Stretch (Filmkritik)

Die Freundin (Brooklyn Decker) hat ihn betrogen und verlassen, doch er kann sie auch nach einem Jahr nicht vergessen. Die Drogen- und Alkoholsucht ist zwar vorbei, dafür sind von den Spielschulden immer noch 6000 Dollar übrig und die müssen heute Abend bezahlt werden, sonst werden Knochen gebrochen. Eigentlich hätte der Limousinen-Fahrer (Patrick Wilson) auch so schon ein ziemlich verkorkstes Leben, aber dass er seinen Job hasst und keine Zukunftsperspektiven hat, rundet das Ganze schön ab.

Gut dass Charlie (Jessica Alba), eine Arbeitskollegin und eine der letzten Freunde, die ihm geblieben sind, einen Job für ihn hat. Ein verrückter Milliardär (Chris Pine) sucht einen Fahrer und wer dessen eigentümliche Anforderungen erfüllen kann, den erwartet ein hohes Trinkgeld. Eine Reise ins Chaos beginnt, gefüllt mit Kokain, Scotch, Schusswaffen, Edel-Prostituierten, FBI-Agenten, wütenden Kunden, seltsamen Gesprächen und einem dauernd quasselnden Geist. Aber egal, für den Fahrer kann es eigentlich nur mehr besser werden!

Stretch

Produzent, Drehbuchautor und Regisseur Joe Carnahan (Das A-Team) hat mit „Stretch“ offensichtlich nicht nur ein Herzensprojekt auf die Beine gestellt, sondern konnte auch eine Vielzahl von spielfreudigen Stars – egal ob nun in Hauptrollen oder Cameos – verpflichten. Da dies ja ein Trip-Film ist, den man sich nicht anschaut, sondern auf den man sich begibt, finde ich es um so erstaunlicher, dass hier nicht nur ein Aneinanderreihung von ausgeflippten Szenen voll mit schrägen Typen gezeigt wird. Man hat doch echt bei den wichtigen Figuren auch das Gefühl, sie zu kennen, sie fühlen sich einfach trotz oder gerade wegen dem allgegenwärtig fühlbaren Wahnsinn, einfach echt an.

Am Besten fange ich gleich mal mit den Darstellern an, die sich allesamt in Bestform präsentieren und ohne die diese Art von Film, wohl nicht funktioniert hätte. Zuerst mal zu Patrick Wilson („Barry Munday„, „Insidious„, „Space Station 76„). Der kann ja wirklich so ziemlich alles spielen, wird aber meiner Meinung nach unterschätzt. Sein Limo-Fahrer löst im Laufe seiner Reise die unterschiedlichsten Gefühle aus, von Mitleid über Sympathie bis hin zu Bewunderung, weil der Kerl einfach nicht aufgibt und über sich hinauswächst. Eine Super-Hauptfigur eben, toll und mit viel Elan gespielt von Wilson.

Chris Pine („Star Trek„, „Das gibt Ärger„, „Jack Ryan„) ist der exzentrische, drogensüchtige, für Sex bezahlende, fast nackt Fallschirm springende und sich selbst ins Gesicht schlagende (wegen der darauf folgenden inneren Klarheit, was denn auch sonst) reiche Irre, mit langem Rauschebart und einer Abneigung gegen zuviel Textilien am Körper. Herrlich ihn endlich mal nicht als hübschen Sunnyboy zu sehen, auf eine andere Art irre kenne ich ihn nur aus „Smoking Aces“ und der war auch von Regisseur Carnahan. Weiter gehts mit dem auf eine bösartige Art und Weise lustigen Ed Helms (Hangover Trilogie), der als Geist meistens in den unpassendsten Augenblicken auftaucht und mit seinen bissigen Bemerkungen dem Fahrer das Leben schwer macht.

Dann wäre da Jessica Alba (Machete), die mich echt positiv überrascht hat. Erstens stimmt die Chemie zwischen ihr und Wilson und die Art wie sie, eine dicke Brille tragend und an ihrem Kugelschreiber kauend nerdige Wortmeldungen mit ihm wechselt, ist wirklich charmant und irgendwie liebenswert. James Badge Dale (Iron Man 3) ist als meistens wütender FBI-Agent mit dabei, Brooklyn Decker (Battleship) ist die naive Exfreundin, Randy Couture (The Expendables) und Norman Reedus (The Boondock Saints 2) schauen in Minirollen vorbei und Ray Liotta (The Son of No One) und David Hasselhoff (Piranha 3DD) spielen sich auf ironische Art und Weise selbst.

Diese geballte Ladung an bekannten Gesichtern, führt ja bei einem Filmfreund schon alleine dazu, dass man hier aus dem Schmunzeln nur selten wieder herauskommt. Natürlich hätte der Mix aus seltsamen Gesprächen, undefinierbaren Gesichtsausdrücken, nicht jugendfreien Humor und peinlichen Situationen auch unlustig oder auf die Dauer langweilig sein können, doch hier stimmt die Mischung für mich einfach, es gibt keine Szenen, die nicht hinein passen würden (na gut, was das in diesem Fall wäre, weiß ich sowieso nicht) und am Ende schließt sich in Verbindung zur Anfangssequenz der Kreis, was mir nach der gelungenen letzten Einstellung, ein fettes Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat.

Insgesamt daher ein Film, der alle Beteiligten in bester Spiellaune präsentiert und einigen von ihnen sogar die Chance bietet, aus bekannten Rollen-Klischees auszubrechen. Hier geht es rein um Unterhaltung, ohne Realitätsanspruch oder tiefere Bedeutung, doch genau das so erfrischend hin zu bekommen, ist auch eine eigene Kunst. Wilson empfiehlt sich erneut als Leading Man und Alba und Pine sollten zukünftig echt öfter Parts in Komödien annehmen. Ein großer Spaß für Erwachsene, der teilweise Sprüche und vom Sinn her unzugängliche Dialoge bietet, die ich so echt noch nie gehört habe. Einfach einsteigen in diese Limousine und den Fahrer machen lassen, das kann dann eigentlich nur gut ausgehen.

„Stretch“ bekommt von mir 8,5/10 das Beste aus seinem Führerschein und den eigenen verborgenen Fähigkeiten machende Empfehlungspunkte.

[amazon template=multinational&asin=B00U6Z3PJW,B00U6Z3QR8]


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.