Sisu (Filmkritik)

Ende 1944 kommt es zu einer Einigung zwischen Finnland und der Soviet Union, dass alle aggressiven Kriegshandlungen eingestellt werden, wenn sich die deutschen Verbündeten der Finnen, aus dem Land zurück ziehen. Aatami Korpi (Jorma Tommila) ist ein Ex-Elitesoldat, ein einsamer Wolf, der nach einem persönlichen Verlust als gnadenlose Killer-Maschine gegen die Russen eingesetzt wurde.

Nun lebt er jedoch zurückgezogen mit seinem Pferd und seinem treuen Hund in der Wildnis von Lapland, wo er seine Zeit damit verbringt, nach Gold zu schürfen. Als er eines Tages auf zahlreiche Nuggets trifft, macht er sich auf die Reise das Gold von der Bank in Geld umwandeln zu lassen. Obersturmführer Bruno Helldorf (Aksel Hennie) und sein Trupp, die ihm auf seinem Weg begegnen, haben jedoch etwas dagegen, da sie seinen Fund für sich haben wollen…

Der in Finnland geborene Jalmari Helander (Big Game) ist in seiner Funktion als Drehbuchautor und Regisseur zurück und hat hier dem von ihm bereits mehrfach eingesetzten Jorma Tommila (Rare Exports) die Hauptrolle verpasst. Was dabei rausgekommen ist, ist Oldschool auf eine frei von jeglicher modernen Agenda Art und bietet brutale Action, die es mit den realistischen Überlebenschancen des Antihelden, so gar nicht ernst nimmt.

Wer es nach dem Trailer noch nicht erahnen konnte, dem lasse ich es jetzt wissen: den gesamten Film über geht es nur darum, dass ein älterer Mann auf mehr oder weniger blutige Art und Weise Nazis tötet und dabei kein einziges Wort spricht (es sei denn man zählt Schmerzensschreie als Worte). Diese Aussage alleine wird einen großen Teil von Filmfreunden sofort abschrecken und ein anderer (wohl weniger großer Teil) wird „bin sofort dabei“ rufen.

Von der Richtung her, in der die Darstellung der Exploitation-Gewalt geht, hat mich die Sache dabei an den wirklich politisch unkorrekt witzigen Mad Heidi erinnert, obwohl der Humor bei Sisu (und der kommt durchaus vor), eher rar gesät ist. Einerseits erfreut man sich an den kreativen Arten, mit denen Nazis beseitigt werden. Andererseits sieht man dem Helden zu, wie er immer wieder Verletzungen überlebt, die normalerweise den Tod bedeuten würden.

Dass man dabei mit den Nazis kein Mitgefühl hat liegt an drei Tatsachen. Erstens sind sie Nazis, das reicht aus filmtechnischer Sicht immer. Zweitens führen sie ein paar finnische Damen als Gefangene mit sich und ich lasse euch einfach raten, was die genau mit ihnen machen (keine Angst, das wird nur angedeutet). Drittens wollen die einen alten Mann, der mit dem Krieg abgeschlossen hat und nur in Ruhe gelassen werden will, sein ehrlich geschürftes Gold stehlen und ihn ganz nebenbei auch noch umbringen.

Der wiederum zuckt nie mit der Wimper, bevor er seine Gegner erledigt, dafür verabschiedet er sich von einem treuen Pferd nach dessen Tod und begibt sich für seinen Hund in Todesgefahr. Jorma Tommila spielt diesen Mann mit dieser gewissen Ausstrahlung, man hat Respekt vor ihm und will ihn nur ja niemals verärgern. Aksel Hennie (The Trip) als Anführer der Nazi-Truppe ist herrlich arrogant und egoistisch während in den Augen von Mimosa Willamo (Aurora) als Aino, ständig der Funken des Widerstands spiegelt.

Man kann sich teilweise immer Sachen (aka Weisheiten) aus Filmen mitnehmen, doch hier kommt ein Satz vor, der einfach essentiell für jeden Menschen ein Leben lang sein sollte: „Es geht nicht darum immer der Stärkere zu sein, es geht darum, einfach nicht aufzugeben“. Das genau macht den gewissen Reiz hier aus, man will einfach sehen was der Kerl noch aushält und überlebt, weil er sich einfach „weigert zu sterben“.

In Summe ein rauer, schmutziger, sehr ehrlich und direkter Film, der uns indirekt bestätigt, dass bellende Hunde nicht beißen. Die ganz stillen, das sind die, die dir Messer in den Schädel rammen. Eine gute Alternative zu Hollywood, ohne aufgesetzte Moral dafür mit Momenten der menschlichen Wärme, die kurz sind und ganz ohne Worte auskommen, doch das Gemetzel erden und Jalmari dadurch durchgehend zu Jemanden machen, den man anfeuern möchte.

„Sisu“ bekommt von mir 8/10 das Gold um jeden Preis ans Ziel bringende Empfehlungspunkte.


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