Annihilation – Auslöschung (Filmkritik)

Jane Foster … ich meine *räusper* Lena (Natalie Portman) ist Forscherin. Sie hat ihren Mann Kane (Oscar Isaac), der Soldst ist, seit einem Jahr nicht mehr gesehen, da er während einer Mission nicht zurückgekommen ist. Als er plötzlich wieder im Haus steht und sich an nichts erinnern kann, ist sie dementsprechend sprachlos. Dann bricht er zusammen, spuckt Blut und wird ins Krankenhaus gebracht. Denkt sie. Am Weg dorthin wird das Rettungsfahrzeug aufgehalten und sie und ihr Mann werden entführt.

Denn er ist der einzige Überlebende einer Mission, welche in den „Shimmer“ geführt hat. Eine seltsame Lichtkuppel, in deren Zentrum sich ein Meteor (oder etwas ähnliches) befindet und in deren Inneren keine physikalischen Gesetze mehr zu gelten scheinen. Da Jane, ach, verdammt – LENA, sich schuldig fühlt, ihren Mann mehr oder weniger in die Mission gehetzt zu haben, meldet sie sich freiwillig, um es ihm gleich zu tun und vielleicht herauszufinden was mit ihm geschehen ist, damit sie ihn retten kann …

Wenn Alex Garland („Ex_Machina„) einen Film dreht ist das irgendwie mittlerweile mit einer gewissen Erwartungshaltung verbunden, denn auch die Drehbücher die er verfasst hat sind durch die Bank nicht ohne. Immerhin sprechen wir hier von „28 Days Later“ oder „Sunshine“ oder „Dredd“ auf sein Konto. Und sein Erstlingswerk „Ex_Machina“ gilt als Sci-Fi-Meisterwerk und hat der Bekanntheit von Alicia Vikander (die neue Lara Croft in „Tomb Raider“ als auch Oscar Isaac (immerhin der neue Pseudo-Han Solo in „The Force Awakens„) sicher nicht geschadet.

Um es vorweg zu nehmen: Ob euch „Annihilation“ gefällt hängt vor allem von eurer Geduld und eurer Erwartungshaltung ab, denn der Film ist so dermaßen in der Mitte von allem, dass es wirklich rein an eurer Erwartung liegt ob ihr jetzt positiv oder negativ überrascht werdet. Und deswegen – guter Mensch, der ich bin – helfe ich euch: Ich schimpfe jetzt los über alles was an dem Film nicht gut ist, damit ihr, wenn ihr ihn seht sagen könnt: „Was hat er denn? So schlecht ist der doch gar nicht.“ Und ihr braucht mir nicht mal zu danken.

Der Film ist langsam. Und ich meine Villeneuve („Blade Runner 2049„) langsam. Die Szenen sind ruhig, unaufgeregt und mit teilweise interessanten Kameraperspektiven gefilmt, die allerdings absolut nicht innovativ sind. Garland verlässt sich einfach darauf, dass die ZuseherInnen wissen wollen, was sich in der Mitte des „Shimmer“ befindet, bzw. wissen wollen, ob Jane … Himmel, nochmal: Lena!, überhaupt hinkommt und was findet.

Seit dem Frauen-Reboot von „Ghostbusters“ wissen wir ja, dass man auch über „Politisch Korrekte“ Filme herziehen darf und hier ist es halt so: Alle, die den „Shimmer“ betreten sind Frauen. Warum? Weil es vorher immer Männer waren und niemand außer eben Jane’s Mann (ach, ist doch egal) verschwunden sind. Vielleicht kommen ja alle retour, wenn man nur Frauen reinschickt.

Netter Ansatz, geht nur völlig unter, weil das einfach mal in einem Nebensatz erwähnt wird. So wie fast alles Wichtige nur in einem Nebensatz erwähnt wird. Gut, kann man jetzt meinen, dann muss man halt besser zuhören. Das ist schon richtig, wenn aber so viel Dialog leeres-pseudo-wissenschaftliches Geschwafel ist, mit dem uns Dinge gesagt werden, die man eh schon vorher selbst gesehen hat, dann hört man halt irgendwann nicht mehr richtig zu (Auch wenn die Idee des „DNA-Fracturung“ ziemlich cool ist).

Beispiel? „Das Ding hat hunderte Zähne“ – „Ja, ich sehe es. So viele Zähne“. Sinngemäß. Danke, ich habs eh gesehen. Das braucht ihr mir nicht sagen. Oder wie oft man hört, dass es nur zwei Theorien gibt: Entweder haben sich alle, die den „Shimmer“ betreten haben gegenseitig umgebracht oder sie wurden von etwas umgebracht.

Das sind – ernsthaft! – die zwei Optionen, die immer und immer wiederholt werden.

Wenn es im Shimmer keinen Funkkontakt gibt und keine Geräte funktionieren, dann kann es also nicht sein, dass sich eine Gruppe einfach wo niedergelassen hat? Vielleicht haben die am anderen Ende eine Stadt gegründet? Vielleicht bauen sie gerade ein Haus? Vielleicht haben sie jemand kennengelernt und sich gemeinsam zu Ruhe gesetzt? Vielleicht gibt es ne Stelle in dem Ding, welches das Paradies ist und sie wollen nicht mehr weg?

Und das sind nur die Optionen, die mir jetzt spontan einfallen. Und ich bin kein Wissnschaftler. Abgesehen davon – wenn ihr die Wissenschaftler in „Alien: Covenant“ für doof gehalten habt, dann seht euch „Annihilation“ an. Da sind Scotts Wissenschaftler ja die vorsichtigsten Menschen der Welt. Die waren zumindest die ersten auf dem Planeten. Bei „Annihilation“ wussten sie bereits, dass es da drin gefährlich ist. Warum also trägt kein Mensch einen Atemschutz. Oder zumindest einen Helm? Als sie Sporen untersuchen tragen sie nicht einmal Handschuhe!

Ah, ich will gar nicht viel groß weiterreden, denn es ist verschwendete Zeit. Es gibt eine (ja, EINE) Szene im Film, die wirklich cool geworden ist und da geht es um einen mutierten Bären, der Stimmen nachmacht und so seine Opfer zu sich lockt. Erinnert euch an die Falle in „Predators„? Ja. Überhaupt wird euch jede zweite Szene an einen anderen Film erinnern. Und dass die innovativste Kameraeinstellung aus „Lake Placid 4: The Final Chapter“ geklaut ist (guckt im Beitrag nach) spricht schon Bände.

Zwischendrin gibt es ein paar schöne Bilder (alle im Trailer) in Form von Kristallbäumen oder Sträucher, die in Menschenform wachsen, aber das war es dann schon. Oh – und von „The Last Of Us“ wird (siehe Bild oben) auch mächtig geklaut. Die 10 Minuten, welche die „Handlung“ am Ende der Reise beschreiben, waren übrigens so dermaßen langweilig, dass ich fast eingepennt bin. Kurzum: Ein Film, dessen Problem nicht die Langsamkeit darstellt, sondern die innvationslose Langweile. Schade für die gute Grundidee. Alle Beteiligten hätten einen besseren Film verdient.

Ob das alles auch im Buch so schlimm ist (der Film basiert sehr lose auf einem Buch von Jeff VanderMeer) kann ich nicht sagen und ehrlich – nach dem Film hab ich auch keine große Lust dazu.

„Annihilation“ bekommt von mir 4,5 von 10 möglichen, mit ein paar schönen Bildern und einer coolen Szene den Film vor dem Totalausfall rettende, Punkte.


2 thoughts on “Annihilation – Auslöschung (Filmkritik)

  1. Also ich mochte den Film irgendwie aber doch. Aber gebe Deiner Kritik auch Recht. Besonders da einfach nix erklärt wird,mann musste im Prinzip erst mal lesen was es mit dem Shimmer auf sich hatte, und da doch alle vorher nicht wiedergekommen sind,.. scheint aber auch keinen zu besorgen 🙂

    • Ja, diese Kritik hat mir schon mehrere Diskussionen auch in meinem Freundeskreis eingebracht. Viele verteidigen die super Idee und die tollen Kulissen – was ich ja auch unumwunden zugebe. Aber die Umsetzung/Drehbuch … naja. 🙂

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