Mirrormask (Filmkritik)

Helena (Stephanie Leonidas) lebt in einem Zirkus. Sie träumt aber davon wegzulaufen und ein normales Leben zu führen. Bei einem Streit mit ihren Eltern wünscht sie, dass ihre Mutter doch einfach sterben solle. Am nächsten Tag befällt ihre Mutter eine schwere Krankheit und sie muss ins Krankenhaus. Helena gibt sich selbst die Schuld dafür und findet sich plötzlich in einer „dunklen Fantasywelt“ wieder.

Auf ihrem Weg zurück trifft sie sonderbare Gestalten, Sphinxen, Affenvögel und letztlich sogar die „dunkle Königin“, welche Helena ein Geheimnis offenbart, dass ihr Selbstbild vermutlich sehr erschüttern könnte …

Neil Gaimen und Dave McKean. Zwei Namen, die man kennen sollte. Neil Gaimen ist durch seine „Sandman“-Graphic Novels weltberühmt geworden. Auch die auf seinem Buch basierende Amazon-Serie „American Gods“ ist vermutlich vielen ein Begriff. Außerdem gibt es da noch „Coraline„, ein Stop-Motion-Film, der auf einem Buch von Gaimen beruht. Oder „Der Sternwanderer„, ebenfalls auf einem Buch von Gaiman beruhend (und auch super). Ich bin damals tatsächlich von Spideragent auf „Mirrormask“ aufmerksam gemacht worden und habe ihn nach Erstsichtung allen Menschen, die ich kenne zeigen müssen, weil ich völlig baff war.

Und Dave McKean kennt man als Visual Artist, der eine ganze, ganze Menge an Plattencover gemacht hat. Primär aus dem Metal-Bereich (Fear Factorys „obsolete“ oder Dream Theaters „Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory“) und ein paar aus dem Pop-Bereich (Counting Crows „This Desert Life“). Außerdem hat er eine Menge Bücher mit Gaiman zusammen gemacht. Wie zum Beispiel „The Day I Swapped My Dad For Two Goldfish“ oder „The Wolves In The Walls“.

Und diese beiden haben 2005 gemeinsam einen Film gemacht. Das Drehbuch und die Story stammen von Gaiman und die Regie hat Dave McKean übernommen. Und was ist daraus geworden? Ein wilder, tiefgründiger Trip, der viel Raum für Interpretationen und Doppeldeutigkeiten offenlässt bzw. aus heutiger Sicher sogar ziemlich plakativ ist, aber dennoch funktioniert. Große Überraschungen finden sich in der Story nicht (wer wird wohl die dunkle Königin sein?), aber man merkt dem Film einfach die Liebe an, die ihn in gesteckt wurde.

Das Art-Design ist auf den ersten Blick als von Dave McKean zu erkennen. Die Figuren, die Bewegungen, alles zusammen – alles lebt und atmet das Design von McKean und es sieht auch in Bewegung wirklich gut aus. Für Verhältnisse von 2005, wohlgemerkt. Denn die grafischen Effekte sind wirklich, wirklich schlecht gealtert. Und der Film besteht zu 75% aus grafischen Effekten und Spezialeffekten. Das ist halt eher … nun, schlecht in diesem Fall. Wer sich allerdings auf die Story bzw. die Figuren einlässt, für den oder die wird wohl die Grafik in den Hintergrund treten, denn die Situationen und Figuren sind Archetypen mit dem typischen Gaiman-Twist.

Nur ein Beispiel: Eine Situation im Film wird dadurch gelöst, dass Helena ein Buch aus einem Schrank zieht und es anschreit, es sei schlecht geschrieben, das Ende sei Mist und überhaupt sei es keine Literatur, weil das ja unter Schund falle. Dann lässt sie es fallen. Das Buch landet aber nicht auf dem Boden, sondern klappt sich – die Seiten nach unten auf – und schwebt. Und zwar zurück in die Bücherei aus welcher es gekommen ist, weil es sich so schämt, dass es der Leserin nicht gefallen hat. Was für Helena super ist, weil sie genau dahin muss. Und solche Ideen gibt es wirklich viele im Film. Ideen, die ich in dieser Form noch nie vorher (und auch nicht nachher) so gesehen habe.

Wie dem auch sei: Der Film ist alt. Der Film hat veraltete Effekte. Aber er bietet eine Story, die zeitlos und gut ist. Das Art-Design ist und bleibt über alle Zweifel erhaben (wenn jemand mal ein sinnvolles Remake machen sollte, dann bitte diesen Film hier mit zeitgemäßen Effekten – DAS wäre richtig cool).

„Mirrormask“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, wer über die alte Optik hinwegsehen und das Art-Design und die Story dahinter schätzen kann, wird gut unterhaltene, Punkte.


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