The Son of No One (Filmkritik)

Im Jahre 1986 war ein Kind namens Jonathan White für zwei Morden verantwortlich. Da es sich eigentlich um Notwehr gehandelt hat und die beiden Opfer Verbrecher waren, lässt Detective Charles Stanford (Al Pacino) Beweise verschwinden, um dem Jungen seine Zukunft nicht zu zerstören. 2002 ist der nunmehr erwachsene Jonathan (Channing Tatum) ein Polizist geworden und wird in die Nachbarschaft versetzt, in der er aufgewachsen ist.

Während sein Captain Mathers (Ray Liotta) damit kämpft, die Straßen von sämtlichen Abschaum der Gesellschaft zu befreien, wird Jonathan in kürzester Zeit von seiner Vergangenheit eingeholt. Die Reporterin Loren Bridges (Juliette Binoche) bekommt nämlich anonyme Briefe, die immer mehr Details über die beiden ungeklärten Morde aus dem Jahr 1986 preisgeben. Bald ist nicht nur Jonathans Karriere kurz davor zerstört zu werden, auch die restliche Polizei muss sich den möglichen Konsequenzen stellen, sollte der Fall wieder aufgedeckt werden. Eine schnelle Lösung muss her, was wohl oder übel unweigerlich zu noch mehr Toten und noch mehr Geheimnissen führen wird.

The Son of No One Film Al Pacino Ray Liotta

Nach der Auflösung seiner PunkRock-Band arbeitete der Musiker, Autor und Regisseur Dito Montiel auch vermehrt in der Welt des Filmes. 2006 verfilmte er seine eigenen Memoiren „A Guide to Recognizing Your Saints“, Shia LaBeouf und Robert Downey Jr. spielten dabei die junge und ältere Version von Montiel. 2009 folgte dann mit „Fighting“ die erste Zusammenarbeit mit Channing Tatum, der auch nun wieder der Hauptdarsteller ist.

Korrupte Copfilme gibt es ja genug, sie verlaufen auch alle ziemlich ähnlich. Bei „The Son of No One“ handelt es sich aber im Prinzip um ein Schuld und Sühne Drama, dessen Rahmenhandlung im Polzeimilieu spielt. Der verängstigte Junge lebt in ärmlichen Verhältnissen bei seiner kranken Großmutter. Er erschiesst einen Drogendealer mit dessen eigenen Waffe, da er Angst davor hat, selbst getötet zu werden. Der Bub hat nur einen einzigen Nachbarsjungen als Freund und seinen treuen Hund. Der Vierbeiner wird jedoch von einem widerlichen Kerl tot getreten, woraufhin ihn der Junge die Treppe hinunterstoßt. Schon ist der zweite Typ tot. Ein Cop erkennt die Zusammenhänge und „rettet“ den Burschen, indem er den Fall als ungelöst abschließt.

Als Erwachsener ist der Junge nun verheiratet, hat eine kleine Tochter und verdient als ehrlicher Polizist sein Geld. Er verdrängt die vergangenen Erlebnisse so gut wie möglich, doch auch sein damaliger Nachbar und Freund und dessen Schwester wissen von den Morden. Von dieser Situation ausgehend ist wie erwartet in diesem Film die gesamte Stimmung düster und trostlos, die Schuld hängt förmlich in der Luft und wirkt sich bedrückend auf den Zuschauer aus. Sogar die eigentlich netten Familienszenen haben etwas bedrohliches, da die Tochter des Hauptcharakters krank ist und immer wieder mal Anfälle bekommt, darum muss sie auch mit Gittern beim Bett schlafen, damit sie sich nicht verletzt.

Die meisten Cops hier denken eigentlich sowieso nur an sich und obwohl sie nach außen hin natürlich die Guten sein wollen, hätten sie in Wirklichkeit am Liebsten nur ihre Ruhe. So wird man in den Strudel von unsympathischen und verlorenen Figuren hineingezogen und das Gefühl der Hoffnungslosigkeit führt schnell dazu, dass ein Happy End immer unwahrscheinlicher wird. Der Film nimmt sich sehr viel Zeit und erzählt seine Geschichte passend zum Thema ziemlich langsam. Viel wird hier über Farbgebung, Gesichtsausdrücke und Grundstimmung vermittelt, Freunde von Action sind hier daher völlig fehl am Platz.

Bei Channing Tatum (G.I. Joe) finde ich ja persönlich interessant, dass er so unterschiedliche Filme macht. Hier spielt er den zerissenen Typen völlig überzeugend, die Schuld und den Schmerz kann man ständig in seinem Gesicht ablesen, es sei denn er spielt gerade mit seiner Tochter, dann huschen Anflüge von Freude und Liebe über sein Gesicht. Al Pacino bringt ja rein durch seine Anwesenheit schon eine gewisse Aura in den Raum hinein, was er hier wieder voll ausnutzt. Seine Art subjektive Wahrheiten auszusprechen, kriecht einem irgendwie hinein in die Knochen, was nicht unbedingt angenehm ist.

Ray Liotta (Powder Blue) fährt wieder sein „ich bin unberechenbar und hab einen klaren Hang zur explosiven Gewalt“ Programm, Juliette Binoche ist sichtlich völlig unterfordert als Polizeikorruption verabscheuende Reporterin und Katie Holmes (Batman Begins) ist zwar nicht schlecht, doch ihre Rolle hätte wirklich auch jeder spielen können. Der junge Jake Cherry (Nachts im Museum) ist dafür echt stark, aus dem wird noch ein ganz großer Schauspieler. Achja, sogar „30 Rock“ Star Tracy Morgan ging mir hier nicht auf die Nerven ganz im Gegenteil, er tat mir sogar leid.

Was am Ende bleibt ist ein elegisches Drama, dass von seiner Atmosphäre und den Darstellern lebt und vor allem damit punktet, dass hier ein moralisch bedingtes Schwarz und Weiß völlig verschwunden ist und durch ein alles überdeckendes Grau ersetzt wurde. Sicher nicht ein Film für alle Menschen, doch für mich wieder mal eine angenehme Abwechslung zu den sonstigen Filmen, die sich ständig an Geschwindigkeit überbieten müssen.

The Son of No One bekommt von mir 6/10 mit den besten Absichten korrupte Empfehlungspunkte.


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