So Cold the River (Filmkritik)

Erica (Bethany Joy Lenz) hat ihre Karriere als Regisseurin von Dokumentationen, nach einem schrecklichen Zwischenfall auf Eis gelegt und verdient ihr Geld seither mit kleineren Arbeiten, wie etwa Hochzeitsvideos oder Nachrufen. Durch ein lukratives Angebot wird sie jedoch aus ihrer Lethargie gerissen und sie macht sich auf, das Geheimnis eines mysteriöses Wohltäters einer kleinen Stadt aufzudecken.

Gemeinsam mit Praktikantin Kellyn (Katie Sarife) stößt sie dabei aber schon bald auf Dinge, die man nicht mit dem logischen Verstand erklären kann und auch was den Zustand ihres Geistes betrifft, macht sich Erica zunehmend Sorgen. Doch sie steckt schon zu weit drinnen um jetzt aufzugeben und deshalb wird sie alles geben, um diesen Job erfolgreich zu Ende zu bringen…

Hierbei handelt es sich um die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Autor Michael Koryta (das Buch zu Those Who Wish Me Dead stammt beispielsweise auch von ihm) aus dem Jahr 2010. Regie führte Paul Shoulberg (Ms. White Light), der sich auch gleich dem Drehbuch gewidmet hat. Vom Genre her ist dies wohl am ehesten ein Krimi, eingebettet in ein bestechendes Mystery-Korsett und versehen mit ein paar Horror-Elementen.

Wie immer sind Meinungen subjektiv. Was ich jedoch als objektive Wahrheit erlebt habe, ist dass Shoulberg hier ein Lehrstück dafür abliefert, wie man atmosphärische Bilder, Überblendungen, Schnitte und Kamera-Perspektiven abliefert. Schon die ersten Aufnahmen in einem fahrenden Auto sind ungewöhnlich, sie haben etwas Beobachtendes ohne voyeuristisch zu sein, eher in die Richtung alles sehend und wissend.

Angefangen von der Fähigkeit von Hauptfigur Erica teilweise Dinge aus der Vergangenheit „klar“ zu sehen (nennen wir es einfach Visionen) bis hin zu einer gewissen Wasserflasche, die eine zentrale Rolle für die Geschehnisse spielt, gibt es hier immer wieder einen übernatürlichen Einfluss, der die involvierende Stimmung verstärkt. Dabei saugt es dich als Zuschauer weniger hinein, ich würde es eher mit langsamen Untergehen im Treibsand bezeichnen.

Auch die gute alte Frage, ob sich das alles nur in Ericas Kopf abspielt kann man sich teilweise stellen, doch welche Details für die eine Richtung sprechen oder in eine andere führen, das sollte man am Besten selbst entdecken. Fast schon logisch ist die Konsequenz dieser Erzählweise, dass die Geschwindigkeit extrem gedrosselt wurde und man weder Action, noch schweißtreibende Jump-Scares erwarten sollte.

Zum Finale hin eskaliert das Chaos dann erwartungsgemäß, es wird blutig und wie man das Ende deuten kann, auch da gibt es mehr Möglichkeiten. Als Erica darf Bethany Joy Lenz (Blindfire) den Film über weite Strecken alleine tragen und das macht sie auf eine souveräne, irgendwie geerdet wirkende Art und Weise. Erica ist dabei keineswegs „nur“ die Heldin, oder ein Opfer, sie ist auch viel mehr Täter, als man es zunächst vermutet hätte.

Viel einfacher zu lesen und eindeutig offener ist Katie Sarife (Annabelle 3) als Kellyn, die nicht nur ein riesiger Fan von Erica ist, sondern auch weit weniger abgebrüht ist, noch Ideale und Skrupel hat und im Laufe der Story das klassische „Never meet your Heroes“ Szenario erleben muss (was sie sogar anspricht). Auch der Rest des Casts ist stark in Rollen, die alle „diese Figur hat doch sicher etwas zu verheimlichen“ auf die Stirn tätowiert haben.

Wer also nach einem übernatürlich angehauchten Mystery-Film sucht, der eine tolle Atmosphäre liefert und Ruhe in den stressigen Alltag bringt (alptraumhafte, fast Trance artige Momente inklusive), der ist hier genau richtig. Er ist teilweise vielleicht zu langsam und klare Highlights fehlen für mich, doch die Spielfreude der Schauspieler zieht mit und das Hotel, dass ebenfalls nicht unwichtig für die Handlung ist, liefert einfach eine perfekte Kulisse.

„So Cold the River“ bekommt von mir 6,5/10 die These dass Wasser gesund sei, noch einmal überdenkende Empfehlungspunkte.


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