Drive (Filmkritik)

Der Film handelt von einem namenlosen Driver (Ryan Gosling) der neben seiner Tätigkeit als Stuntfahrer, nachts seine Dienste als Fluchtfahrer anbietet. Er bietet seine Dienste anonym und jedem nur einmal an und das auch nur für ein Zeitfenster von 5 Minuten – anschließend sind seine Fahrgäste auf sich gestellt. Mit dieser Methode, und auch weil der den Polizeifunk abhört, schafft er es immer wieder erfolgreich vor der Polizei zu flüchten.

Obwohl er auf Grund seiner Tätigkeit eher ein Einzelgänger ist, hilft er seiner Nachbarin Irene (Carey Mulligan) und ihrem Sohn, nachdem das Auto der beiden einen Motorschaden hatte. Die beiden verbringen Zeit miteinander und kommen sich näher – nur leider wird Irenes Ehemann Standard aus dem Gefängnis entlassen, der noch dazu der Mafia Schutzgeld schuldet. Um der Familie zu helfen rauben der Driver und Standard ein Pfandhaus aus. Beim Überfall stirbt aber nicht nur Irenes Ehemann, sonder es stellt sich auch heraus, dass die Beute der Mafia gehört. Die hat weniger Interesse an dem Geld, sondern will lieber alle Beteiligten tot sehen.

Drive

Bei dem Namen des Films denkt man unweigerlich an Filme wie „The Fast and the Furious“ doch spätestens der Trailer stellt klar, dass der Film das auf keinen Fall bieten wird. Auch wenn der namenlose Driver hauptberuflich Stuntfahrer ist, kommt hier die metallverbiegende Action relativ kurz. Dass der Film nichts desto trotz erstklassig funktioniert und warum Filme weitab vom Mainstream klasse sind, erfahrt ihr in den kommenden Zeilen.

„Drive“ ist nicht nur die Verfilmung des gleichnamigen Romans, sondern auch das Hollywooddebut des dänischen Regisseurs Nicolas Winding Refn. Der konnte bereits mit „Bronson“ beweisen, dass er das richtige Gespür für eine etwas andere Inszenierung mit interessanten Protagonisten hat. Für sein neuestes Werk musste er mit gerade einmal 13 Millionen Dollar auskommen und das Ergebnis kann sich trotzdem oder gerade deswegen sehen lassen.

Der Film selbst scheint irgendwo zwischen den 80ern und den 90ern zu spielen. Alles, von der Optik, über die Hauptdarsteller wird so inszeniert, wie man es sonst nur aus Filmen der guten alten Zeit kennt als alles noch besser war. Von einem coolen Protagonisten über die wirklich bösen Jungs und der rabenschwarzen Nacht, greifen alle Elemente nahtlos ineinander.

Das ist wirklich bemerkenswert, da Literaturverfilmungen oft ein Problem damit haben, ihre Geschichte so auf die Leinwand zu bringen, dass diese dort dann auch funktioniert. Eine weitere Besonderheit des Filmes ist die Action. Hier hat man diese eher ruhig inszeniert, um die nackte Gewalt als Stilelement zu verwenden (das kannte ich in der Form sonst nur von „A History of Violence“).

Ryan Gosling (The Ides of March) hat die vermutlich interessanteste Rolle – und zwar die des namenlosen Drivers. Als einsamer Kämpfer funktioniert er einfach großartig. Zwar schafft er es nie besonders sympathisch zu wirken, da seine Rolle zu kühl angelegt ist, was während des Films aber kaum stört. Auch wenn der Zuschauer durch die speziell wirkende Art des Drivers emotional auf Distanz gehalten wird, zieht seine Geschichte den Zuschauer förmlich in das Gezeigte hinein.

Eine derartig Charakterzeichnung, die so anders ist, gibt es nur sehr selten (ein weiteres Beispiel wäre vielleicht noch Lisbeth aus der Verblendungsreihe) und es ist schön zu sehen, dass man einerseits das Konzept so durchziehen konnte, und das es andererseits so gut funktioniert. Wenn dann der Song „A Real Hero“ durch die Boxen dröhnt wird dem Zuschauer sehr plakativ klar, wie die Verantwortlichen des Filmes ihren Protagonisten sehen.

Carey Mulligan kennt man am ehesten vielleicht noch aus ihrer Rolle in „Wallstreet: Geld schläft nicht“. Sie ist zwar keine Weltkasse-Schauspielerin, macht dass aber durch eine unglaubliche Liebenswürdigkeit wieder wett. Mulligan schafft es ihrer Rolle eine Zerbrechlichkeit zu verleihen, so dass vermutlich nicht nur beim Driver der Beschützerinstinkt aktiv wird.

Albert Brooks liefert als Bernie eine unglaubliche Performance als Antagonist. Eigentlich ist der ein normaler Geschäftsmann, sieht sich aber gezwungen seine Interessen zu verteidigen – denn immerhin ist es immer besser wenn die anderen ins Gras beißen. Im Gegensatz zu ihm ist sein Partner Nino ein richtiger Dreckskerl wobei man merkt, dass Ron Perlman merklich Spaß an der Rolle hatte.

Drive macht einen symbolischen Knicks vor den Filmen der 80er und 90er Jahre und setzt auf deren Stil ohne ihn einfach nur zu kopieren. Der Film ist großes Genrekino, dass mit viel Liebe inszeniert wurde.

Drive bekommt daher von mir 9/10 Empfehlungspunkte.


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