Deadpool 2 (Filmkritik)

Wade Wilson aka Deadpool (Ryan Reynolds) fühlt sich mittlerweile recht wohl in der Haut eines Superhelden, oder sagen wir lieber Antihelden, denn seine Gegner sehen nur selten die Wände eines Krankenhauses von innen, eher schon die Wände eines Leichenschauhauses (wenn ihr jetzt meint wer tot ist kann keine Wände anschauen, dann habt ihr recht). Eines Tages wirft ihn jedoch ein Schicksalsschlag aus der Bahn.

Er gibt sich auf und will nicht mehr, doch durch die Hilfe des X-Men Colossus, lernt er einen jungen Mutanten namens Russell (Julian Dennison) kennen, der seine Kräfte nicht unter Kontrolle hat. Den wiederum will ein Zeitreisender namens Cable (Josh Brolin) aus sehr persönlichen Gründen, unbedingt umbringen. Zeit für Wade das Richtige zu tun, jetzt muss er nur mehr drauf kommen, was das denn eigentlich bedeutet…

Zwei Jahre nach seinem großen Überraschungshit, der R-Rated Filme im Kino wieder salonfähig gemacht hat, ist Ryan Reynolds alias Deadpool wieder zurück und das wie gewohnt auf mehr als einer Ebene. Die Regie übernahm diesmal David Leitch (Atomic Blonde), da sich Tim Miller aus kreativen Gründen nicht mit dem Projekt anfreunden konnte.

Das ist zwar schade, doch die Qualität dieser Fortsetzung hat darunter nicht gelitten. Ich komme gleich zum Punkt, warum ich hier soviel Spaß hatte bzw. warum ich nicht nur Spaß hatte. Der Film ist bei all seinem Wahnsinn und den gezeigten Absurditäten einfach geerdet und zwar weil sich die Gefühle und Beweggründe der Hauptfiguren echt anfühlen, vor allem die von Wade.

Nein, das war jetzt kein Scherz. Deadpool will nicht die Welt retten, er will einen Jungen beschützen. Der wiederum steht für seine eigene Menschlichkeit, die er versucht zu erhalten und er bekommt dadurch auch wieder einen Lebenssinn, den er in seiner Krise so dringend gebraucht hat. Wird das so ausgesprochen? Nein, aber schon sein Debüt hat vom Zuseher eine gewisse Empathie verlangt, denn hier läuft mehr ab als nur das Geschehen an der Oberfläche.

Dadurch wird das Chaos nie langweilig, denn es bleibt die Devise von Teil eins bestehen: dieses ganze falsche Lachen, soll ja nur den echten Schmerz verstecken und genau zu dem wollen wir vordringen. Dafür müssen wir uns dann durch viel Blut, fantastisch choreographierte Acionsequenzen und eine Vielzahl an Anspielungen und Metaebenen-Scherze kämpfen, natürlich ist hier bei der Frequenz eine klare Steigerung zum Erstling erkennbar.

Was wäre Wade ohne seine Sidekicks und hier gibt es Highlights sowohl mit bereits bekannten Gesichtern, als auch mit den Neuzugängen, mit denen Wade das Team X-Force gründet (was angeblich auch der nächste Film sein wird, in dem er zu sehen sein wird). Am meisten Freude bereiten hier die Sequenzen mit der von Zazie Beetz (Geostorm) gespielten Domino, die „immer Glück zu haben“ als Mutantenfähigkeit besitzt.

Neben ihrer trockenen Art sind es vor allem die Action-Momente mit ihr, bei denen sich ihre Feinde wie von unsichtbarer Hand gelenkt selbst beseitigen, von denen man nicht genug bekommen kann. Josh Brolin (Sicario) als Cable funktioniert perfekt als Gegenpart zu Wade, denn er ist schweigsam, kennt keinen Humor und insgesamt einfach meist schlecht gelaunt.

Was gibt es noch zu den Darstellern zu sagen…Ryan Reynolds (Killer´s Bodyguard) ist weiterhin Deadpool, der spielt ihn nicht nur und die Cameo-Auftritte, nun blinzelt lieber nicht sonst verpasst ihr etwas. Die wichtigsten Figuren sind am Ende nicht mehr die gleichen Mutanten/Menschen, wie zu Beginn der Story, sogar Colossus hat sich weiter entwickelt. Und die wahren Monster/Bösen? Das sind wieder mal die Menschen selbst, nicht die Mutanten.

Mein einziger Kritikpunkt sind eigentlich die CGI-Effekte. Das Budget war hier klar größer als beim Debüt und darum gibt es auch mehr künstliche Figuren. Bei nachwachsenden Körperteilen gehört so ein nicht perfekter Effekt ja zum Charme, aber hin und wieder kann man hier durch den einen oder andern schlechten Effekt schon kurz aus dem Geschehen geworfen werden. Für mich nicht DAS Problem, aber es gibt sicher Menschen, die sich hier ärgern werden.

Insgesamt daher eine offensichtlich brutale, von lockeren Sprüchen und Anspielungen für Nerds kommentierte Achterbahnfahrt, die bei näherer Betrachtung doch um einiges intimer ist, als man vermutet hätte. Mister Pool fühlt sich auch weiterhin frisch an und es bereitet mir jetzt schon eine Freude, wenn ich an seine Rückkehr in Deadpool und Wolverine denke, auf den wir aber wohl noch einige Jahre warten müssen.

„Deadpool 2“ bekommt von mir 9/10 eine neue Familie zusammen führende Empfehlungspunkte.


One thought on “Deadpool 2 (Filmkritik)

  1. Ich muss Spideragent recht geben. Nach anfänglicher Enttäuschung aufgrund ein paar Momenten im Drehbuch (Action im Knast – Schnitt: Wade sitzt an der Bar) ist die ganze Sache langsam gesickert und auch wenn ich denke, dass ein wenig Potential verloren ging am Weg, so ist Deadpool 2 trotz ein paar – für mich – Macken (CGI, ein paar der Dialoge) auf jeden Fall sehenswert und absolut irre.

    Der „Das ist neu“-Bonus ist zwar weg, aber dafür gibt es einige Szenen, die man so sicher noch nie gesehen hat in einem Film und vermutlich auch nie wieder sehen wird.

    Alles in allem auch in meinen Augen eine feine Fortsetzung, auch wenn der erste mit Sicherheit für mich vermutlich der beste Deadpool bleiben wird, einfach weil ich das Gefühl hatte, beim zweiten Teil ging man ein wenig mehr in Richtung „Nummer sicher“ als im ersten. Das sollte man jetzt aber nicht falsch verstehen, denn „Deadpool 2“ ist mit Sicherheit der irrste Film, den ihr in diesem Jahr sehen werdet.

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