Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge (Game-Review)

Nachdem Guybrush Threepwood den Geisterpiraten LeChuck besiegt und die Liebe von Gouverneurin Elaine Marley gewonnen hat hätte eigentlich alles in einem Happy End enden sollen. Aber hier sind wir – Jahre später und nichts kam so wie es hätte kommen sollen.

Aktuell hängt Guybrush an einem Seil. Er krallt sich fest. Das Seil hängt von der Decke einer Höhle. Die Höhle scheint groß und der Fall wäre tief. In der einen Hand an seinem Leben festhaltend, mit der anderen eine große Schatzkiste, die er um keinen Preis loslassen möchte. Plötzlich fällt ein zweites Seil von der Decke. Elaine seilt sich neben ihm ab. Die beiden haben sich lange nicht gesehen und scheinbar im Streit getrennt. Elaine will wissen, wie Guybrush hier gelandet ist. Guybrush meint, es sei eine lange Geschichte, aber Elaine meint, sie habe heute nichts anderes mehr vor.

Also erzählt Guybrush, über einem Abgrund an einem Seil hängend, sich mit einer Hand ans Leben und der anderen an die Schatztruhe klammernd der entspannt ihm gegenüber an ihrem Seil hängenden Elaine, was ihn hierher geführt hat …

Und die Geschichte, die Guybrush an diesen Punkt in seinem Leben geführt hat (und ein wenig Zeit danach) spielt ihr in Monkey Island 2 nach. Glaubt man der Presse, dann ist Monkey Island 2 der Inbegriff eines Nachfolgers: Größer, Witziger, Bunter, Besser.

Als ich 1991 davon gehört habe, dass es einen zweiten Teil zu MOnkey Island gibt, da war ich hin und weg. Nur konnte man ihn in meiner Gegend der Welt nirgends bekommen („Computer? Was sind Computer?“). Durch Zufall war ich von der Schule aus ein Woche in London und an einem freien Nachmittag bin ich durch die Stadt geschlendert und was sah ich in einem Schaufenster: Monkey Island 2! Natürlich konnte ich nicht anders und musste mein gesamtes für diese Woche zusammengespartes Geld investieren und das gute Stück mit nach Hause nehmen. Satte 11 Disketten hatte das Ding damals und ich war allein schon glücklich das Ding nur in seiner Verpackung zu betrachten. Das war Monkey Island 2. Und es gehörte mir.

Diese kleine Anekdote soll Ihnen nur erklären, wie ich zu Monkey Island 2 stehe. Es ist kein Spiel. Es ist Kult. Es ist großartig. Es ist eine Lebenseinstellung. Fand ich den ersten Teil schon toll, so hat der Nachfolger für mich alles geschlagen. Das fing bei der für damalige Verhältnisse grandiosen Grafik an, Pixel-Art, würde ich es heute nennen. Es gab keine zwei Inseln mehr, es gab vier. Scabb, Phatt und Booty Island und dann am Ende noch Dinky Island. Außerdem gab es zwei Schwierigkeitsgrade.

Guybrush ist älter geworden, aber immer noch der liebenswerte, tollpatschige und großmaulige Möchte-gern-Held, den wir im ersten Teil so mochten. Nur dieses Mal, nun, er IST älter geworden. Reifer. Weiser. Und witziger. Auch sind alle anderen Figuren rund um ihn herum mitgewachsen und es gibt eine ganze Menge an Figuren, die wir aus dem ersten Teil wiedersehen.

Das Spiel ist in vier Teile geteilt und im ersten Kapitel geht es darum, von Scabb Island zu entkommen. Dazu muss Largo LeGrande besiegt werden, der ein Terrorregime aus Erpressung und Unterdrückung führt. Und er war die rechte Hand von LeChuck. Durch Guybrush kann Large zwar besiegt werden, aber er sorgt auch dafür, dass LeChuck wiederbelebt wird. Als Zombie-Pirat. Und dieser will Guybrush, um sich an ihm zu rächen. Die einzige Sache, die Guybrush retten kann, ist „Big Whoop“. Ein sagenumwobender Schatz, den noch niemand gefunden hat.

Also macht Guybrush sich auf den Weg und klappert die oben genannten Inseln ab, um vier Kartenteile zu finden und endlich Big Whoop zu entdecken, damit er sich vor LeChuck retten kann. Und das macht er in Kombination mit allerlei interessanten, bunten und lebendigen Orten, schillernden Figuren, guten Ideen und ja, auch fiesen Tricks. Nicht zu vergessen: Er gewinnt einen Weitspuck-Wettbewerb.

Vor ein paar Jahren kamen dann die „Special Editions“ von Teil 1 und Teil 2 auf den Markt, mit Kommentaren der Entwickler dazu, neuer, aufgebohrter Grafik im Comic-Stil und einer neuen Bedienung. Man konnte auch auf die alte Optik umschalten, klar, aber die Sprachausgabe bliebt und die war allererste Sahne. Pointiert und direkt. Super und witzig. Wie vor allem auch das gesamte Spiel. Die Dialoge, die Rätsel – ist einfach grandios.

Ich finde den neuen Grafikstil gewöhnungsbedürftig und außerdem finde ich es schade, dass man den zweiten Schwierigkeitsgrad abgeschafft habe, aber Monkey Island 2 ist auch heute noch eines der besten und witzigsten Adventures aller Zeiten.

Für allerdings ist es viel mehr: Es ist das Spiel welchey Guybrush Threepwood als Helden meiner Jugend etabliert hat. Hat Monkey Island ihn mir näher gebracht, so wusste ich nach Monkey Island 2: Der Typ ist großartig. Witzig auch, dass ich die Optik (langer, blauer Mantel, lange Haare, Drei-Tage-Bart) einfach super fand.

Wer auch nur ein wenig Interesse an Point-and-Click-Adventures hat, der oder die muss auch heute noch unbedingt Monkey Island nachholen. Und dann Monkey Island 2 in vollen Züge genießen.

„Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge“ bekommt von mir 9,5 von 10 möglichen, die Standards im Bereich Point-And-Click-Adventure-Bereich in Summe höher schraubende, Punkte.


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