John O’Mara (Josh Brolin) und Jerry Wooters (Ryan Gosling), lassen sie sich nicht einschüchtern und versuchen den Gangsterboss mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.

Gangster-Squad

Schon im Mai 2012 waren die ersten Trailer für diesen Film im Kino zu sehen. Unter anderem war eine Szene im Trailer, in der die Gangster durch die Leinwand des legendären Grauman’s Chinese Theater schießen. Was hier auf den ersten Blick episch wirkte, hatte jedoch einige Parallelen zum wirklichen Leben, denn in etwa zur gleichen Zeit passierte der Aurora-Amoklauf, bei dem ein Irrer bei der The Dark Knight Rises-Premiere im Kino wild um sich schoss. Daher wurde das Veröffentlichungsdatum verschoben und eben diese Szene wurde um mehrere Millionen Dollar neu gedreht und in das chinesische Viertel verlegt und man muss sagen, dass diese Szene gelungen ist.

„Gangster Squad“ basiert auf wahren Begebenheiten, doch abgesehen von den Namen der Figuren und der Rahmenhandlung, ist nicht viel der Wahrheit entsprechend. Grundsätzlich liegt dem Film das gleichnamige Sachbuch von Paul Lieberman zu Grunde. Ich ging ohne viele Erwartungen in diesen Film und das war auch gut so. Denn hätte ich mir einen Gangster Film erwartet, der mit ausgeklügelten Plänen aufwartet, um einen Drogen-Kingpin zu stoppen, wäre ich wohl enttäuscht worden.

Denn offensichtlich war es in den 40-er Jahren noch nicht notwendig, bei Angriffen auf die Etablissements eines der gefährlichsten Männer der damaligen Zeit, Masken zu tragen. Und der Plan bestand hauptsächlich darin, Pistolenkugeln in den Bösen zu versenken und Geld und Drogen abzufackeln. Da fehlte irgendwie der Charme, den Filme haben, die sonst in dieser Ära spielen. Überhaupt hatte ich in meinem Hinterkopf so die (wohl unsinnige) Vorstellung, dass die Bösen damals eher Gentleman-Gangster waren.

Aber „Gangster Squad“ hat mir diese Vorstellung aus dem Kopf gepustet. Der Film vermittelt den Eindruck, dass damals ungefähr jeder Zweite in Hollywood mit Drogen, Prostitution oder Glücksspiel zu tun hatte und sogut wie jeder Cop und Richter bestechlich war. Nur 6 Cops, die den Gangster Squad bildeten, waren noch rechtschaffen und begannen in LA aufzuräumen. Nach dem Film stellte sich mir dann die Frage, inwieweit sich die eigentlichen „Gesetzeshüter“ letzten Endes mit ihren Aktionen von Mickey Cohen und seinen Handlangern unterscheiden? Denn die werten Hüter des Gesetzes pusten in diesem Film so viele Menschen um, dass das mitzählen schon schwer wird, so hoch ist der Bodycount. Mit einem hebt sich Cohen aber von den Cops ab, er ist bei seinen Aktionen um einiges kreativer. Da kommen zwei Autos und gerne auch schon mal ein Bohrer zum Einsatz (um nachzubohren eben).

Dank Regisseur Ruben Fleischer (Zombieland, 30 Minutes or Less) ist „Gangster Squad“ vor allem eins, durch und durch stylisch. Von den Kostümen über die Sets, bis hin zu den Autos wirkt alles soweit authentisch. Doch dieses Flair leidet dann unter der modernen Hochglanzoptik. Die Schussszenen sind schön anzusehen und die Regie trägt einiges zur Atmosphäre bei (natürlich sieht man in Zeitlupe, wie die Patronenhülsen auf den Boden fliegen – kann man diese Szenen endlich einmal einstampfen?). Wie in so ziemlich jedem Film in dem Kugeln fliegen, scheinen die Guten wohl wieder mal über einen unsichtbaren Schild zu verfügen, der sie magisch vor den halbautomatischen Waffen der Gangster beschützt. Oder die Bösen können nicht zielen. Auf jeden Fall noch positiv zu erwähnen ist, dass keine Minderheit dran glauben muss, denn sowohl der einzige Schwarze als auch der einzige Latino überleben das Kugelfest.

Sean Penn (Fair Game) als Mickey Cohen macht vor allem eins – overacten. Denn Cohen, der von der Rolle her schon das personifizierte Böse ist, gibt Penn ein riesiges Ego und lässt ihn durch seine Mimik und Gestik beinahe teuflisch erscheinen. Penn verbrachte jeden Tag 3 Stunden in der Maske, wobei mit meiner Meinung nach nur mäßigem Erfolg, denn er sah immer noch mehr oder weniger wie er selbst aus und die Ähnlichkeit zu dem eigentlich fast glatzköpfigen Cohen, hielt sich in Grenzen.

Ryan Gosling (Drive) spielte hier Jerry Wooter, einen Cop mit einem Babyface, der selbst eine schrecklichen Satz wie „Eigentlich hatte ich gehofft, ich könnte dich ins Bett bringen“ unschuldig klingen lässt, anstatt die Frau, mit der er spricht, zum Würgen zu bringen. Josh Brolin (MIB 3) als brummiger Kriegsveteran Sgt. John O’Mara steht erstaunlicherweise schwer unter dem Schlapfen seiner Ehefrau, die sogar die Mitglieder des Gangster Squad gemeinsam mit ihm aussucht. Mireille Enos (Big Love, The Killing), die bis jetzt mehr in diversen Serien zu Hause war, schafft es locker mit den diversen Schauspielgrößen dieses Films mitzuhalten und überzeugt auf ganzer Linie.

Robert Patrick (Last Resort) als Cowboy mit Polizeimarke und Michael Peña (End of Watch) als ungleiches Team sind für einige Lacher gut, wenngleich es mich stört, dass Peña in der deutschen Synchro einen dicken spanischen Akzent hat, der schon beinahe lachhaft wirkt. Emma Stone (The Help) ist einfach klasse, hat aber als Benimm-Coach von Cohen eigentlich nicht viel zu tun, außer sich in so ziemlich jeder ihrer Szenen eine Zigarette anzuzünden. Giovanni Ribisi (Ted) als Officer Conway Keeler spielt einen Technik-Nerd, der schon mit den damaligen Mitteln der Zeit einige tolle Sachen anstellen konnte (übrigens waren Wanzen damals noch faustgroß). Anthony Mackie (Ein riskanter Plan) als Messerwerfer Coleman Harris, war ebenso eine gelungene Ergänzung.

„Gangster Squad“ ist ein Film, der mit wahren Begebenheiten eigentlich wenig am Hut hat, aber durch Optik, eine gelungene Balance zwischen Action und Humor und viel Style überzeugt.

Der Film bekommt von mir daher 7/10 fast kugelsichere Empfehlungspunkte.


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