Final Fantasy: The Spirits Within (Filmkritik)

Die Erde ist beinahe zerstört. Überrannt von einer außerirdischen Macht, die in einem Meteor bei uns aufgeschlagen ist. Wir konnten uns nicht helfen, uns nicht retten. Der Forscher Dr. Sid (Donal Sutherland) entdeckte, dass diese Außerirdischen aus Energie bestehen und entwickelte Waffen und Schilde, welche sie abwehren können. Aber da war es schon fast zu spät.

Die Schlacht um die Welt ist beinahe verloren. Wir leben in Teilen von früher glorreichen Städten, versteckt hinter Energieschilden und große Teile der Welt sind verbotene Zonen. Bei Kontakt mit den „Phantomen“ überträgt sich ein Teil in den Menschen und nistet sich dort ein, tötet sie rasch und fast unaufhaltsam.

Dr. Aki Ross (Ming-Na Wen) ist Forscherin. Sie macht sich immer wieder in verbotene Zonen auf, um überlebende Tiere oder Pflanzen zu finden, weil sie mit Dr. Sid gemeinsam an einer Energiewelle arbeitet von der sie glaubt, sie könnte die Phantome bezwingen. Allerdings trägt Aki auch ein Geheimnis mit sich herum und die Zeit wird knapp, denn die Regierung hat eine Waffe bauen lassen: Das Projekt „Zeus“. Eine riesengroße Strahlenkanone, die über der Erde schwebt und wenn diese abgefeuert wird, dann – so meint Dr. Sid – würde das nicht nur die Phantome vernichten, sondern auch die Erde an sich.

Ich habe „Final Fantasy: The Spirits Within“ damals im Kino gesehen. Das war eine kleine Revolution. Der erste Film, der vollständig computeranimiert war und (wie wir damals dachten) fotorealistische Grafik zu bieten hatte. Gerüchten zufolge war es so, dass der Schauspieler Matt Dillon eine Figur für den Film synchronsprechen sollte, jedoch die Worte „Ihr wollt uns unsere Jobs kosten!“ rufend aus dem Studio lief, weil er glaubte, dass diese Technik ihn und alle Schauspieler*innen obsolet machen würde. An seiner Stelle sprang dann Alec Baldwin ein.

Tatsache ist: Der Film war ein finanzieller Flop sondergleichen. Da dürften wohl einige Schauspieler*innen danach wieder besser geschlafen haben. Tatsächlich haben die Regisseure Hironobu Sakaguchi und Motonori Sakakibara ein paar Fehler gemacht, die meiner Ansicht jedoch nicht an der Grafik lagen.

Fehler 1: Die Actionmomente und auch die emotionalen Moment sind völlig ohne Drama inszeniert. Da stürzt zum Beispiel eine Kapsel auf einen wichtigen Charakter und tötet ihn, was ein wirklich emotionaler Moment sein sollte, aber das passiert so … fast nebenbei. Oder Figuren aus der Crew von Aki sterben und man weiß, man sollte sich jetzt schlecht fühlen, aber eigentlich denkt man sich nur „aha“. Da ging bei der Regie was daneben, denn optisch sieht die Sache auch heute noch großartig aus. Und der Film ist immerhin 2001 ins Kino gekommen.

Fehler 2: Die gesamte Machart des Films, also die Besetzung und die Optik der Charaktere ist absolut auf den englischsprachigen/amerikanischen Markt ausgelegt. Die Charaktere könnten aus einem Cameron-Film stammen (zB Aliens), was per Definition bedeutet: Es hätte funktionieren müssen. Das war wohl gedacht als Sicherheit, passt aber leider nicht zusammen mit

Fehler 3: Der Story. Denn die ist so absolut typisch japanisch überdreht (und natürlich kommen Tentakel vor …), schräg und spirituell, da kommt der Durchschnittsamerikaner nicht mit (sorry, das war jetzt gemein von mir, aber ich empfinde das mittlerweile wirklich so). Da geht es um spirituelle Energien, um die Seele der Welt (Gaia) und um einen Meteor, der nicht irgendeine Invasionsarmee gebracht hat, sondern die rastlosen Geister von Kriegern, die zwischen Leben und Tod festsitzen und in ihrer Panik einfach da weitermachen, wo sie zum Zeitpunkt des Todes aufgehört haben.

All das zusammen bedeutet, es konnte eigentlich nicht gut ausgehen. Und tatsächlich hat der Film bei einem Budget von 137 Millionen gerade mal 82 Millionen weltweit(!) wieder eingespielt. Wenn das kein Flop ist, dann weiß ich auch nicht.

Und das ist schade, denn der Film ist in vielerlei Hinsicht einfach ein ziemlich genialer, wenn auch langsamer, Film (naja, so langsam wie die erste Hälfte von „2001 – Odysee im Weltraum“ ist er nicht, aber das ist ja auch fast nicht möglich. Ich habe mehrere Anläufe gebraucht, um ohne einzuschlafen über die Mondlandung hinauszukommen). Die Optik (und ich meine das Design) ist ein Hammer. Sicher, er ist langsamer als animierte Filme heutzutage, aber das hat mehr mit der Story zu tun. Der Soundtrack ist leider (bis auf das tolle Schlusslied) völlig belanglos und generell finde ich, ist das Sounddesign des Films das größte Problem, weil es einfach zu wenig „Hintergrund“ gibt. Es fehlt einfach was. Dadurch wirkt alles künstlicher als es aussieht.

Trotzdem bleibe ich dabei: Ich finde den Film (wenn man sich auf die Story einlässt) wirklich toll. Dass es ein paar Storyteile gibt, die rausgeschnitten wurden (zB gab es in der Originalfassung einen Handlungsstrang, der am Ende offenbarte, dass Aki schwanger war. Mit diesem Wissen ergibt das letzte Viertel des Films endlich vollständig Sinn), geschenkt. Wenn auch schade, denn das hat sicher nicht geholfen, die an sich schon eher nicht mainstream-taugliche Story verständlicher und zugänglicher zu machen.

Was sicher auch nicht geholfen hat, waren die actionreichen Trailer, denn da hatte man fast das Gefühl, man würde einen richtigen Actionkracher bekommen. „The Spirits Within“ ist allerdings fast das Gegenteil davon, streckenweise wirkt der Film fast schon meditativ. Dazu haben die Actionszenen zu wenig „Druck“. Deshalb doppelt schade, weil die Trailer zeigen, was möglich gewesen wäre.

„Final Fantasy: The Spirits Within“ bekommt von mir 8,5 von 10 möglichen, schon sehr speziell in seiner Art (und ich meine nicht die Technik) seiende, Punkte.


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