The Matrix Resurrections (Filmkritik)

Thomas Anderson (Keanu Reeves) ist Programmierer. Er hat bereits drei Blockbuster-Spiele erdacht und mit seinem Team von Deus Machina umgesetzt. Aber er hat auch ein großes Problem: Wahnvorstellungen und manchmal Erinnerungslücken. So hat er vor einiger Zeit scheinbar versucht während einer Preisverleihung vom Dach eines Hochhauses zu springen, der Meinung er könne fliegen. Deshalb hat er auch einen Therapeuten (Neil Patrick Harris).

Aber nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass er vielleicht doch nicht verrückt ist. Vielleicht sind die Spiele, die er erdacht hat, keine Idee von ihm, sondern unterdrückte Erinnerungen. Aber wenn, dann muss man sich fragen, warum er noch lebt, denn in den Storys seiner Spiele stirbt er am Ende.

Gleichzeitig trifft er immer wieder eine Frau, die ihm sehr bekannt vorkommt und die er – ohne sagen zu können warum – liebt, zu welcher er fast magisch hingezogen wird. Ihr Name ist Tiffany (Carrie-Anne Moss).

Und dann bricht wieder einmal der Boden unter Thomas Andersons Füßen weg, denn jemand möchte ihn unter allen Umständen aus der Matrix retten …

Nein, niemand hätte einen vierten Teil zu den Matrix-Filmen gebraucht. Aber hey – es gibt ihn und wenn es ihn schon gibt, dann kann man ihn sich ansehen, denn auch wenn die Qualität der ersten drei Teile schwankend war, so waren sie immerhin gut anzusehen und optisch ein Fest.

Das ändert sich mit dem vierten Teil. Ich kann kaum glauben, dass ich diesen Satz tippe, aber die größte Schwachstelle des vierten Teils ist … die Action. Waren die ersten drei Teile doch gerade an dieser Front eigentlich Vorreiter des Genres, so ist dieser vierte Teil bei der Action ziemlich gewöhnlich, um nicht zu sagen: Fast langweilig. Gerade Massenschlägereien (einmal im Zug, einmal in einer alten Fabrikhalle) sind ziemlich schwach choreografiert und noch dazu mit wirklich wenig „Wumms“ inszeniert. Von den kleinen Schlägereien zwischen wichtigen Charakteren mal abgesehen. Die rocken immer noch, sind aber sowas von selten, dass sie die Action auf kein anderes/besseres Niveau heben.

Man könnte meinen, dass das Finale für alles entschädigt, aber sogar das fand ich eher bieder. Nochmals: Aus Sicht der Inszenierung. Die Ideen darin (ich sage nur: „Bomben“) sind ziemlich schräg, aber gut.

Heißt das jetzt also, dass „Resurrections“ ein schlechter Film ist? Himmel, nein! Ich finde ihn sogar den besten – gleich nach dem ersten Teil. Das liegt daran, dass die Story, wie ich finde, ziemlich gut geworden ist. Die Idee, warum man Neo und Trinity wiederbeleben musste, was nach dem „Friedensvertrag“ aus der Welt und Zion geworden ist. Was mit Morpheus passiert ist („He could not believe that anyone could change what you did“). Auch wie sich Niobe entwickelt hat fand ich toll. Einfach ziemlich alles, was sich Lana Wachowski da ausgedacht hat, fand ich wirklich erfrischend und teilweise auch richtig mutig.

Die Neubesetzung einzelner Charaktere ergibt im Kontext des Films Sinn und auch die neuen Figuren sind gut und fügen sich super ein. Es ist eine neue Matrix. Eine, die wir bereits am Ende von „Revolutions“ gesehen haben. Warum diese neue Matrix notwendig war und warum man Neo und Trinity in nebeneinander liegende Pods packen musste … das ist alles weit besser durchdacht als ich zu hoffen gewagt hätte. Tatsächlich ergibt in meinen Augen alles hier einen Sinn. Und es ist selten, dass ich einem Film alle (auch die kleinen Nebenrollen) tatsächlich mochte. Ich habe mir am Ende wirklich Sorgen um ein paar der Randfiguren gemacht. Das schafft jetzt auch nicht jeder Film.

Bis auf die Action halt. Die ist eher lahm inszeniert. Das mag daran liegen, dass es sich Lana Wachowski nicht nehmen hat lassen auch diese Szenen selbst zu inszenieren, aber hey – soll sein. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal einen Matrix-Film (vom ersten abgesehen) für seine Story und die Ideen dahinter loben würde.

Wer sich hier einen Action-Kracher erwartet, der oder die wird das Kino meiner Ansicht nach bitter enttäuscht verlassen und auf das ganze Bla Bla Bla im Film schimpfen. Wer sich aber dafür interessiert, was nach „Revolutions“ passiert ist und sich auf die neuen Ideen und was diese aussagen einlässt, der bekommt einen Film der zum einen eine klare Liebeserklärung an das Leben darstellt und zum anderen ein sehr klares und hartes Statement über unsere Zeit. So wie es der erste Film auch war („Do you know what it is? A virus. Human beings are a disease, a cancer of this planet. …“).

Was soll ich sagen, außer: In meinen Augen ist diese Fortsetzung absolut nicht notwendig gewesen, aber hey: Jetzt, wo es sie gibt gefallen mir sogar Teil 2 und 3 besser. Weil sie in einen für mich stimmigeren Kontext gebettet sind und es ohne sie keinen Weg gegeben hätte, der zu diesem Teil hier geführt hätte. Und das muss man mal über einen Film sagen können, der an einen 18-Jahre alten dritten Teil anknüpft, der eigentlich das Ende hätte sein sollen.

„They taught you good. Made you believe their world was all you deserved. But some part you knew that this was a lie.“

Es ist schön, wenn Blockbuster wie dieser hier nicht einfach nur lauter und bunter werden, sondern zur Abwechslung auch mal nicht davor zurückscheuen, etwas zu sagen zu haben.

„Fear. Fear is easier to control.“

Und der Meta-Ebenen-Humor im ersten Drittel? (Ich sag nur „We need a sequel!“) Ich fand ihn witzig und herrlich. Manche behaupten ja, dass „Resurrections“ seine Vorgänger durch den Kakao zieht. Wer das wirklich denkt, der oder die hat – und das meine ich dieses Mal tatsächlich so wie ich es sage – einfach nicht verstanden, worum es hier geht.

„The Matrix Resurrections“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, das was ein Sequel machen sollte ignorierende und stattdessen sein eigenes Ding durchziehende, Punkte.


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