The Last Survivors – The Well (Filmkritik)

Oregon in der nahen Zukunft. Jahre nachdem es das letzte Mal geregnet hat, kämpfen die überlebenden Menschen um das noch verbliebene Wasser. Die junge Kendal (Haley Lu Richardson) hat sich gemeinsam mit dem schwer kranken Dean (Booboo Stewart) ein gutes Versteck in einem Dachboden eingerichtet und ihnen steht eine eigene kleine Wasserquelle zur Verfügung. Von hier aus geht sie immer wieder auf die Suche nach Wasser, Nahrung und Ersatzteile für einen Flieger, der sie wenn nötig, von diesem Ort wegbringen soll.

Ein Mann namens Carson (Jon Gries), der sämtliche Brunnen in diesem Tal kontrolliert und Menschen, die umher streifen und sein Wasser trinken, umgehend umbringt, hat die Fährte von Kendal aufgenommen und hetzt seine Männer auf sie, auch wenn er nicht genau weiß, wen er da eigentlich jagt. Ihr bleibt nicht viel Zeit eine Lösung zu finden, da Dean immer schwächer wird, das Wasser zur Neige geht und Carson sicher nicht aufgeben wird, bevor auch der letzte Vagabund durch seine Hand den Tod gefunden hat.

The Last Survivors

Dies ist das Regiedebüt von Thomas S. Hammock, der bis jetzt vor allem als Produktionsdesigner (zum Beispiel bei Filmen wie Angel of Death, You´re Next oder The Guest) tätig war. Als Ausgangssituation dient hier eine „Mad Max“ ähnliche Dystopie, eben eine negative Zukunftsvision, wobei hier Wasser Mangelware ist und eine starke junge Heldin, die ums Überleben kämpft (möchte jemand einen Jugendroman schreiben? Hier wäre die Geschichte dafür). Nun aber sofort zu meiner Entwarnung. Was leicht wie eine billige Kopie gleich von mehreren Dingen hätte wirken können, funktioniert wirklich gut.

Zunächst mal ist dieser gelbliche Farbfilter großartig gewählt. Gepaart mit den Landschaftsaufnahmen, die die scheinbar endlosen Steppen als völlig ausgetrocknet präsentieren, wird gekonnt ein Bild von Feindseligkeit gemischt mit Hoffnungslosigkeit vermittelt. Auch der gezielte Einsatz der Filmmusik, oft ist zwischendurch nur der atmosphärische Ton zu hören, isoliert unsere Heldin klar von der Außenwelt. Trotz der eindeutigen Gefahren aus der Umwelt, ist natürlich wieder mal der Mensch selbst, der erbarmungsloseste Feind von allen.

Wenn ich dich umbringe, dann trinke ich dein Wasser und verdurste nicht. Und überhaupt bleibt auf längere Sicht mehr für mich, wenn du nicht mehr lebst, auch wenn im Moment noch genug da ist. Nach diesem Motto lebende Menschen treffen dann auf Kendal, die zwar abgebrüht ist, jedoch ihre Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft nicht verloren hat. Kann sie es entbehren, sind ein volles Wasserglas oder ein Messer zur Verteidigung schnell verschenkt. Sie ist der Gegenpol zu denen, die durch den Wassermangel zu Mördern oder reinen Machtmenschen mutiert sind.

Verkörpert wird Kendal von einer jungen Schauspielerin und ausgebildeten Tänzerin namens Haley Lu Richardson (The Young Kieslowski). Sie verleiht ihrer Figur eine eigenständige, ungestüme und vor allem unverbrauchte Aura. Kämpferisch und dabei (fast) immer voller Hoffnung, schleicht sie sich geschmeidig durch die Wüste, vermeidet Konfrontationen, kann es trotz ihrer geringen Körpergröße, dank ihrer Schnelligkeit, wenn nötig aber auch mit stärkeren Gegnern aufnehmen. Über weite Teile muss Haley den Film ganz alleine auf ihren Schultern tragen und das macht sie großartig. Wenn ihr jemand ins Gesicht schlug, dann tat mir das beinahe selbst physisch weh. Soviel zur Bindung zwischen Schauspieler und Zuseher.

Zu ihren Schützlingen gehören der kranke Dean (Booboo Stewart, Mutant Warpath aus X-Men: Zukunft ist Vergangenheit), der ihr immer wieder einen Grund gibt weiter zu kämpfen und ein kleiner Junge namens Alby (Max Charles, der junge Peter Parker aus den beiden Amazing Spiderman Filmen), der gewitzt auf eigene Faust vermeidet, von ihm feindlich gesinnten Personen, entdeckt zu werden. Als beinahe manisch seinen Weg beschreitender Bösewicht auf einer Mission zeigt Jon Gries (einer von Liam Nelsons´s Kumpeln aus der Taken-Trilogie) als Carson sich von seiner unheimlichen Seite, der für seine Tochter Brooke, porträtiert als eiskalte Schlampe von Nicole Arianna Fox (Girl House), eine bessere Zukunft schaffen möchte.

Das Budget für diesen Film war zwar ziemlich gering, erfreulicherweise gibt es jedoch keine billig wirkenden Effekte, die auf diesen Umstand hinweisen würden. Vielmehr verlässt sich die Story über weite Teile auf die bedrückende Grundstimmung und die Ausstrahlung, mit der Kendal etwas Licht in die düstere Ausgangslage bringt. Die Action-Schraube wird erst gegen Ende nach oben gedreht und ebenso die gezeigte Gewalt ist nie übertrieben, auch wenn neben Pistolen und Shotguns, genauso Schwerter und Äxte eingesetzt werden, um Feinden das Licht auszublasen. Trotzdem ist dies insgesamt über längere Zeit hin, ein langsam und eher ruhig erzählter Film.

Im Prinzip wird hier also die Geschichte von Kendal erzählt, wie sie gebrochen wird, wieder aufsteht, über sich hinauswächst und schließlich zur Frau wird. Das alles ins Gewand der Post-Apokalypse gepackt. Nicht neu die ganze Sache, aber gekonnt inszeniert von einem Regie-Neuling, den man im Auge behalten sollte und eindrucksvoll getragen von einer starken Haley Lu Richardson, die hoffentlich auch weiterhin interessante Rollen findet. Ertrinken im Einheitsbrei ähnlicher Produktionen ausgeschlossen? Nein, aber ziemlich unwahrscheinlich!

„The Last Survivors“ bekommt von mir 8/10 sowohl den Menschen als auch seine Menschlichkeit mehr oder weniger unbeschadet am Leben erhaltende Empfehlungspunkte.

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