Wolfwalkers (Filmkritik)

Robyn Goodfellowe (Honor Kneafsey) ist die Tochter des städtischen Wolfsjägers Bill (Sean Bean) und sie träumt davon, mit ihrem Vater auf Wolfsjagd zu gehen. Denn die Tatsache ist: In den Wäldern rund um die Stadt lauern Wölfe. Gefährliche Bestien, die man vertreiben muss, da sie das Leben der Städter bedrohen.

In den Wäldern lebt Mebh (Eva Whittaker), die ihres Zeichens eine Wolfwandlerin ist. Das bedeutet, wenn sie wach ist, ist sie ein Mädchen und wenn sie schläft, dann verwandelt ihre Seele sich in einen Wolf und sie zieht mit dem Rudel, welches sie kontrollieren kann, umher. Und Mebh sucht ihre Mutter, die ebenfalls eine Wolfwandlerin ist, aber seit Tagen nicht zurückgekehrt ist. Und die Zeit läuft, denn die Städter holzen immer mehr Wald ab und ihr Lebensraum wird eng und enger …

Das erste Mal über „Wolfwalkers“ bin ich 2020 gestolpert als ich in einer Filmzeitschrift einen Miniartikel darüber gelesen habe und ich mir dachte, ja, der klingt interessant und vor allem die Optik sieht spannend aus. Handgezeichnet und offensichtlich mit viel Liebe gemacht. Die Story, tja, die war für mich nicht so wichtig, denn sie las sich in der Kurzfassung jetzt nicht so prickelnd und ganz ehrlich: Sie ist auch nicht neu. Aber das schreibe ich mittlerweile in jeder zweiten Kritik und es stimmt auch meistens genau so. Aber die Frage ist ja eigentlich nicht, ob es eine neue Story ist, sondern ob man ihr neue Facetten abgewinnt und ob man sie gut und mitreissend erzählt.

Und tja, bei Wolfwalkers trifft das zum größten Teil zu. Die Figuren-Konstellation ist ebenfalls bekannt und auch wie die Story sich entwickelt ist keine große Überraschung. Es folgen ein paar Spoiler: Natürlich ist Robyns Vater der Meinung, dass die Wölfe eine Bedrohung sind und außerdem muss er dem Stadthalter („Lord Protector“) gehorchen, sonst wird er mitsamt Tochter aus der Stadt geworfen. Und natürlich entpuppt sich die Tochter Robyn als Wolfwalker. Und natürlich lebt die Mutter von Mebh noch. Und ratet mal, wo sie ist? Und so weiter und so fort.

Aber das alles macht nichts, weil es einerseits optisch einfach großartig aussieht. Der Stil ist einzigartig und selbst, wenn euch die Standbild-Optik nicht anspricht, dann müsst das einfach in Bewegung sehen. Es tut so gut, wieder einmal einen Film sehen zu können, der von Menschenhand gezeichnet wurde und nicht animiert. Es. sieht. Monumental. aus.

Das liegt natürlich auch an der Inszenierung. Die Szenen aus der Wolfsperspektive sind toll. Die Verfolgungsjagden sind toll. Die Action ist toll. Die Spannung ist super. Die Figuren sind toll. Die Farbgebung ein Hammer. Und die Musik … ui, die Musik ist 1A. Und falls sich jemand fragt: Ja, die Nummer „Running With The Wolves“ von Aurora … die ist aus diesem Film (ich weiß allerdings nicht, ob sie zuerst ein Hit wurde und dann in den Film kam oder umgekehrt).

Die Figuren sind liebenswert (bis auf die Bösen, die halt so richtig böse sind) und man wünscht ihnen einfach allen, dass sie es bis zum Ende schaffen und es gut überstehen. Und das ist nicht gewiss, denn in diesem Film ist niemand richtig sicher. Man traut den Macher:innen ziemlich alles zu und gerade gegen Ende, wenn dann die Hetzjagd (ich sag jetzt nicht wer gegen wen) losgeht, dann geht die Post ab. Und die Spannungskurve zeigt steil nach oben.

Geschrieben haben Wolfwalkers Tomm Moore, Ross Stewart und Will Collins. Will Collins hat auch „Song Of The Sea“ geschrieben, den ich übrigens unbedingt nachholen muss, denn da hatten ebenfalls Stewart und Moore ihre Finger drin und die drei Herren, die wirken auf mich ein wenig wie ein Winning-Team.

Jedenfalls hat „Wolfwalkers“ das Herz am richtigen Fleck, sieht fantastisch aus, ist spannend und erzählt noch dazu seine Geschichte mit sympathischen Figuren und – ich wiederhole – es sieht in Bewegung einfach großartig aus. Die Musik tut ihr übriges dazu (ich steh einfach auf irische Musik, dass muss ich vielleicht auch anmerken).

Also: „Wolfwalkers“ ansehen. Unbedingt. Dankt mir später.

„Wolfwalkers“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, eine alte Story neu und visuell beeindruckend erzählende, Punkte.


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