The Marvels (Filmkritik)

Carol Danvers aka Captain Marvel (Brie Larson) hat ein Leben in der Einsamkeit des Weltraums gewählt, weil sie einen Fehler ihrer Vergangenheit wieder gutmachen will, bevor sie sich wieder unter die Augen derer traut, sie sie liebt. Durch eine Verkettung von Ereignissen kommt es dazu, dass sie, Ms.Marvel (Iman Vellani) und Monica Rambeau (Teyonah Parris) immer dann Plätze tauschen, wenn sie ihre Kräfte benutzen.

Nach Gesprächen mit Nick Fury (Samuel L. Jackson) bilden die drei ein Team, um hinter die Ursache von dem Phänomen zu kommen. Dabei stoßen sie schon bald auf eine mächtige Gegnerin namens Dar-Benn (Zawe Ashton), die für ihre Pläne bereit ist, ganze Planeten zu zerstören und mit Carol noch eine Rechnung offen hat.

Zu Beginn muss ich jetzt etwas weiter ausholen. Ich und mein Freund Fireagent, sind ja nun wirklich keine strengen Kritiker, die Sachen gerne zerlegen oder zum Beispiel einfach das Label „woke“ drüber klatschen, um den gesamten Inhalt ganz furchtbar finden zu dürfen. Mein Kollege hatte ja auch mit Eternals und Thor: Love and Thunder eine gute Zeit (die beiden Filme haben viel Abneigung der Fans abbekommen) und erst bei Sachen wie Wakanda Forever und Quantumania, hat er sich dann wirklich geärgert.

Ich habe diese vier eben genannten Filme bisher ausgelassen und auch jede einzelne MCU-Show nicht gesehen, nur einzelne Szenen geschaut und den Inhalt nachgelesen. Bis zu Endgame war diese Vielfalt nämlich eine Stärke und Marvel hatte einen klaren Plan, auf den sie hingearbeitet haben. Mittlerweile ist es aber eher eine Belastung bezogen darauf, was man alles gesehen haben sollte, um sich noch ganz auszukennen. Neben dem ersten Captain Marvel Film, sollte man hierfür etwa die Shows WandaVision und Ms. Marvel gesehen haben und zum Drüberstreuen Secret Invasion, obwohl da die Verbindung mit Nick Fury nicht ganz stimmig ist.

Wenn ich schon bei Nick Fury bin: der war mal ein richtig cooler Hund, in Secret Invasion ist er dann der gebrochene Verlierer, der Nichts erreicht hat und in The Marvels der Sidekick-Charakter, der für fast keine Lacher gut ist und den du nicht ernst nehmen kannst. Ja, es gab Schwierigkeiten bei der Produktion wie etwa eine gewisse Pandemie, negative Test-Screenings und massive Nachdrehs und den damit verbundenen Umschneiden der Endfassung, doch im Prinzip hat sich Marvel selbst demontiert.

Von der Story her gibt es kein klares Ziel mehr, zu viel Inhalte werden angeboten (vor allem wegen der Streaming-Serien), Drehbuchautoren und Regisseure, die auf Grund ihrer Hautfarbe oder sexuellen Orientierung „gecastet“ werden und moderne Agendas als Hauptmotivation haben und nicht das Erzählen von spannenden Geschichten. Als Höhepunkt werden dann noch die Fans angegriffen (hallo, wir sind die Kunden), weil Kritik an Filmen kommt ja nur ausnahmslos von Trollen, die muss man nicht ernst nehmen. Dass ein Film objektiv schlechter ist, kann gar nicht sein.

Was mich endlich zu The Marvels selbst bringt von Regisseurin Nia DaCosta (Candyman), der Film, mit dem schwächsten Einspiel-Ergebnis des gesamten MCU (bisher hielt diesen „Rekord“ The Incredible Hulk aus dem Jahr 2008). Jetzt kann man sich natürlich folgende Frage stellen: warum sollte ein Film erfolgreich sein, der eine unsympathische, eine nervige und eine langweilige Dame als die drei Hauptfiguren kombiniert?

Ja, das war jetzt etwas überspitzt und deshalb mache ich zunächst mit anderen Problemen weiter, immerhin gibt es ja genug zur Auswahl. Erstmal ist der Ton im Sinne von der Grundatmosphäre extrem unstimmig. Welche Geschichte will man hier eigentlich erzählen? Ein sterbender Planet, den die tragische Schurkin retten will? Eine Wiedergutmachungs-Storyline für Captain Marvel für vergangene Fehler? Warum wird dann ständig und immer wieder diese „wir haben hier eine große, bunte Space-Opera, habt doch eueren Spaß Kinder“ Stimmung verbreitet?

Keine einzige dramatische Szene habe ich hier gespürt, um Niemanden hat man Angst. Bei den Momenten auf dem Planeten, wo die Bewohner sich nur mit Gesang (und Tanz) verständigen können glaubt man dann gänzlich, man wäre im falschen Film gelandet. Wie dann aber die „Katzen“ zum Transport sämtlicher Crew-Mitglieder eingesetzt werden, das ist von der Dynamik her schön irre, aber diesen Mix aus Spaß und Dramatik muss man können (hallo Mister James Gunn), hier funktioniert dies daher als Einzel-Szene, nicht als homogener Teil des Ganzen.

Die Kämpfe an sich bringen nichts Neues, sie bleiben dabei so lange nett anzusehen, bis ein anderes Problem hinzu kommt. Gemeint sind die Effekte, die stellenweise wirklich passen, bunt und witzig sind, dann wiederum so mies und holprig daherkommen, dass ich keine Ahnung habe, warum sie die so im Film gelassen haben. Wenn es der Film schaffen würde, dass man im Geschehen drinnen wäre, dann würde es dich dabei ständig heraus schmeißen. Was mich zu den Darstellern bringt und zu Zawe Ashton (Blitz) als Schurkin Dar-Benn.

Es geht mir nicht darum, ihre schauspielerischen Fähigkeiten an sich anzugreifen, aber in dieser Rolle fühlt sie sich sichtlich einfach nicht wohl bzw. wusste nicht, was sie damit anfangen soll. Ihre Blicke und wie sie ihre Sätze sagt, das wirkt wie eine Parodie und ihr Kostüm unterstützt das auch noch, wirkt es doch als wäre es das Cosplay eines Fans, der nur wenig Geld zur Verfügung hatte. Brie Larson (Kong: Skull Island) erfreut uns durchgehend mit nur einem Gesichtsausdruck und wenn sich der mal ändert, dann zeigt er meistens, dass sie sich irgendwie ebenso unwohl fühlt.

Teyonah Parris (Point Blank) als Monica finde ich in ihrer Performance sehr beliebig und Samuel L. Jackson (The Protégé) als Nick Fury spielt so, als würde er für seine Enkel Theater spielen, damit der gemeinsame Nachmittag schneller vergeht. Einzig Iman Vellani als Kamala ist ein Energiebündel. Bei ihr merkt man einfach, dass sie selbst genau wie ihre Figur einfach extrem aufgeregt darüber ist, dass sie hier dabei sein kann. Manchmal kann sie dabei etwas nervig wirken, diese Momente werden aber immer (fast) rechtzeitig abgefangen.

Am Ende wird wieder mal das Multiversum angeteasert (interessiert das überhaupt noch irgendwen), die Gefahr wurde mit der selben infantilen Logik gebannt, mit der scheinbar das gesamte Drehbuch verfasst wurde und Ms.Marvel startet ihre Rekrutierung, um die Young Avengers zu gründen, was sicherlich gaaanz viele Fans sehen wollen. Wenn jemals ein Film als „Füller“ bezeichnet werden kann, dem wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird und wo kaum etwas passiert, dann ist das The Marvels. Aber Moment mal, auf Grund der Ziellosigkeit…ein Füller, aber für was eigentlich? 2024 kommt nur Deadpool 3 vom MCU, da wird es spannend, ob der funktioniert, aber Disney hat sich hier eindeutig in eine Sackgasse manövriert, aus der die sich offensichtlich nicht einmal mit einem Sprung ins Multiversum befreien können.

P.S.: Nur ein kleines Logik-Detail. Warum hält Ms.Marvel beide Bänder aus, im Gegensatz zu Dar-Benn? Weil es ihre Bestimmung ist, oder habe ich da was übersehen, weil sich mein Gehirn bereits verabschiedet hatte? Aber egal, macht in Summe auch keinen Unterschied mehr. Von dem seltsamen Katzen-Stream und dem verzweifelten letzten Trailer, bei dem krampfhaft eine Verbindung zu den Avengers und Thanos herbeigeführt werden sollte, fange ich auch lieber gar nicht erst an.

„The Marvels“ bekommt von mir 4,5/10 auf Logik und weitere essentielle „gute Filmzutaten“ völlig verzichtende Empfehlungspunkte.


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