Lizzie Borden (Christina Ricci) ist ihrer Zeit voraus. Sie ist jung, sie ist hübsch – sie will verdammt nochmal Party machen. Was ihrem Vater (Stephen McHattie) aber sehr stört. Ach, wäre sie doch nur wie ihre Schwester, die brave Emma (Clea DuVall), die stiehlt nicht und büchst auch nicht heimlich aus um auf Parties zu gehen, wo sie dann doch wieder nur erneut was klaut.
Kurz darauf findet Lizzie ihren Vater und ihre Mutter tot im Haus. Der Staatsanwalt (Gregg Henry) ermittelt, denn er hält Lizzie für die Mörderin. Lizzies Verteidiger (Shawn Doyle) sieht die Sache aber anders.
Der Kinderreim „Lizzie Borden took an ax and gave her mother forty whacks, when she saw what she had done she gave her father forty-one“ ist wohl in unseren Breitengraden nicht so richtig bekannt, der Name „Lizzie Borden“ aber doch irgendwie. Die im Jahr 1860 in Amerika (Massachusetts) geborene Dame wird von Christina Ricci (der tolle „Sleepy Hollow“ von Tim Burton, der durchwachsene „After.Life“, und andere) wirklich super verkörpert – ich habe die werte Dame schon lange nicht mehr so gut gesehen. Was allerdings nicht viel heißt, denn ich habe die Dame ohnehin schon lange nicht mehr in Filmen gesehen. Der letzte Film, in dem ich sie sah war wohl „Cursed“ und da gab es ja an sich nicht viel zu spielen.
Auch der restliche Cast kann sich sehen lassen. Da haben wir Stephen McHattie („Pontypool“, „Haunter“, „The Tall Man“, und viele andere), der zwar die meiste Zeit von einem Stand-In in Form einer Puppe mit zermatschtem Gesicht vertreten wird, aber dennoch eine so gute Leinwandpräsenz hat, dass er einfach hängen bleibt. Dazu kommt Gregg Henry („Super“ von James Gunn, der Großvater von Starlord („finally!“ in „Guardians of the Galaxy“), den man als geübter Filmseher ohnehin kennt und der als Staatsanwalt eine super Figur macht. Auch Shawn Doyle („Whiteout“) gibt sich keine Blöße, bleibt aber (auch optisch) ein wenig blass.
Der Film selbst ist ähnlich aufgebaut wie „Blue Eyed Butcher“ mit Sara Paxton (was, wie ich im Nachhinein erfahren habe, daran liegen mag, dass der Regisseur von „Blue Eyes Butcher“ das Drehbuch für „Lizzie Borden Took An Ax“ geschrieben hat. Das erklärt, warum bestimmte Szenen fast 1:1 aus dem anderen Film stammen könnten). Unterschiedlich ist, dass man hier nicht genau weiß (bzw. sieht man es nicht, man weiß es trotzdem), ob Lizzie jetzt die Täterin ist oder nicht. Da die tatsächlichen Umstände des Todes von Andrew Borden und Aby Durfee Grey (die zweite Frau ihres Vaters, also ihre Stiefmutter) bis heute ungeklärt sind. Der Film hat also eine eigene Variante und spielt die zum großen Teil als Gerichtsdrama um die Jahrhundertwende (Übergang in die 1900 Jahre) angesiedelte Geschichte ziemlich flott und unterhaltsam durch.
Sehr gut gefallen hat mir der moderne, rockig-flockige und mit Country-Einflüssen angereicherte Soundtrack, der die morbide Stimmung des Films super unterstreicht, allerdings jeden Versuch den Film als „Historienschinken“ einzureihen natürlich sofort zunichte macht. Viele Leute haben den Film auch genau aus diesem Grund verteufelt, aber das ist – wieder einmal – natürlich stark Geschmackssache. Für meinen Teil hätte ich den Film mit einem „der damaligen Zeit entsprechenden“ Soundtrack nicht bis zum Ende geguckt, weil es dann nur ein weiterer Historienfilm gewesen wäre, aber so hat er mich – dank der pushenden Musik und der interessant gewählten Zwischenschnitte und Soundeffekte – gut gelaunt bei der Stange gehalten. Ein Lob daher an Nick Gomez, der üblicherweise Episoden für Serien dreht, hier aber zeigt, dass er auch anderes gut kann.
Ich finde die Kombination aus Musik, der Bildsprache und den überdurchschnittlichen Darstellerinnen und Darstellern (die leider nicht alle zum Zug kommen) überaus geglückt und freue mich, dass ich Fr. Ricci wieder einmal in einem Film sehen durfte, den ich auch ernst nehmen konnte.
„Lizzie Borden Took An Ax“ bekommt von mir 6 von 10 möglichen, zwar kein Historiendrama, aber ein unterhaltsamer Gerichtsthriller seiende, Punkte.
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