Blood Father (Filmkritik)

Seine Tochter Lydia (Erin Moriarty) hat er seit Jahren nicht gesehen, neun davon hat er im Gefängnis verbracht. Er hat ständig getrunken und an Drogen alles ausprobiert, was er in die Finger bekommen hat. Aktuell ist es jedoch ruhig geworden im Leben von John (Mel Gibson). Er ist clean und lebt ein unauffälliges Leben in seinem Wohnwagen, den er gleichzeitig als Tätowier-Studio benutzt, um etwas Geld zu verdienen.

Plötzlich ruft eines Tages Lydia an und ist völlig aufgelöst, denn sie hat große Probleme und braucht Geld. John fährt sofort los um sie zu holen und bemerkt schon bald, dass sie auf dem besten Weg ist, die selben Fehler wie er zu begehen. Doch dass ist im Moment nicht seine größte Sorge, denn die Männer mit denen es sich Lydia verscherzt hat, wollen sie tot sehen und mähen dabei alles nieder, was ihnen im Weg steht.

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Auf den Franzosen Jean-François Richet wurde ich erstmals aufmerksam, als ich sein Remake des John Carpenter Filmes „Assault at Precinct 13“ aus dem Jahr 2005 gesehen habe. Schon damals habe ich seine kompromisslose Härte, die jedoch nicht auf unangenehme Weise ausgedehnt wird und dennoch auch Raum für Hoffnung lässt, als sehr erfrischend erlebt. Nun meldet er sich zurück mit einem extrem motivierten Mel Gibson in der Hauptrolle der Verfilmung des gleichnamigen Romans, für den dieser Part wohl wie ziemlich perfekt maßgeschneidert dahergekommen ist.

„Blood Father“ ist zunächst mal eines und das ist angenehm unaufgeregt zu sein. Von der Atmosphäre her irgendwie als Hommage an die Genre-Filme der 80er Jahre angelehnt, wirkt selbst die Action nie hektisch oder löst Schwindel durch zu schnelle Schnitte aus. John ist ja ein nach außen ruhiger Kerl, der innerlich mit all seinen falschen Entscheidungen zu kämpfen hat. Als er dann durch das Auftauchen seiner Tochter wieder einen echten Grund bekommt um zu kämpfen, gibt er sein gewaltfreies Leben gerne dafür auf.

Er schimpft zwar und lässt sarkastische Bemerkungen, aber er hat das Ganze auch irgendwie vermisst, zumal er den Teil mit den Suchtmitteln, nicht wieder aufleben lässt. Von seinem Charakter lebt der Film sehr gut und es wird auch ohne es ständig zu sagen sehr klar vermittelt, dass er für seine Tochter alles tun würde. Weil er sie liebt und weil er so vieles wieder gut machen muss bzw. müsste, aber es nicht kann. Die Tochter ist zwar zunächst überfordert und während sie Drogen konsumiert auch dementsprechend nervig, doch verliert sie diese Eigenschaften sofort, nachdem sie mit den Mitteln aufhört.

Neben der Vater-Tochter Dynamik überzeugen auch die kurzen, dreckigen und harten Action-Passagen. John beisst und schlägt dorthin wo es weh tut und ist genau so kompromisslos, wie man es von jemanden erwartet, der einige Jahre im Knast war. Natürlich, der Rache-Plot ist ziemlich dünn und austauschbar und insgesamt geht hier klar Stil und Gefühl über Substanz, doch während man dies erkennt ist man schon längst mit auf der Flucht mit den beiden Hauptfiguren und will sie auch begleiten, bis zum hoffentlich nicht bitteren Ende.

Mel Gibson präsentiert sich in toller Spiellaune und greift für seine Rolle auf altbewährte Muster zurück. Ein starke Brise Mad Max 2, eine Portion Brutalität und Zynismus der Marke Payback und etwas Irrsinn im Sinne von Get the Gringo zum drüber Streuen. Geerdet wird das alles dann durch Gibson´s Alter und seine Reife, alles schön ablesbar in seinen Augen. Lieber alle paar Jahre so eine Performance, als mehrere, dafür unmotivierte.

Erin Moriarty kenne ich seit ihrer Rolle in der Jessica Jones Serie, wo sie wirklich gut war. Auch als Lydia hat sie mir gut gefallen, denn man merkt richtig den Übergang von jugendlicher Auflehnung hin zum Erwachsen werden, ohne dass es irgendwie erzwungen wirken würde. Auch die Chemie mit Gibson stimmt und es ist spannend den beiden zu zu sehen, wie sie sich näher kommen. In Nebenrollen überzeugen Diego Luna (Elysium) als manipulativer Bösewicht, William H. Macy (Room) als John´s bester Freund und Michael Parks (Django Unchained) als Preacher, ein verrückter alter Mistkerl.

Somit ist hier ohne Hektik oder andere Spielereien ein kleiner feiner Thriller entstanden, der angenehmen „Old-School Charme“ versprüht, zwar nichts neues liefert und nur eine austauschbare Handlung vorzuweisen hat, doch diese in sehr ansprechender Art und Weise präsentiert. Gibson hat es immer noch drauf und nach dem er in letzter Zeit sichtlich Spass hatte den irren Bösewicht in The Expendables 3 und Machete Kills zu spielen, ist es doch schön ihn wieder in seiner Paraderolle zu sehen und die ist und bleibt nun mal die des gebrochenen, mehr oder weniger verrückten Antihelden.

„Blood Father“ bekommt von mir 8/10 spät aber doch die Verantwortung für sein Kind übernehmen dürfende Empfehlungspunkte.

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