Assassination Games (Filmkritik)

Vincent Brazil (Jean Claude Van Damme) ist bereits fast sein ganzes erwachsenes Leben lang als Profilkiller unterwegs. Kein Wunder also, dass er einerseits als einer der Besten seines Faches gilt, dafür aber von zwischenmenschlichen Beziehungen so gut wie keine Ahnung hat. Als der Verbrecherkönig Polo Yakur als neuestes Ziel für Vincent ausgesucht wird, bekommt seine makellose Laufbahn ihren ersten Fleck.

Durch das gleichzeitige Einschreiten eines zweiten Killers namens Roland Flint (Scott Adkins), der einen persönlichen Rachefeldzug gegen Polo führt, wird Vincents Schuss abgelenkt und er tötet dabei unabsichtlich den Bruder des Gangsterbosses. Roland dafür hat in Form von korrupten Interpol-Agenten, die ihn gerne unschädlich machen wollen, noch mehr Ärger im Gepäck. Als Vincent die Chance bekommt Roland in die Falle laufen zu lassen, nimmt er diese Möglichkeit zuerst gerne an. Bald wird ihm jedoch klar, dass sie gegen die geballte Kraft ihrer Feinde nur gemeinsam eine Chance haben werden.

Assassination-Games

Familie ist wichtig. Darum sind hier zum wiederholten Male mit Bianca und Kristopher Van Varenberg, die Kinder von Jean Claude Van Damme (Universal Soldier: Regeneration) in Nebenrollen mit dabei. Auch nicht unwichtig ist es, die gewählten Filmrollen seinem fortgeschrittenen Alter anzupassen. Darum springt Van Damme hier nicht (an unsichtbaren Seilen hängend) durch die Gegend und macht sich dabei lächerlich, er streckt vielmehr seine Gegner so schnell und effizient wie möglich zu Boden.

Für einen guten B-Movie Actioner ist außerdem ein Gespür für Actionsequenzen nötig und zumindestens ein weiterer charismatischer Darsteller, um nicht neben dem Helden alle anderen Figuren als völlig austauschbar erscheinen zu lassen. Regisseur Ernie Barbarash hat sein Talent bereits mit den Cuba Gooding Jr. Filmen Hardwired und Ticking Clock bewiesen und mit dem Engländer Scott Adkins (Ninja, The Tournament, Undisputed 3) wurde hier ein Costar engagiert, der außerhalb von Asien wohl einer der besten Filme machenden Martial Arts Kämpfer ist.

Interessanterweise hat dieser Film für ein Actionabenteuer ungewöhnlich viele ruhige Passagen und vermeidet so manches Klischee, was ihn doch deutlich aus dem Rest des Actioneinerleis in der Videothek heraushebt. Sicherlich ist dies nun insgesamt trotzdem kein großartiges, intelligentes Filmerlebnis, doch Freunde der beiden Haupthelden und von unterhaltsamen DVD- Actionfilmen ohne Dauergeballere, kommen hier voll auf ihre Kosten.

Der gesamte Film ist in einem bräunlichem Gelbton gehalten, der zur depressiven Grundstimmung perfekt passt. Der alternde Killer, der sonst nichts kennt bzw. kann außer zu töten. Er trifft auf die misshandelte Prostituierte, die emanzipierter ist, als man zunächst glauben könnte. Der Killer lernt so seine Menschlichkeit kennen, doch reicht dies kaum für ein Happy End zwischen den beiden. Der junge Killer, der sich zur Ruhe gesetzt hat, da er sich rund um die Uhr aufopfernd um seine vom Bösewicht Polo vergewaltigte und ins Koma geprügelte Frau kümmert. Unter seiner ruhigen Fassade brodelt der Hass und die Rachegelüste gegenüber den Peinigern seiner großen Liebe.

Auf die inneren Konflikte dieser beider Antihelden konzentriert sich der Film vor allem und nicht auf die mit Handkanten ausgefochtenen Kämpfe zwischen Van Damme und Adkins. Ihr Fight gegeneinander kommt zwar auch vor, ist aber nur ein kleiner Teil des Gesamtproduktes. Van Damme wirkt dabei in den emotionalen Szenen mit der von ihm geretteten Dame wie ein kleines Kind, das nicht genau weiß, was nun zu tun ist. Wie souverän er auch in seinem Job agieren möge, privat ist er völlig hilflos.

Adkins hingegen wirkt wie eine nur schwer zu stoppende Naturgewalt im Kampf, doch völlig liebevoll und zärtlich in den Sequenzen mit seiner Ehefrau. Zusammen mit Van Damme ergibt sich so ein ungleiches aber keineswegs uninteressantes Gespann, dass ohne große Worte auskommt, was nach anfänglichen Missverständnissen zu einem Grundverständnis des Gegenübers führt, wodurch bei der Kommunikation keine Worte mehr gebraucht werden.

Insgesamt also ein erstaunlich ruhiger Actionfilm, der sich doch echt Zeit für seine Charaktere nimmt und diese auch dank der soliden Darstellungen als „echte“ Menschen erscheinen lässt. Van Damme und Adkins Fans können hier also getrost zugreifen – wer aber nur darauf steht, die beiden in Dauerkämpfe verwickelt gegen Horden von Schurken auf der Leinwand zu bewundern, der dürfte hier ziemlich enttäuscht werden.

Assassination Games bekommt von mir 7/10 unerwartet melancholisch tötende Empfehlungspunkte.


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