Renfield (Filmkritik)

90 Jahre schon arbeitet Renfield (Nicholas Hoult) nicht gerade freiwillig für seinen Boss, bei dem es sich um niemand Geringeres als Graf Dracula (Nicolas Cage) persönlich handelt. Das ständige Bringen von neuen Opfern um den Blutdurst seines Meisters zu stillen, macht ihm einfach immer mehr zu schaffen, weswegen er sich auch einer Selbsthilfegruppe angeschlossen hat, die noch nichts von seinem ganz speziellen Problem weiß.

Erst als Renfield eher nebenbei die Polizistin Rebecca (Awkwafina) rettet und sich eine Freundschaft zwischen ihnen entwickelt, fasst er den Mut, sich gegen Dracula zu stellen. Dieser kann mit Ablehnung jedoch so gar nicht gut umgehen, weswegen es für Renfield und seine neue gewonnenen Freunde kein Entrinnen geben wird, denn sie stehen alle auf der Abschussliste von Dracula und darauf wird man nur auf eine Weise wieder gestrichen…

Für Renfield, den neuen Film von Regisseur Chris McKay (The Tomorrow War), hat Nicolas Cage seine Regel gebrochen und zwar dass er fast ausschließlich Hauptrollen übernimmt. Das wiederum hat er nur deswegen getan, weil er unbedingt auch einmal Graf Dracula spielen wollte. Dabei kann man es (als Fan) eigentlich kaum glauben, dass dies sein erster Live-Action Film für ein großes Studio ist, seit „Ghost Rider 2“ aus dem Jahr 2011.

Da der Film bisher nicht einmal die Hälfte seiner Kosten wieder eingespielt hat, wird es das für Cage mit Kinoausflügen (außerhalb von Festivals) wohl wieder gewesen sein. Um hier Spaß haben zu können, muss man dabei schon ein paar Sachen wissen bzw. schnell nach Beginn des Filmes erkennen. Dies ist ein Film, der zwei Gimmicks hat und diese immer wieder kombiniert. Einerseits ist das der Umgang mit toxischen Beziehungen und zweitens eben die Tatsache, dass diese Person für die Hauptfigur Dracula ist.

Das ist dann erwartungsgemäß auch nicht Dracula, gespielt von Nicolas Cage, sondern ganz klar Nicolas Cages Dracula, mit all der theatralisch übertriebenen Mimik, wie man es von ihm in solch exaltierten Rollen gewohnt ist. Serviert werden die Konflikte neben den auf Situationskomik setzenden Therapiesitzungen, vor allem reich an Action und inklusive dem Einsatz von gar nicht mal so wenig Kunstblut (wobei manches von Blade inspiriert wirkt).

Die Handlung ist dabei 100 prozentig vorhersehbar: was macht ein narzisstischer Boss, wenn er verlassen/betrogen wird? Richtig, er sinnt auf Rache. Was macht das Ziel seines Hasses dann angreifbar? Richtig, seine neu geknüpften Beziehungen. Die Auflösung nimmt dem Ganzen dann aber sämtliche Konsequenz bzw. Ernsthaftigkeit, mit Ausnahme der Emanzipation von Renfield seinem Boss gegenüber. Darum wie oben erwähnt, heißt es als Zuschauer entweder das Chaos akzeptieren und zelebrieren, oder flüchten wollen und das Alles ziemlich lächerlich finden.

Nicolas Cage (The Old Way) hat hier offensichtlich den Spaß seines Lebens und dennoch wirkt er immer so, als hätte er seine Freude unter Kontrolle, wohl damit er die Sache mit allen Sinnen genießen kann. Falls man das so nicht herauslesen kann, er macht das richtig exzentrisch gut. Nicholas Hoult (The Menu) als Renfield ist in seiner Unsicherheit und Angst vor seinem Boss extrem sympathisch und wahrscheinlich kann fast jeder Teile seiner Situation nachvollziehen (ohne den Blutsauger-Part versteht sich).

Die Tatsache, dass er ausgerechnet durch das Essen von Käfern (kleinere Insekten) kurze Zeit übermenschliche Kräfte bekommt, ist ein Seitenhieb auf ihn selber aber auch eine feine Werbung für die Mächtigen da draußen, die Insekten als das Essen der Zukunft bezeichnen. Bleibt nur noch Awkwafina (Shang-Chi) als Rebecca, die mit Renfield eine Art Buddy-Dynamik entwickelt und ihre Sache ganz gut macht, auch wenn sie etwas blass bleibt, was im Angesicht der ganzen Vampire eine Kunst für sich ist.

In Summe also wieder mal (wie fast immer bei seinen Werken) ein Fest für Cage-Fans, dass subtile oder gar subversive Ansätze in keiner Weise verfolgt und auf oberflächlichen Spaß setzt, dass dafür sehr ordentlich hinbekommt. Irrsinn auf einer ähnlichen Schiene wie Willy´s Wonderland haben mir von Cage zuletzt noch besser gefallen, doch dies gehört schon klar zu seinen unterhaltsamsten Werken der letzten Jahre, sicherlich aber nicht zu den Besten.

„Renfield“ bekommt von mir 7,5/10 das toxische aus seiner Beziehung herausschneidende und zerstückelnde Empfehlungspunkte.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.