Hunted: Vertraue niemandem – Staffel 1 (Serienkritik)

Sam Hunter (Melissa George) ist eine Spionin, die für eine private Geheimdienstorganisation namens Byzantium arbeitet. Da sie ein Verhältnis mit ihrem Kollegen Aidan Marsh (Adam Rayner) hat und von ihm schwanger ist, vereinbart sie nach einem erfolgreichen Einsatz, ein Treffen mit ihm in einer abgelegenen Bar. Es tauchen jedoch bewaffnete Männer auf und während des darauffolgenden Kampfes, wird Sam in den Bauch geschossen. Obwohl ihre Leiche nie gefunden wird, wird sie für tot erklärt.

Ein Jahr später jedoch – die körperliche Wunde ist verheilt, das Baby verloren – steht Sam wieder in der Byzantium Zentrale vor ihrem Chef Rupert Keel (Stephen Dillane) und meldet sich zum Dienst. Nach kurzem Zögern wird ihr bald ein neuer Auftrag übertragen. Während ihrer offiziellen Aufgabe wird Sam ab jetzt alles tun um herauszufinden, wer sie damals in eine Falle gelockt hat und warum. Vertrauen will sie dabei Niemanden, die gegenseitige Jagd hat somit gerade erst begonnen.

Hunted

„Hunted“ ist eine britische Dramaserie, erschaffen und geschrieben von Autor Frank Spotnitz (Akte X, Millennium). Produziert vom englischen Sender BBC und dem amerikanischen Sender Cinemax, wurde die erste Staffel mit ihren acht Folgen in beiden Ländern ausgestrahlt. Da die erwarteten Zuschauerzahlen aber nicht erfüllt wurden und die Serie ziemlich teuer ist, entschied BBC keine zweite Staffel in Auftrag zu geben. Cinemax hat jedoch angekündigt, „Hunted“ mit neuem Partner weiterführen zu wollen und Spotnitz hat bereits Pläne, die zweite Staffel sozusagen als Reboot von sich selbst, noch mehr auf den Charakter von Sam Hunter zu fokussieren.

In der ersten Season gibt es auf jeden Fall einige Charaktere, die man interessant finden kann. Neben der Suche nach der Wahrheit, die Sam immer wieder mit Erlebnissen aus ihrer Vergangenheit konfrontiert, zieht sich ein großer Auftrag, den Sam und ihr Team lösen müssen, durch die gesamten acht Folgen. Wer also eine verpasst, der wird seine Probleme haben, der Handlung lückenlos folgen zu können.

Sam spielt bei einer gefälschten Entführung die Retterin und zieht danach als Betreuerin für den geretteten Sohn in eine Haus ein, in dem der Großvater des Buben, ein wichtiger Mitspieler in ihrem neuen Fall ist. Der Vater des Jungen ist nach dem Selbstmord seiner Frau ein gebrochener Mann und daher fällt es Sam nicht schwer, zu ihm eine Verbindung aufzubauen, genau wie zu seinem Sohn natürlich, nach den tragischen Ereignissen mit dem eigenen Nachwuchs.

Diese emotionalen Momente wechseln sich immer wieder nahtlos ab mit den harten Actionszenen, bei denen in „Bourne-Manier“ (ohne zu schlimme Wackelei) geprügelt wird und Messer oder Schusswaffen zum blutigen Einsatz kommen. Insgesamt überwiegen aber klar die Momente ohne Action und die Spannung entsteht oft aus der Gefahr heraus entdeckt zu werden, weniger aus dem direkten Kampf auf Leben und Tod.

Da die gesamte Inszenierung ja die Handschrift der britischen Härte ohne jeglichen Humor trägt, muss ich nun auch einen großen Minuspunkt anbringen. Die sogenannten Spezialagenten werden angeschossen, aufgedeckt, erpresst und gekidnappt. Ein gewisser Grad an Unfähigkeit ist da doch zu erkennen und auch wenn diese Szenen verständlicherweise für zusätzliche Spannung sorgen, nehmen sie den betroffenen Charakteren doch einiges an Coolness.

Spotnitz typische Art Verschwörungen aufzubauen und die Handlung ineinander zu verschachteln funktioniert, doch nach nur acht Folgen und einem Ende, dass sich ähnlich wie der Anfang der Serie anfühlt, kann ich nicht behaupten, dass sein Konzept völlig aufgegangen ist. Was aber neben der nicht immer ganz überzeugenden Handlung einen sehr hohen Unterhaltungswert hat, sind einige der ambivalenten Figuren und die Performances der zuständigen Darsteller.

Stephen Dillane (Game of Thrones) als Sams Chef zeigt seine in keiner Form gefilterte, unglaubliche Geringschätzung gegenüber jeder Form von Menschlichkeit in zahlreichen Situationen, man liebt es als Zuschauer förmlich, ihn zu hassen. Patrick Malahide als Geschäftsmann Jack Turner, der so gut wie in jedem korrupten Geschäft seine Finger drinnen hat, strahlt nicht zuletzt dank seinem perfekten Mienenspiel eine unglaubliche Bedrohung aus. Sein rücksichtsloser fast schon lustloser Rachefeldzug wirkt klar als Gegenpol zu Sams ziemlich emotionaler Reise.

Natürlich darf ich die Heldin selbst nun auch nicht vergessen. Die Australierin Melissa George (A Lonely Place to Die) gefällt mir am Besten in ihren traurigen Szenen, wo ihre Verlorenheit spürbar wird, richtig cool hingegen ist sie bei sämtlichen Schlägereien und Schusswechseln. Nur in Streitgesprächen wirkt sie auf mich manchmal wie ein trotziger Teenager, was aber im Verlaufe der Serie immer weniger wird.

Genau wie die zahlreichen Handlungsstränge gibt es auch noch einige andere Figuren – vor allem innerhalb von Sams Team – die komplexer sind, als sie zunächst scheinen, es wird aber immer nur die Oberfläche der Charaktere angekratzt, für mehr war in den acht Folgen wohl einfach keine Zeit. Der eine ist ein Doppelspion, der andere hat moralische Bedenken, einer will sich auf Grund seiner verpatzten Vergangenheit rehabilitieren und eine Dame leidet unter der Querschnittslähmung ihres Freundes. Alles interessant genug und mit dem Potential für mehr versehen.

Wie es jetzt aber aussieht, wird höchstens Fans der Figur der Sam Hunter in der möglichen zweiten Staffel eine Auflösung von einigen Fragen gegönnt. Was bleibt ist eine kurzlebige Serie, die vor allem dank ihrer Bösewichte funktioniert, in den ruhigen Momenten seine Stärke zeigt und im Endeffekt – wie damals schon bei Akte X – zu wenig Antworten für viel zu viel ineinander verschachtelte Fragen liefert. Der Versuch zu schlau sein zu wollen, kann eben leicht auch nach hinten los gehen (in diesem Fall glücklicherweise nicht allzu stark).

„Hunted“ bekommt von mir 7/10 mit einem leichten Hang zur Inkonsequenz persönliche und berufliche Ziele verfolgende Empfehlungspunkte.


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