Blood Money (2017 Filmkritik)

Nach längerer Zeit treffen sich die drei Jugendfreunde Victor (Ellar Coltrane), Lynn (Willa Fitzgerald) und Jeff (Jacob Artist) wieder einmal um mitsammen einen Camping-Trip in der Wildnis zu machen. Zunächst genießen sie die Zeit zusammen, doch schon bald kommen verschüttet geglaubte Gefühle wieder hoch und es kommt zu Konflikten. Bis Lynn plötzlich vier Taschen voll mit Geld im Fluss findet.

Dann gehen die Probleme erst richtig los, denn Lynn will das Geld unbedingt behalten. Blöd nur, dass der eigentliche Dieb (John Cusack) schon verzweifelt nach seiner Beute sucht und nicht wirklich bereit ist, seine acht Millionen Dollar zu teilen. Können die drei Freunde den Gangster austricksen und was werden sie bereit sein zu tun, für so eine große Menge Geld?

Regisseur Lucky McKee kenne ich vor allem durch seine Horror-Filme, für die er auch allgemein bekannt ist (z.b.: May: Schneiderin des Todes oder All Cheerleaders Die). Nun hat er sich dem Thriller-Genre zugewandt und zwar mit einer Produktion, bei der sich die Handlung die meiste Zeit über, nur auf die vier Hauptpersonen beschränkt. Das Thema ist altbekannt – immerhin ist neben der (sogenannten) Liebe das ebenso liebe Geld der Hauptgrund, warum sich Menschen seit gefühlt immer, von ihren schlimmsten Seiten zeigen.

Um zu beschreiben, was ich hier dann doch intensiver als bei anderen Beiträgen zu diesem Thema empfunden habe, kommen Spoiler vor, obwohl ich auch sagen muss, dass der Trailer und die Synopsis, schon die Richtung klar vorgeben, in die es gehen wird. Zuerst kurz zum Setting an sich: Blood Money ist ein kleiner Film, unspektakulär und von den Schnitten her nicht durchgehend stimmig. Das alles rückt jedoch in den Hintergrund, wenn man erst mal von der Dynamik gepackt worden ist.

Rein psychologisch finde ich die Entwicklung einfach spannend, weil ich verstehen kann, wo der Schmerz und die Wut herkommt. Drei Freunde für´s Leben, nur leider ist eine von ihnen ein Mädchen, irgendwann kommt unvermeidlich die Pubertät und damit die Gefühle und die Beziehung war nie mehr die selbe. Wie Lynn sich dann aber auf das Geld fixiert und darin ihre einzige Rettung sieht, um den privaten und beruflichen Problemen zu entkommen, das ist so eiskalt und auch überzeugend gespielt, das sollte man schon gesehen haben.

Besonders ein paar Momente mit ihr und dem eigentlichen Bösewicht zeigen sehr schön, dass er nur die offensichtliche Gefahr darstellt, sie jedoch auf eine viel unberechenbarere Art gefährlich ist. Gleichzeitig sind dann im Prinzip alle Beteiligten überfordert mit der Situation, was das Chaos noch realistischer macht. Der Weg wird schließlich auch konsequent bis zum Ende durchgezogen, ohne unrealistischen Kitsch oder irgendeine weltfremde Moralvorstellung einzubauen. Ob man sich dann nach dem Finale gut fühlt, das ist eine andere Frage.

Willa Fitzgerald habe ich durch die „Scream“ Serie kennen gelernt (über die ich auch endlich mal berichten muss), wo sie die von allen gejagte Hauptfigur spielt. Was sie hier macht, ist aber ein ganz anderes Kaliber. Hier zieht sie die Fäden, sieht sich irgendwie zwar als Opfer, ist aber gleichzeitig und immer mehr auch Täter. Ihre Lynn ist echt und nicht einfach ein Klischee und sie haucht dieser komplexen Figur, erschreckend authentisch Leben ein. Erfreulich ist hier auch das Wiedersehen mit John Cusack.

Nachdem ich ihn zuletzt in Singularity furchtbar gelangweilt erlebt habe, liefert er hier eine richtig unterhaltsame Performance ab. Teilweise wirkt er dabei wie eine Parodie – auf was bin ich auch nicht sicher – es ist einfach witzig seinem Dieb zuzusehen, wie er sich in der ungewohnten Gangsterrolle zurecht findet, nach dem „Learning by Doing“ Prinzip kommt er so dem eiskalten Schurken Image zwar irgendwie näher, ist aber dennoch noch meilenweit davon entfernt.

Insgesamt daher ein kleiner Thriller, bei dem vor allem die Hauptfiguren vom Drehbuch schön herausgearbeitet wurden und auch von Darstellern gespielt werden, die genau wissen, was ihren jeweiligen Charakter ausmacht. Zu was man fähig ist als Mensch, um an das liebe Geld zu kommen und wie leicht es ist, sich das im Kopf als notwendig zurecht zu biegen, das war mir bekannt, doch es ist immer wieder erschreckend, wenn man es dann sieht. Ihr behauptet anders zu sein…nun, das hoffe ich.

„Blood Money“ bekommt von mir 7/10 geldgierige Empfehlungspunkte.


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