72 Stunden – The Next Three Days (Filmkritik)

Vor drei Jahren war die Welt noch in Ordnung. John (Russell Crowe) und Lara Brennan (Elizabeth Banks) lebten verliebt und glücklich mit ihrem Sohn in Pittsburg. Als Laras Chefin ermordet aufgefunden wird, sind die Beweise gegen sie erdrückend und sie wird verurteilt. Als später auch noch die Revision zurückgewiesen wird, versucht sie ihrem Leben ein Ende zu setzen. John versucht daraufhin mit aller Gewalt seine Frau aus dem Gefängnis zu befreien.

The Next Three Days Film Russell Crowe Elizabeth Banks

Die Regie führte hier Paul Higgis, der bis jetzt eher aus Schreiberling von Serien und Hochwertigen Filmen aufgefallen ist. Mit 72 Stunden ist ihm ein extrem guter Film gelungen, der aber leider trotz seiner Oscar-verdächtigen Besetzung leider nur mäßig erfolgreich war.

Unglaublich was so in drei Jahren passieren kann (Achtung: Doppeldeutigkeit!). Während die für den Trailer Verantwortlichen mehr oder weniger erfolgreich versucht haben, die Action hervorzuheben, geht es in diesem Film um genau das nicht – auch wenn der routinierte Cineast vermutlich nie wirklich davon ausgegangen ist.

Vielmehr ist 72 Stunden ein emotionales Charakterportrait wobei der Zuschauer den verzweifelten Protagonisten und seinen Weg in den Wahnsinn begleitet. Wenn man das in Kauf nimmt, ist es auch egal, dass der Film mehr als die Hälfte seiner Zeit damit verbringt, Russell Crowe bei der Planung zuzusehen.

Die besteht natürlich nicht nur aus dem Starren auf eine Pinnwand, schließlich braucht man auch gefälschte Papiere und einen Haufen Geld. Woher nehmen wenn nicht Stehlen? Für einen Kriminellen kein Problem, aber für einen Lehrer einer Highschool eine spannende Herausforderung.

Während das Drehbuch stellenweise Schwächen hat, und der Film sich etwas gar viel Zeit lässt (Laufzeit 2:13), macht er alles durch seine Charaktere und deren detaillierte Zeichnung wieder wett. Auch wenn der Film eigentlich voll auf die Qualitäten von Mr. Crowe setzt, hat man sich die Mühe gemacht jedem wichtigem Charakter eine menschliche Tiefe zu verleihen.

Zwar habe ich das Gefühl, dass die Rolle für die Russel Crowe seinerzeit seinen Oscar bekommen hat (Gladiator), nicht seine beste war, dennoch ist er einer der besten Schauspieler zur Zeit. Er geht in seinen Rollen auf bzw. spielt sie nicht nur sondern er ist die Rolle – und zwar vom Autisten bis zum Cowboy. Dabei hat er eine Präsenz, die dem Zuschauer genau vermittelt, um was es eigentlich geht ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben.

Seine Darstellung von John Brennan ist, um es kurz und prägnant auszudrücken, oscarverdächtig. Am Anfang ein normaler Typ, der seine Frau über alles liebt und zum Schluss jemand der aus seiner Not heraus mit gezückter Waffe einen Drogendealer ausnimmt (und natürlich alles was dazwischen liegt). Dabei schaffen es Crowe und der Film, eine emotionale Bindung zum Zuschauer aufzubauen, die ihn bis zum Schluss mit fiebern und leiden lassen.

Auch wenn es im Film eigentlich um das Befreien von Lara Brennan geht ist die Rolle von Elizabeth Banks verhältnismäßig klein angelegt. Während zu anfangs noch auf allzu schnulzige Weise gezeigt wird wie sehr sich die Brennans lieben (um die späteren Handlungen ihres Mannes zu erklären), sieht man sie später regelmäßig leiden, und was es aus ihrem Mann macht. Glaubhaft wird das vor allem da die Chemie zwischen den beiden Protagonisten stimmt.

Erwähnen möchte ich an dieser Stelle noch die Rolle von Johns Vater George Brennan gespielt von Brian Dennehy. Der hat zwar ein eher frostiges Verhältnis zu seinem Sohn, hält aber als er heraus findet, dass dieser etwas vorhat zu ihm und verabschiedet sich herzlich von ihm.

Auch wenn die im Film gezeigten Youtube-Videos, in denen z.B. gezeigt wird wie man Schlösser knackt oder Autos aufbricht nicht gefunden habe, halte ich 72 Stunden für großes Kino.

Von mir gibt es daher 9/10 Empfehlungspunkte.


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