A Lonely Place to Die (Filmkritik)

Eine fünfköpfige Gruppe von Bergsteigern ist gerade auf einer Klettertour in den schottischen Highlands unterwegs, als einer von ihnen in einem Waldstück eine seltsam klingende Stimme hört. Kurz darauf findet die Truppe ein Luftrohr, dass aus der Erde herausragt. In dem Erdloch befindet sich ein kleines serbisches Mädchen, dass kein Wort englisch spricht. Da es sich anscheinend um eine Entführung handelt, wollen die Wanderer das Mädchen so schnell wie möglich in die nächste Stadt und somit in Sicherheit bringen, doch da haben die brutalen Kidnapper eindeutig etwas dagegen.

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„A Lonely Place to Die“ ist der neueste Streich des englischen Regisseurs Julian Gilbey (Rise of the Footsoldier), der auch für den Schnitt verantwortlich war und zusammen mit seinem Bruder Will das Drehbuch verfasst hat. Der Film gewann im April 2011 auf dem Actionfest Film Festival in Ashville den Preis für den besten Film und die beste Regie und wurde danach auch in England auf dem Frightfest und in Toronto auf dem After Dark Film Festival gezeigt. Mitte Jänner hat es der Film nun auch auf den deutschen Markt geschafft und zwar als DVD – Premiere.

Zu Beginn fällt sofort eines auf: die perfekte Kulisse des schottischen Hochgebirges. Sowas kann man nicht nachbauen oder auf dem Computer generieren, einfach beeindruckend, atemberaubend und auch beängstigend kommen diese riesigen Gebirgsketten daher, auf denen man als Mensch lächerlich klein wirkt und oft nur ein kleiner Schritt zwischen Leben und Tod entscheidet. Es gibt meiner Meinung nach nur wenige Orte, die sich so perfekt für einen Survival- Actionthriller wie diesen hier eignen. Wunderschön und sehr passend auch die beiden von Sophie Ramsay gesungenen Lieder am Anfang und Ende des Filmes.

Zuerst mal zurück zur Ausgangslage. Du gehst wandern mit deinen Freunden und zufällig befreist du ein kleines Mädchen aus ihrer Gefangenschaft. Was machst du? Das Kind wieder einsperren oder es sich selbst überlassen? Wohl eher nicht. Also es retten, klare Sache. Genauso logisch die Reaktion der Entführer. Das ist ihre Geisel und somit ihr schneller Weg zum großen Geld. All jene, die im Wege stehen, werden dafür bezahlen, am Besten gleich mit ihrem Leben. Der Überlebenskampf beginnt somit, da keine der beiden Gruppen aus ihrer Haut heraus kann und tun muss, was sie eben tun müssen.

Nach den ersten zwanzig ruhigen Filmminuten (abgesehen von einer kurzen Schrecksequenz) geht es bei diesem feinen Thriller richtig los und die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten. Waghalsige Kletterpassagen inklusive durchschnittener Seile und unkontrolliertem Steinschlag, Verfolgungsjagden zu Fuss durch unwegsames Gelände, bei dem die beiden Entführer einfach ihre Jagdgewehre auspacken und ohne jeglichen Skrupel anfangen Menschen zu töten. Zusätzliche Dynamik bringt hier der mehrmalige Schnitt auf die Helmkamera, der bei den Klettereien zum Einsatz kommt. Überhaupt wirkt dies alles angenehm authentisch und kommt ganz ohne diesen amerikanischen Hochglanzfilter aus, ist ja auch ein englischer Film.

Zusätzlich zur Hauptstory, die sich mit diesem Fluchtszenario befasst, gibt es noch die Geschichte des Vaters des entführten Mädchens. Der ist ein mächtiger serbischer Geschäftsmann mit Beziehungen zur Unterwelt und setzt kurzerhand seinen Vertrauten ein, der wiederum zwei außenstehende Profis engagiert, die die Kidnapper unschädlich machen sollen und das Mädchen befreien sollen. Am Ende laufen dann beide Handlungsstränge zusammen und nur eines ist dabei ganz sicher, alle kommen da nicht mehr lebendig heraus.

Neben zahlreichen englischen und schottischen Darstellern spielt die coole Australierin Melissa George hier wieder mal die Hauptrolle. Bei ihren Rollen schafft sie es ja immer wieder, überzeugend tough zu wirken und trotzdem nie übermenschlich oder unnahbar zu sein. Absolut direkt, keine Gefühle zeigen wenn es gerade unpassend ist, sich der Situation anpassen, trauern erst dann, wenn die Sache vorüber ist. Dast kann sie, spielt wirklich mitreißend und nach ihren Parts in „Amityville Horror“, „Turistas“ und „30 Days of Night“, kann man eines als Gewissheit festhalten: das Überleben in ausweglosen Situationen, das hat sie einfach drauf.

Ein Wiedersehen gibt es hier für Freunde von Ed Speleers, der um einiges besser daherkommt, als damals bei seiner Darstellung der Titelfigur im furchtbar verschenkten „Eragon“ Film. Karel Roden („Hellboy“, „Largo Winch„) ist in einer kleinen Nebenrolle als Unterhändler mit dabei, Eamonn Walker („Blood and Bone„) ist als eiskalter „Kidnapper-Killer“ mit von der Partie und der immer charismatische Sean Harris („Harry Brown„, „Red Riding“) darf als Bösewicht seine unmenschlich bösartige, geldgeile Seite zeigen. Auch alle anderen Darsteller sind mit vollem Einsatz bei der Sache was bei einem Film, der so gut wie ohne Hunor auskommt, durchaus eine Notwendigkeit ist, da sonst schnell die eine oder andere Szene unfreiwillig komisch wirken kann.

Am Ende gibt es dann noch als atmosphärisches Kontrastprogramm zum Rest des Filmes einen Festumzug in einer kleinen Stadt, bei dem Menschen als Dämonen verkleidet und Feuer spuckend durch die Gegend tanzen und sich einer der Bösen eine Schweinekopfmaske überstreift, um durch die Menge zu schreiten und auf seine opfer zu schiessen. Insgesamt also ein sehr spannender, toll gespielter europäischer Thriller vor herrlicher Kulisse, bei dem sich wohl keiner der überlebenden Charaktere vorwerfen muss, er hätte doch lieber andere Entscheidungen getroffen, auch wenn einiges am Ende verloren ist.

Der Film „A Lonely Place to Die“ bekommt von mir 8/10 in Extremsituationen überlebensfähige Empfehlungspunkte.


One thought on “A Lonely Place to Die (Filmkritik)

  1. Oi, den hab ich damals beim FFF gesehen, good stuff! Hab bisher keine nennenswerte Klettererfahrung. Mit Melissa würd ich’s wagen xD

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