Hangman (2017 Filmkritik)

Die Arbeit bei der Mordkommission ist keine leichte und auch oft gefährlich. Darüber ist es wert, einen authentischen Beitrag zu verfassen. Detective Ruiney (Karl Urban) ist zunächst aber nicht gerade erfreut, dass er mit der Journalistin Christi (Brittany Snow) eine Person für die er verantwortlich ist, bei seiner täglichen Arbeit mit sich nehmen muss. Gleich bei ihrem ersten Einsatz stoßen sie auf eine erhängte Leiche und am Tatort finden sich zwei Dienstnummern.

Eine gehört Ruiney, die andere entspricht der Nummer des pensionierten Detective Archer (Al Pacino). Den braucht man nicht lange zu überreden und schon bald ermitteln die drei gemeinsam an einem Mordfall, der zunehmend persönlicher wird und bei dem der Killer den Ermittlern ständig einen Schritt voraus ist. Ist Christi die erwartete Belastung oder doch eher eine Bereicherung für diesen gefährlichen Fall?

Für Stunt-Koordinator Johnny Martin (zuletzt bei Tokarev und Rage) ist dies nach Vengeance: A Love Story bereits der zweite Film im Jahr 2017, für den er als Regisseur verantwortlich ist. Für eine Heimkino-Premiere finde ich vor allem die Besetzung ziemlich prominent, immerhin sind mir neben den großen Namen Al Pacino und Karl Urban, auch Brittany Snow, Sarah Shahi und Joe Anderson ein Begriff. Als Ganzes fällt dieser Thriller dann aber leider doch in die Kategorie: ich habe jeden der Hauptdarsteller schon in besseren Filmen gesehen.

Dass ein Killer aus ungeklärten Gründen alles zu Wissen scheint und auch intelligenter ist als alle Cops zusammen, damit habe ich kein Problem, das macht die Sache ja spannend. Was mir hier jedoch fehlt, ist das richtig unbehagliche, bedrohliche Gefühl, dass sowohl ein Tatort, als auch die Präsenz des Killers an sich auslösen müsste. Die Schnitte, der Einsatz des Kunstblutes und die Musik sind mir hier einfach zu plakativ, da werde ich nie richtig hineingezogen in das Geschehen.

Viel mehr begleitet man die zwei Cops und die Reporterin einfach gerne und sieht ihnen bei der Arbeit zu. Die haben eine eigene Dynamik und es hat was zu beobachten, wie sie langsam zusammen wachsen und das ist dann noch dazu erfrischend inszeniert, weil sie sich weder anfangs hassen, noch später eine Liebesgeschichte daraus wird. Keiner ist hier frisch, neu oder naiv, jeder trägt seine Narben – innen und außen – sowohl die Cops, als auch die Reporterin und natürlich der Killer ebenso.

Schluckt man dessen Überlegenheit also als gegeben, dann hat man erst gegen Ende wieder Probleme mit der Story. Die Action ganz am Schluss finde ich einfach schlecht geschnitten und auch wenn das wohl wie irgendeine Art von ausgleichender Gerechtigkeit wirken soll, in dieser Form auch unnötig. Vom Twist (obwohl man dies kaum so bezeichnen kann) in der letzten Szene, fange ich erst lieber gar nicht an, denn den hätte man sich 100 prozentig sparen können und er zerstört auch etwas die an sich stimmig abgeschlossene Geschichte.

Al Pacino (The Son of No One) ist gut als Archer, der sich in der Pension langweilt, Menschen gerne etwas provoziert und schon so einiges erlebt hat. Wer ihn von früher kennt der weiß aber, dass der viel mehr kann und sich hier nicht sonderlich anstrengen musste. Ähnliches gilt für Karl Urban (Pfad der Rache), der als Ruiney vor allem zunehmend verbittert und voll Wut nach dem Täter sucht. Am vielschichtigsten ist hier eindeutig das Spiel von Brittany Snow (Would You Rather) als Christi.

Zielstrebig, entschlossen, aber nie lästig oder ohne Emotionen begleitet sie die Cops und als sie schließlich erzählt warum sie das macht, ist das die wohl emotionalste Szene im ganzen Film. Überhaupt sind die Nebenfiguren etwas spannender geraten als die prominenten Kollegen. Sarah Shahi (Static) ist überraschend tough und einschüchternd als Captain Watson und Joe Anderson (Abattoir) als Hangman hat zwar nur eine „richtige“ Szene, doch die zeigt sehr schön seinen ganzen Schmerz, Hass und auch Wahnsinn, den er sich über die Jahre aufgebaut hat.

Insgesamt daher ein Film der Kategorie „habe ich gerne gesehen, dabei wird es aber wohl auch bleiben und er wird bald schon wieder vergessen sein“. Wer diesen Thriller als Doppel-Episode seiner liebsten Crime-Serie sieht, der wird an einem verregneten Sonntag-Nachmittag, davon sicherlich bestens unterhalten. Einfach nicht zuviel hinterfragen und sich an der zügigen Erzählweise, den guten Effekten und den soliden bis richtig überzeugenden Performances erfreuen, dann kommt man hier als Genre-Fan, durchaus auf seine Kosten.

„Hangman“ bekommt von mir 6/10 den finalen Durchhänger fürchtende Empfehlungspunkte.


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