The Highwaymen (Filmkritik)

Bonnie und Clyde. Die beiden sind auf einem Raubzug durch Amerika unterwegs. Ob ihrer Taten klarerweise Verbrecher werden sie trotzdem von der breiten Masse wie Popstars verehrt. Da sie scheinbar allen Umständen zum Trotz immer wieder mit ihren Verbrechen davonkommen holt man sich Hilfe bei
Frank Hamer (Kevin Costner) und Maney Gault (Woody Harrelson), denn die beiden ehemaligen Gesetzeshüter haben bereits Erfahrung in diesen Dingen.

Hamer ist im Ruhestand und zögert anfänglich zuzusagen, was aber vor allem an seiner Frau liegt, denn die Aufgabe reizt ihn und sein Ruhestand, nun, er hat schon spannendere Dinge erlebt. Gault ist ein wenig heruntergekommen und dem Alkohol zugetan. Er wäre nur allzu bereit mitzumachen, allerdings hat Hamer Zweifel, ob das eine gute Idee ist.

Nichtsdestotrotz machen sich die beiden auf den Weg und zeigen dabei auch ihren „modernen“ Kollegen, wie man in Zeiten neuer Technik auf sehr altmodische Art und Weise Gangster fängt …

Das war eine positive Überraschung, ganz ehrlich. Highwayman ist ein Film der alten Schule, was bedeutet, er nimmt sich Zeit und wird langsam, aber spannend erzählt. Da gibt es keine Action-Schnitte oder ähnliches, sondern einfach eine spannende mit Hindernissen geplagte und oftmals auch von eigenen Seiten torpedierte Jagd auf zwei gesetzlose Mörder.

Der Film erzählt die wahre Geschichte (soweit ein Film sowas kann) von Hamer und Gault und ich muss sagen, wenn die beiden tatsächlich so waren, wie hier im Film gezeigt, dann sind sie zwar beide alte Männer, die mit ihren Dämonen zu kämpfen haben und sicherlich oftmals nicht gut schlafen können, aber trotzdem sehr sympathisch. Sie werden auch nicht als unfehlbare Helden stilisiert, sondern einfach als Menschen, die das machen, was sie machen können und dies auch nicht unbedingt immer mit großer Freude tun.

Das Casting ist 1A. Kevin Costner („Man Of Steel„) als Hamer spielt grandios und jede Sekunde glaubt man ihm, dass er Hamer ist. Abgebrüht und souverän, aber doch das Herz am richtigen Fleck – auch wenn er das natürlich gut zu verstecken weiß. Woody Harrelson („Bunraku„, „Die Tribute von Panem„, „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri„) ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Der Mann hat in seiner Karriere ja wirklich fast alles gespielt, was man spielen kann und er war jedes Mal, wirklich jedes Mal, unglaublich gut. So auch hier. Als mit seinem Alkoholproblem kämpfender Gault ist er die Seele des Films.

Bonnie und Clyde kommen per se eigentlich nur wenig vor. Die meisten Zeit über begleitet man eben Hamer und Gault, wie sie den beiden nachjagen und meist einfach zu spät am richtigen Fleck sind und wieder nur eine weitere Leiche finden. Oder von ihren jüngeren, die aktuelle Technik nutzenden, Kollegen belächelt werden.

John Fusco, der auch das Drehbuch zu „Young Guns“ (einer meiner Lieblingswestern) und „Young Guns II“ als auch „Hidalgo“ oder „Crouching Tiger, Hidden Dragon: Sword Of Destiny“ verfasst hat, weiß, wie er eine spannende Geschichte erzählt, die ihren Spannungsbogen nicht auf sinnfreien Actionorgien aufbaut, sondern auf einer interessanten Geschichte mit Wendungen und interessanten Charakteren. Die Momente in denen sich Hamer und Gault immer wieder fragen, ob sie es noch draufhaben oder gemeinsam (mehr oder weniger erfolgreich) ihre Schießkünste wieder neu trainieren mögen hier banal klingen, sind aber mitreissend und wirklich gut gelungen. Auch das Finale weiß zu überzeugen: Kurz, kompakt und effektiv.

John Lee Hancock hat die Erzählweise des Films ruhig und entspannt angelegt, schafft es aber dennoch den Film die ganze Zeit über spannend zu halten und durch die Konzentration auf die Figuren von Hamer und Gault und ihre „alten“ Methoden bekommt der Film eine sehr gute und flüssige Dynamik.

„The Highwaymen“ bekommt 8 von 10 möglichen, das Gangsterpärchen unaufhaltsam verfolgende, Punkte.

Den Film gibt es auf Netflix.


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