Jiu Jitsu (Filmkritik)

Alle sechs Jahre fliegt ein Komet über unsere Erde. Dann tritt ein als Brax bekanntes Alien durch ein Portal und bekämpft neun Jiu Jitsu Krieger der Ehre wegen, nur um danach wieder für weitere sechs Jahre zu verschwinden. Das geht schon so seit 2000 Jahren und sollten sich keine Krieger finden bzw. diese sich weigern, dann würde Brax seine Wut die gesamte Welt spüren lassen. Eine der aktuellen Kämpfer ist Jake (Alain Moussi).

Doch Jake hat im Kampf sein Gedächtnis verloren und so liegt es an seinen Kumpanen Harrigan (Frank Grillo) und Kueng (Tony Jaa), ihn für die bevorstehenden Herausforderungen fit zu machen. Dann wäre da auch noch ein etwas verrückt wirkender Mann im besten Alter (Nicolas Cage), der viel Erfahrung mit dem Alien zu haben schein und auch das Militär ist sehr interessiert an den Geschehnissen und besonders Myra (Marie Avgeropoulos) ist hartnäckig darin, Jake Antworten zu entlocken.

Produzent, Drehbuchautor und Regisseur Dimitri Logothetis (Kickboxer: Retaliation) ist seit den 80er Jahren im Filmgeschäft aktiv und hat hier sein gleichnamiges Comic verfilmt, dass er zusammen mit Jim McGrath 2017 geschrieben hat. Man nehme also einen Action-Fan hinter der Kamera, erzählt eine Geschichte irgendwo zwischen Mortal Kombat und Predator und engagiert Nicolas Cage in einer Schlüsselrolle, da kann eigentlich nichts schief gehen, oder?

Könnte man meinen, doch was sich anhört wie eine ungebremst unterhaltsame, coole und trashige Hommage an die Action der 90er Jahre – also ein guilty pleasure Erlebnis par excellence sozusagen – bremst sich leider selbst zu oft aus und nutzt das vorhandene Potential zu wenig. Der größte Fehler ist es wohl gewesen, Nicolas Cage nicht völlig von der Leine zu lassen. Ich meine wenn er wo seine berüchtigte „Cage-Rage“ ausleben kann, dann doch bitte bei einer „Handlung“ wie dieser.

Leider liefert er nicht mehr als einige lakonische Sprüche und ansatzweise ausufernde Mimik ab und gegen Ende hin ist er einfach viel zu ernst. Das bringt mich zu einer Sache, die mich geärgert hat und die Fähigkeiten der Neun in Frage stellt, nämlich die Tatsache, dass die guten Kämpfer teilweise einzeln mit Brax kämpfen, einer (Jake) weg lauft oder zusieht, wie der andere besiegt oder getötet wird. Da steckt angeblich ein Plan dahinter oder so, aber es wirkt einfach nur dumm, schlecht organisiert und von falschem Stolz getragen.

Ich mag Nicolas Cage (Mom and Dad, Kill Chain, Primal) sehr gerne und egal wie schlecht seine Heimkino-Premieren der letzten Jahre auch sein mögen, er liefert immer seine Leistung ab. Als Wylie hat er aber einfach zu wenig zu tun, die Auflösung was die Bindung zu Jake betrifft ist einfach nur lächerlich und das ständige Wechseln bei Kämpfen in die Totale, nur um ihn offensichtlich durch einen Stuntman zu ersetzen, ist eine pure Spaßbremse. Cage selbst ist freilich für keine der Kritikpunkte verantwortlich, aber entfalten kann er sich somit auch kaum.

Was dafür sehr gelungen ist, ist neben der Atmosphäre die Art und Weise, wie die Martial Arts Kämpfe inszeniert werden. Die Bewegungen der Kamera, das Mitdrehen des gesamten Bildes und der Einsatz von Zeitlupen weckt gekonnt den Anschein, man würde sich hier in einem Videospiel befinden. Wie die CGI-Effekte aussehen ist erwartungsgemäß schlecht, doch passen diese sehr gut zur Stimmung und ich sehe sie somit als absichtlich gewähltes Stilmittel.

Ansonsten sind noch einige fähige Leute dabei, die meisten werden jedoch kaum genutzt oder verschenkt. Frank Grillo (Wheelman) hat wirklich nichts zu tun und sein „Kampf“ gegen Brax ist einfach dilettantisch, Rick Yune (Olympus Has Fallen) hat Charisma, doch dass prallt an Brax freilich einfach ab und Marie Avgeropoulos (Hunt to Kill) als Myra wirkt nicht dumm, ist engagiert und sympathisch, dient aber ebenso nur als reines Kanonenfutter.

Einzig wer die Kunst des Jiu Jitsu (gerade dieser Kampfstil wird kein einziges Mal genutzt, das ist wohl der beste Scherz im gesamten Film) „wirklich“ beherrscht, wird im Film etwas besser behandelt. Tony Jaa (Triple Threat) als Kueng hat daher wohl zwei Sequenzen, in denen er sein Können wieder mal unter Beweis stellen kann. Alain Moussi (Kickboxer: Die Vergeltung) hat ebenso ein ausgeprägtes Kampftalent, auch seine Ausstrahlung passt zu einem Action-Hero, doch sein Jake ist leider zu einfältig und irgendwie langsam von Begriff. Warum das so im Drehbuch steht, ich habe keine Ahnung.

Also ich wollte den Film wirklich mögen und dabei Spaß haben, es ist mir jedoch leider nur ansatzweise gelungen. Weder der Hommage-Part noch der Einsatz als Trash-Granate funktioniert richtig und sogar Cage-Fans bekommen nur eine Light-Version ihres Helden spendiert. Da hab ich nun doch glatt den Schurken vergessen, weil er doch so belanglos ist. Brax ist ein Feigling, der sich auf seine Waffen und übernatürlichen Fähigkeiten verlässt, ein lächerlicher Gegner in einem oft lächerlichen (nicht auf eine gute Art) Film.

„Jiu Jitsu“ bekommt von mir 4,5/10 perfekte Voraussetzungen viel zu wenig nutzende Empfehlungspunkte.


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