The Northman (Filmkritik)

Nachdem sein Vater (Ethan Hawke) ihn in einem Ritual auf seine Nachfolge eingeschworen hat, wird dieser von seinem Bruder Fjölnir (Claes Bang) ermordet. Er reißt sich das Königreich unter den Nagel und schnappt sich auch seine Mutter (Nicole Kidman) als Geliebte.

Viele Jahre nach der Flucht kehrt Amleth (Alexander Skarsgard) wieder in seine Heimat zurück und muss feststellen, dass nicht alles so lief, wie sein Onkel Fjölnir es geplant hatte: Das Königreich hat er verloren und er hat sich nach Island abgesetzt, wo er auf einer Farm lebt, Sklaven sein Land bestellen lässt und eigentlich alles andere als ein glorreiches Leben führt.

Aber Amleth hat Rache geschworen, also schleicht er sich auf ein Sklavenschiff, wo er auch Olga (Anya Taylor-Joy) kennenlernt. Beide werden von Fjölnir als Sklaven behalten und Amleth macht sich daran, seine Rache vorzubereiten, denn er hat geschworen: Räche Vater. Rette Mutter. Töte Fjölnir.

Aber vielleicht ist damals nicht alles so gelaufen, wie es Amleth in Erinnerung hat …

Robert Eggers hat ja schon ein paar ziemlich hoch gelobte Filme gemacht. Da wären unter anderem „The VVitch“ (eben mit Anya Taylor-Joy) und auch „The Lighthouse“ als seine ersten beiden Langfilme zu nennen. Damit hat er schon ziemlich für Wirbel gesorgt. Vor allem „The VVitch“ hat ziemlich eingeschlagen.

Und für „The Northman“ hat er sich mit Alexander Skarsgard zusammengetan, der ja auch kein unbekanntes Blatt ist, war er doch bei „Battleship„, „Hidden„, „Zoolander“ oder zuletzt „Godzilla vs Kong“ dabei.

Auch der übrige Cast kann sich sehen lassen. Wir reden hier von Größen wie Nicole Kidman, Willem Dafoe, Björk oder Ethan Hawke. Und alle machen ihre Sache super, auch wenn manche Auftritte eher kurz (Björk, Willem Dafoe) als lang sind.

Die Story an sich ist nicht besonders tiefgründig oder vielschichtig, aber dafür mit allerlei Mystik gemischt. Von dem Einweihungsritual hin zu den Berserkertänzen über Visionen und Bilder von Totenbäumen oder Träumen von Walküren ist alles dabei. Das hebt den Film in visueller Hinsicht auf eine andere Ebene, weil diese Teile wirklich absolut abgedreht und schräg sind und noch dazu selbst für kurze Szenen keine Mühe gescheut wurde (schaut euch nur mal das Kostüm von Björk an).

Auch manche Figuren haben andere Rollen als man es zuerst erwarten würde, so spielt zum Beispiel Nicole Kidman eine viel wichtigere Rolle als nur jene der „entführten Mutter“. Und hui – die haut sich richtig ins Zeug. Claes Bang, der Fjölnir spielt, ist ebenfalls eine interessante Figur und wird von Claes Bang wirklich gut verkörpert und man ahnt irgendwie von Anfang an, dass es hier nicht einfach nur um Brudermord geht. Anya Taylor-Joy ist ohnehin mittlerweile so etabliert, dass sie alles im Traum spielen kann und die Leute würden es super finden. Nun, hier passt die Rolle perfekt für sie und ich könnte mir niemand anderen vorstellen, der diese Mischung aus Sklavin, aber doch Powerfrau so hinbringen hätte können wie sie.

Und Skarsgard? Nun, der ist eine Naturgewalt. Der Film geizt ja jetzt nicht unbedingt mit Muskelmännern oder Gewalt oder gebrüllten und rauchigen One-Linern, aber Skarsgard bleibt das Bindeglied, welches alles zusammehält. Spannend, dass in den Szenen, in welchen er den scheuen Sklaven gibt man wirklich nicht sieht, was für ein Muskelpaket der Mann ist. Hängende Schultern und immer schön demütig, ja, das funktioniert.

Dabei lebt der Film zu 100% von seiner Optik. Eggers ist einfach ein ziemlich großartiger Regisseur, denn die Bilder und die Farben die er wählt – das sieht einfach alles gut aus. Alles. Und wenn man nur ein paar Hütten am Berghügel sieht, so sieht das immer noch gut aus. Ein paar Tracking Shots sind auch dabei, die richtig Laune machen (und mit Brutalität nicht sparen) und auch wenn am Ende ein Schwertkampf in einem Vulkan (ihr lest richtig) stattfindet, bei dem quasi zwei nackte Männer als Schattentanz mit dem Schwert aufeinander losgehen … es sieht immer gut aus. Ich kann das nur wiederholen.

Was ich allerdings anmerken muss: Wer sich hier eine Rachegeschichte mit epischen Schlachten erwartet, der oder die wird bitter enttäuscht sein. „The Northman“ ist weit mehr „The VVitch“ als „Braveheart“. Hier gibt es zwei Überfälle auf Dörfer (ziemlich am Anfang des Films) und das war es dann. Dann wird die Sache intim. Eggers verlässt sich ziemlich auf die mystische Ebene des Films, wie zum Beispiel das Schwert Night Blade, welches selbst entscheidet, wann es aus seiner Scheide gezogen werden kann oder nicht. Oder Visionen und ähnliches. Oder die Tatsache, dass der „Bärwolf“ Hunde zum Heulen und damit auf Menschen losgehen lassen kann. Und und und. Ja, das wird in der Story mehr oder weniger erklärt, immerhin hat Amlethe eine (Kräuter)Hexe an seiner Seite, aber damit muss man schon leben können. Wer hier ein schnörkelloses, direktes, realistisches(!) Wikinger-Action-Drama erwartet, der oder die muss umdenken.

Ich für mich kann nur sagen, dass die Story (bis auf drei Szenen) mir emotional kalt gelassen hat, schlichtweg, weil ich Amleth definitiv nicht zu den „Guten“ zähle und mein Kopf seinen Wunsch nach Rache verstehen konnte, aber mein Herz ihm nicht „Alles Gute“ gewünscht hat. Da war ich irgendwie näher bei Fjölnir, der … nun, das wäre ein Spoiler.

Jedenfalls habe ich es nicht bereut mir den Film angesehen zu haben, war von der Optik fasziniert, von der Farbgebung begeistert und die Tracking Shots waren großartig. Man kann also sagen, dass mich die technische Umsetzung des Films mehr begeistert hat, als die Story des Films, aber hey – das ist ja jetzt per se nicht schlecht.

„The Northman“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, vor allem audiovisuell ziemlich beeindruckende, Punkte.


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