Abattoir (Filmkritik)

Julia (Jessica Lowndes) ist Reporterin. Als ihre Schwester und deren Familie von einem Irren getötet werden und dieser sie danach auch noch anruft um sich zu stellen, scheint der Fall abgeschlossen. Als sie jedoch gemeinsam mit ihrem Freund, dem Polizisten Grady (Joe Anderson), das Haus ihrer Schwester aufsucht um Antworten zu finden, fehlt ein ganzer Raum und zwar genau der, in dem die Tragödie stattgefunden hat.

Julia beginnt mit ihren Nachforschungen und kommt schließlich einem älteren Herren namens Jebediah Crone (Dayton Callie) auf die Spur, der schon jahrelang immer wieder Gebäude aufkauft, in denen brutale Morde geschehen sind, nur um dann die Tatorte aus den Anwesen zu entfernen. Auch auf Gradys Warnungen hin lässt sich Julia dabei nicht aufhalten und kommt dem Geheimnis von Crone auf die Spur, das scheinbar nicht von dieser Welt ist.

abattoir

Abattoir, was auf Deutsch übersetzt Schlachthof bedeutet, ist der neueste Film von Genre-Regisseur Darren Lynn Bousman (Mother´s Day). Er selbst war auch an der Entwicklung eines sechsteiligen Prequels in Comicform beteiligt und mittlerweile wurde eine Fortsetzung ebenso angekündigt. Der von Bousman ausgesprochene Plan ein eigenes kleines Universum rund um Hauptfigur Jebediah Crone zu kreieren, scheint somit aufzugehen.

In diesem speziellen Fall kann ich nicht wirklich viel schreiben, ohne mehr oder weniger zu spoilern, daher hier meine allgemeine Warnung, diese Zeilen erst nach Filmgenuss zu lesen, sollte man nur wenig über die Handlung wissen wollen. Beginnt ein Film schon mit den einleitenden Worten bzw. der Vorgeschichte des Bösewichts, dann ist trotz seiner geringeren Screentime relativ klar, wem der wahre Schwerpunkt der Story gewidmet ist. So fühlt sich das gesamte Abenteuer dann auch so an, als würden die Helden unausweichlich auf ein für sie unerfreuliches Ende zusteuern.

Das hat mir etwas die Spannung genommen, da ich mich emotional distanziert habe, um ihre möglichen Tode nicht als tragisch zu erleben. Das ist aber gar nicht mein echtes Problem hier, sondern viel mehr ist es Crone als Bösewicht, den ich weder charismatisch noch sonderlich furchteinflössend finde. Auch der teuflische Hintergrund innerhalb seiner Entstehungsgeschichte und warum er nun wirklich all diese Räume sammelt, da hat mir einfach etwas gefehlt. So nach dem Motto: gute Idee aber in keine ordentliche Geschichte eingebunden.

Was dafür schön funktioniert, ist die altmodisch wirkende Grundatmosphäre. Scheinbar (es sei denn ich habe etwas verpasst, dann sorry) spielt der Film ja in der Jetztzeit, alles wirkt aber so als wäre die Zeit vor einigen Jahrzehnten stehen geblieben. Auch die Settings – besonders was die Zimmer in denen Morde geschehen sind betrifft – wirken unheimlich und haben mehr Ausstrahlung, als so mancher Darsteller. Die wenigen, gezielt eingesetzten CGI-Momente schaffen es ebenso gruselig zu wirken, was keine Selbstverständlichkeit ist.

Jessica Lowndes habe ich vor Jahren zu schätzen gelernt durch ihre Horror-Filme Autopsy und Altitude. Leider hat sie seitdem nicht wirklich etwas Interessantes gemacht. Als Julia spielt sie genau die Art von Heldin, die trotz aller Warnungen, zielsicher auf die größtmögliche Gefahr zusteuert und dies natürlich auch noch moralisch begründen kann. Man versteht sie, doch echte Sympathie konnte ich keine zu ihr aufbauen. Anders sieht die Sache bei Joe Anderson (The Crazies) aus. Er ist der abgebrühte, leicht zynische Cop, der seiner Liebe zur Seite stehen will und von ihr mit in den Abgrund gezogen wird.

Es ist sicher nicht alleine die Schuld von Dayton Callie (Sons of Anarchy), dass sein Jebediah einfach nur überheblich und austauschbar wirkt, aber er hat bei mir eben das Gegenteil von dem „wir jubeln dem Bösen zu“ Gefühl bei mir ausgelöst. In einer Nebenrolle spielt Lin Shaye (Insidious) wie eigentlich immer keine normale Person, sie ist schräg, fanatisch und unberechenbar. Michael Pare (Weaponized) schließlich als Killer strahlt in seiner Minirolle mehr bedrohlichen und gebrochenen Wahnsinn aus, als Crone im gesamten Film.

Insgesamt daher ein vom Thema her (wenn auch nicht gänzlich ausgereift) und der optischen Umsetzung interessanter Mystery/Geister – Thriller, der für mich klar an seinem schwachen Bösewicht leidet und ein hinsteuern auf ein vorhersehbares Ende. Gewalt und Schocks halten sich in Grenzen, die Handlung läuft längere Zeit ab wie bei einem Krimi, was grundsätzlich keine schlechte Sache sein muss, doch leider machen für sich stehende starke Szenen, in Summe noch keinen spannenden Film aus.

„Abattoir“ bekommt von mir 6/10 sich das perfekte Spukhaus zusammenstellen wollende Empfehlungspunkte.

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