Fantastic Four – Fant4stic (Filmkritik)

Seid Kindheitstagen sind Reed Richards (Miles Teller) und Ben Grimm (Jamie Bell) befreundet und der Start ihrer Beziehung, war die gemeinsame Arbeit an einem Prototyp einer Teleportations-Maschine. Jahre später macht sich ihr Einsatz bezahlt, denn Doktor Franklin Storm (Reg E. Cathey) lädt Reed ein, für ihn im Rahmen der Baxter Stiftung für außergewöhnliche Talente, zu arbeiten. Gemeinsam mit dessen Sohn Johnny (Michael B. Jordan), dessen Adoptivtochter Sue (Kate Mara) und Victor Von Doom (Toby Kebbell), dem ursprünglichen Gründer des Projektes, macht er sich bald darauf an die Arbeit.

Nachdem der Bau des Teleporters tatsächlich gelungen ist und somit die Reise in eine andere Dimension möglich wird, werden die jungen Leute vom Militär ausgegrenzt, die von nun an übernehmen werden. Darum wagen Reed, Ben, Johnny und Victor gemeinsam einen Selbstversuch, um die Lorbeeren nicht anderen zu überlassen. Es kommt auf der anderen Seite jedoch zu einer unerwarteten Reaktion des Planeten, Victor stirbt scheinbar und die restlichen drei, plus die sich im Labor befindliche Sue, werden Strahlung ausgesetzt und erhalten so außergewöhnliche Kräfte. Ob diese Fluch oder Segen sind, muss dabei erst herausgefunden werden.

Fant4stic

10 Jahre ist es her, dass das Filmstudio Fox eine Kinoversion des Marvel-Comics „Fantastic Four“ für die große Leinwand produziert hat. Auch wenn zwei Jahre danach mit „Rise of the Silver Surfer“ eine Fortsetzung kam, echte Fans waren mit dieser bunten, einfach gestrickten, zwar unterhaltsamen aber doch eher belanglosen Version ihrer Helden nicht zufrieden, genau sowenig wie die Mehrheit der Kritiker. Mit Hilfe einer verjüngten Schauspielriege, einem ernsthafteren Zugang und einem aufstrebenden Regisseur (Josh Trank – Chronicle), sollte in der aktuellen Version, nun alles besser laufen.

Die Realität sieht leider anders aus, denn es ging hier vieles schief. Zunächst mal gab es Streit zwischen dem Studio und Trank, er verlor das Recht für die finale Schnittfassung, es kam zu Nachdrehs, weil laut Fox zu wenig Action im fertigen Film vorkam, obwohl das Geld dafür angeblich vorher von ihnen gestrichen wurde. Trank äußerte sich negativ auf Twitter, die schlechten Gerüchte rund um den Film, waren bereits in aller Munde. Von Kritikern vernichtet und mittlerweile am Boxoffice als klarer Flop deklariert (angeblich sind 60 Millionen Dollar Verlust ziemlich fix), ist dieses eigentlich fantastische Abenteuer, zum Desaster für sämtliche Beteiligte geworden.

Natürlich prägt so eine klare Ablehnung die Erwartungshaltung, doch ich wage zu behaupten, dass ich den Film so objektiv wie möglich angesehen habe und leider bestätigen muss, dass Fant4stic einfach nicht funktioniert. Zunächst mal zum Zerfall/Stilbruch des Filmes, in zwei nicht harmonierende Teile. Circa 45 Minuten verwendet Trank dazu, uns die Charaktere näher zu bringen. Dabei schafft er es doch tatsächlich, keine der beiden wichtigsten Beziehungen der vier Hauptfiguren, glaubhaft zu inszenieren. Weder die Freundschaft von Reed und Ben, noch die geschwisterliche Beziehung von Sue und Johnny ist spürbar, es kommt einfach kein Gefühl für diese Menschen auf.

Diese vier Individuen haben doch auch ihre Momente, aber immer nur als Einzelpersonen, nie als Team. Paradox fühlt sich eben genau darum die Tatsache an, dass Trank sich soviel Zeit für diese erste Hälfte lässt, auf (soweit möglich) Realismus setzt und die Stimmung eher düster und bedeutungsschwanger hält, dem Zuschauer aber die vier Kids ziemlich egal sind. Dann folgt die zweite Filmhälfte, wo man vom „Selbstfindungs-Teenagerdrama“ plötzlich zum „die Welt rettenden Superheldenspektakel“ wechselt, wobei vor allem das Finale so wirkt, als wäre es klar nur aus den schnell zusammen geworfenen Ideen des Studios entstanden.

Besonders die letzte Viertelstunde hat es dabei in sich. Nichts was vorher passiert ist wirkt dabei so, als wäre es der Aufbau für genau dieses Szenario gewesen. Ein riesiges CGI-Fest mit schönen Leuchteffekten und gewaltigen Zerstörungen. Schade nur, dass die Figuren so egal sind und der Bösewicht lächerlich. Aber eigentlich egal, denn kaum haben sich die ungläubigen Augen an diesen unstimmigen Bombast gewöhnt, ist der Kampf auch schon wieder vorbei. Das kann es jetzt aber doch nicht gewesen sein, oder? Doch liebe Freunde, dieser Film ist nämlich nur der Aufbau für die 2017 geplante Fortsetzung, die es nun wohl sicherlich nicht geben wird.

Fant4stic Dr Doom

Es könnte durchaus daran liegen, dass Trank einfach das Handtuch geworfen hat und deshalb die Schauspieler einfach machen ließ (oder er ist ein seltsamer Spinner, wie von manchen Internet-Seiten zu hören ist), auf jeden Fall ist dies ein sehr schönes Beispiel dafür, was passiert, wenn im Prinzip talentierte Darsteller, nicht geführt werden. Ich fange mal an mit Kate Mara (Shooter) als Sue, die ich eigentlich gerne sehe. Ihr Name sollte hier nicht die Unsichtbare, sondern eher die Unnahbare heißen, denn ihre Distanziertheit lässt sie eher als emotionslose Einzelkämpferin erscheinen und nicht als Team-Spielerin. Schade, denn ihre analytisches Talent Muster zu erkennen und so das Verhalten von Menschen voraus zu sagen, passt dazu richtig gut, da es aber bald schon um ihre kosmischen Fähigkeiten geht, wäre ein menschlicher Zugang, stimmiger gewesen.

Miles Teller (Whiplash) als Reed ist durchaus sympathisch, wirkt aber eher wie ein Kind, dem man ein ganzes Gebäude mit seinem Lieblingsspielzeug geschenkt hat, als wie ein Wissenschaftler, der zu den klügsten Köpfen der Welt gehört. Michael B. Jordan (Für immer Single) als Johnny, er hinterlässt als Sprüche klopfender Draufgänger, keinen bleibenden Eindruck, wird aber noch von Jamie Bell (Ein riskanter Plan) als Ben übertroffen, den ich noch nie in einer so blassen und austauschbaren Rolle gesehen habe. Toby Kebbell (Zorn der Titanen) als Victor ist überzeugend als Eigenbrötler, er hat was unheimliches an sich, ein Problem mit den mächtigen Drahtziehern seines Projektes und hält sich selbst für den Größten.

Kommen dann die Kräfte ins Spiel, ist einiges durchaus gelungen. Wenn die Unsichtbare ein Kraftfeld erzeugt, dann bringt das schon eine gewisse magische Stimmung ins Spiel und Mara macht ihre Sache gut, wenn es darum geht wie die Stärke des Feldes, mit ihrem psychischen Zustand zusammen hängt. Die Fackel hat etwas von einem Alien, die Feuereffekte sehen gut aus, das haben die schon vor zehn Jahren gut hinbekommen. Das Ding, erstmals rein CGI animiert, ist weniger lächerlich als zuvor und man glaubt durchaus, dass man nach seinem Faust-Schlag, nicht mehr wieder aufsteht. Mr. Fantastic schließlich mit seinen dehnbaren Gliedmaßen ist größtenteils nicht schlecht animiert, doch ein paar mal sind seine Dehnungen auch klar als Computereffekt erkennbar.

Victor von Doom, einer der großen Marvel-Bösewichte. Nicht nur dass man ihn in seiner transformierten Form kaum zu Gesicht bekommt, dass er mit seinem Anzug verschmolzen ist und grün leuchtet, verleiht ihm einfach ein peinliches Aussehen. Seine Kräfte sind völlig unlogisch (im Vergleich zu den anderen vier), seine Beweggründe nicht nachvollziehbar und hab ich schon sein Erscheinungsbild erwähnt? Einfach zum Lachen. Paradox wie so vieles hier ist dann die Sequenz, in der er Köpfe zum platzen bringt und man kurz meint, dass die Verantwortlichen einen ironischen Tag hatten und sich des Horrors bewusst wurden, den sie hier fabriziert haben.

Die Defizite sind somit leider auf gleich mehreren Ebenen zu spüren. Erstens ist das Timing schlecht, ein viel zu langatmiger Aufbau trifft auf ein schnelles Overkill-Finale. Zweitens hat Trank kein Gefühl für seine Helden, oder Respekt für das Comic-Ausgangsmaterial (somit das komplette Gegenteil zu James Gunn und seinen Guardians), was auch der eingebaute Ursprung des berühmten „It´s clobbering time“ Spruchs von Ben „The Thing“ Grimm beweist, den hat nämlich als sie Kinder waren sein großer Bruder benutzt, wenn er ihn verprügelt hat. Wie der Tod einer Schlüsselfigur abgehandelt wird, ist dafür ebenso bezeichnend. Und drittens sind Nachdrehs schon öfter vorgekommen, aber wurden selten so schlampig integriert. Reed mit Drei-Tage-Bart geht von einem Raum in den nächsten und ist dann plötzlich glatt rasiert. Da stecken wohl noch ungeahnte Kräfte in ihm, von denen wir nichts wissen.

Insgesamt daher ein Film, über den man sich als Comic-Freund ärgert oder einfach nur traurig ist, über die verschenkte Möglichkeit. Die beiden vorherigen Versuche vor zehn Jahren, die Fantastischen Vier erfolgreich ins Kino zu bekommen, waren um einiges unterhaltsamer, was an sich schon kein Kompliment ist. Somit muss ich leider die niedrigste Punktezahl vergeben, die jemals ein Marvel-Film auf diesem Blog bekommen hat (Elektra wird froh sein, diesen Platz abgegeben zu haben). P.S.: Das einzig wirklich uneingeschränkt Gute, dass aus diesem Fehlschlag hervor ging, ist die Tatsache dass statt der geplanten Fortsetzung nun ein zweiter Teil von „Deadpool“ mit Ryan Reynolds geplant wird, dessen erster Trailer, für extrem gute Laune sorgt.

„Fant4stic“ bekommt von mir 4/10 auch mit vereinter kosmischer Macht, sich selbst vor dem Untergang nicht retten könnende Empfehlungspunkte.


2 thoughts on “Fantastic Four – Fant4stic (Filmkritik)

  1. Auf diesen Film war ich wirklich gespannt. Nachdem er universell negative Kritiken erhielt, dachte ich, das fiele in die Kategorie – ich finde ihn doof, weil alle anderen ihn auch doof finden, denn so schlecht kann ein Film, der auf einem tollen Marvel-Comic basiert, gar nicht sein.

    Wir sind ja durchaus verwöhnt mit guten Filmen aus dem ineinander greifenden Marvel-Universe (Disney) und daher war es durchaus interessant zu sehen, was Fox im Angesicht dieser fast übermächtig wirkenden Konkurrenz mit der Geschichte der „Fantastic Four“ vorhatte.

    Daher ist es kaum zu fassen, wie sehr hier der Karren in den Sand gesetzt wurde. Die Charaktere wirken alle blass, sind nicht liebenswürdig, sympathisch oder gar wie echte Menschen. Es hat den Anschein, dass sowohl Regisseur als auch Schauspieler eine Scheiß-Drauf-Einstellung hatten und nur soviel Arbeit wir unbedingt nötig in diesen Film investierten.

    Kate Mara ist als Invisible Girl Sue ein emotionsloser Roboter, mit den man sich auf keinster Ebene identifizieren kann, Michael B. Jordan als Johnny die aufrührerische menschliche Fackel ist lachhaft und Miles Teller nimmt man nicht wirklich ab, ein außergewöhnliches Genie zu sein. Der Einsatz von Jamie Bell als Thing war aber eine Frechheit. Man musste nach dummen Ausreden suchen um ihn irgendwie ins Geschehen einzubinden (komm, wir wollen den Planeten am anderen Ende des Wurmlochs erkunden, du hast zwar nichts zum Bau beigetragen noch warst du anderweitig zu sehen, aber du musst einfach dabei sein, sonst wirst du kein Steinmensch).

    Toby Kebbell als Victor von Doom hatte eine sehr undankbare Rolle. Grundsätzlich wirkte er nicht wirklich unsympathisch und so kam seine Wandlung vom Wissenschaftler zum absoluten Psychopathen aus dem Nichts. Sein Auftreten als Doom war übrigens lachhaft, selten habe ich so schlechte Effekte gesehen, was übrigens auch für die Kräfte der F4 gilt. Der leuchtende Anzug sah grottig aus. Die menschliche Fackel sah in „Silver Surfer“ um einiges besser aus.

    Das der Film keines durchgehenden roten Faden hat, ist glaub ich eh schon bekannt. Der Anfang ist langatmig und es wirkt, als ob sich jemand Zeit nehmen wollte die Charaktere vorzustellen, aber dabei am Ziel vorbei schoss und es trotz dem Schneckentempo verabsäumte, die Charaktere als Menschen die einem nicht egal sind zu etablieren. Anscheinend war dies den Produzenten aber doch zu langweilig und man entschloss sich eine Actionszene die aus dem Nichts kam an den Film dran zu tackern, die noch nicht einmal gut gemacht war.

    Soda – genug gelästert. Von mir bekäm er 2,5/10 Punkten

  2. Bei diesem Film ist so viel schief gelaufen und ich kann mir nicht vorstellen, dass Trank hier alleine Schuld sein soll (speziell wenn es um den Schnitt und die Nachdrehs gehen soll).

    Vermutlich ist der Film einer Verschwörung zum Opfer gefallen, die zum Ziel hatte die fantastischen Vier zurück nach Hause zu Marvel zu bringen. Und wer weiß, vielleicht hört man ja in ein paar Jahren, dass Trank einen Film im MCU übernehmen darf 🙂

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