Eigentlich kann man es kurz fassen: Es gibt eine Party – Studentinnen treffen sich im Haus ohne Eltern, weil es einfach super ist, dort zu feiern. Die Nachbarin (ebenfalls Studentin) bleibt mit ihrer jungen Schwester Zuhause, die würde aber gerne rübergehen. Der nette Nachbar wird gebeten ein Auge auf die Damen zu haben, weil die Eltern ja wissen, dass man Teenagerinnen nicht trauen kann.
Und tatsächlich tauchen – große Überraschung – auch ein paar Jungs auf. Und auch wenig überraschend: Ein Mörder treibt sein Unwesen. Mit einem Bohrer.
Das wohl wirklich größte Alleinstellungsmerkmal von „Slumber Party Massacre“ ist die Tatsache, dass eine Frau das Drehbuch geschrieben und eine andere Frau Regie geführt hat. Und man aber trotzdem nach zwei Minuten die ersten nackten Brüste sieht. Das mag Gerüchten zufolge daran liegen, dass der Produzent (ein gewisser Roger Corman) mehrmals verlangt hat, dass man mehr Nacktheit ins Drehbuch einbauen muss, denn das würde sich gut verkaufen, aber es kann auch daran liegen, dass das in den 80igern einfach dazu gehört hat. Damals, halt. Wenn man so will. Also, 1982, wenn man es genau nimmt.
Spannend, wenn man sich Interviews von den damaligen Schauspielerinnen (nennen wir das was da passiert der Einfachheit halber mal Schauspiel) durchliest und wie zuwider ihnen das bereits damals war (das es auch Ausnahmen gibt wissen wir von Valerie Hartmann („Sleepaway Camp II:Unhappy Campers„), aber es wurde halt als Teil des Jobs akzeptiert.
Geholfen hat es nichts. Keine der Mitwirkenden ist irgendwie länger im Geschäft geblieben als die späten 90iger Jahre. Also, wenn man den Cast nimmt. Amy Holden Jones hat dann noch ein paar Filme in der Kombination Drehbuchautorin und Regisseurin gemacht und ist dann auf reine Drehbuchautorin umgesattelt. Und da gibt es durchaus einige bekannte Film in ihrer Filmografie: „Ein Hund namens Beethoven“, „Ein unmoralisches Angebot“, „Getaway“ (mit Alec Baldwin), „The Relic“ und seit 2018 als Schöpferin, Show-Runnerin und Autorin für „Atlanta Medical“ (107 Folgen!). Drehbuchautorin Rita Mae Brown hat nach in Summe 10 Filmen dann wieder aufgehört Drehbücher zu schreiben.
Nun, was ist jetzt mit dem Film an sich? Ich muss gestehen: Der ist noch immer unerwartet gut. Und zwar nicht, weil halbnackte Frauen drin vorkommen (das hat zum Beispiel „Slumber Party Massacre III“ – Kritik folgt – sogar noch schlimmer gemacht), sondern weil er schlichtweg eine Sache hat, die für ihn spricht: Er ist spannend. Nämlich wirklich spannend.
Da gibt es einerseits die Nachbarin mit ihrer Schwester, bei denen man immer hofft, dass sie merken was los ist bzw. sie nicht im falschen Moment rübergehen und andererseits sind die Versuche der Damen und Herren aus dem eigentlichen Haus zu entkommen doch so inszeniert, dass man mitfiebert. Es hilft natürlich auch, dass die Figuren im Film jetzt keine unsympathischen Dumpfbacken sind. Auch wenn die in den 80iger Jahren üblichen Klischee-Szenen vorkommen, á la zwei Jungs beobachten die Frauen bei einer Polsterschlacht während dieser sich ein paar der Damen ausziehen bzw. umziehen und die beiden (offensichtlich) das erste Mal in ihrem Leben nackte Frauen sehen (mit der heutzutage grandios witzigen Dialogszene: „What did we do to deserve this?“ – „I don’t know, man, but this is heaven!“, zumindest sinngemäß). Eine (von vielen) Szene, die im 2021 Remake (ebenfalls: Kritik folgt) super auf die Schaufel genommen wurde. Vorweg: Das Remake ist absolut sehenswert! Zurück zu diesem Film.
Wie dem auch sei: Das wahre Highlight ist hier der Killer. Das hat allerdings nichts mit dem Mordwerkzeug Bohrer zu tun (welches ikonisch ist, ja – hallo, „Driller Killer“), sondern mit der Art und Weise wie Michael Villella seinen Mörder anlegt. Wir verbringen interessanterweise doch einige Zeit mit ihm – vor allem als er später durch das Haus schleicht – und da werden ein paar coole Kameraperspektiven genutzt. Außerdem ist seine Mimik ein Wahnsinn. Er selbst meinte, er habe seine Bewegungen und Blicke an „Pfauen“ (ja, dem Vogel) angelehnt und das merkt man seinen Bewegungen beim Suchen und allem wirklich an. Das sieht inklusive der Kameraperspektive und den aufgerissenen Augen wirklich irre (im positiven Sinn) aus.
Ich will hier jetzt tatsächlich nicht spoilern, denn der Film ist – ich kann es nur zu meiner eigenen Überraschung wiederholen – auch 2024 noch sehenswert. Ja, man muss halt über das was damals als Schauspiel durchging hingesehen bzw. mit gängigen Klischees oder „Must have it in the film“-Szenen klarkommen (die erwähnte, tatsächlich einfach unnötige Nackheit), aber darunter verbirgt sich ein cleverer, hintergründig parodistischer Film eines Home-Invasion-Slashers, der – erneut: nochmals – auch heutzutage durchaus zu überzeugen weiß und der immer noch spannend ist.
Und es gibt ein paar wirklich coole und witzige (ob ihrer Absurdität) Momente. Ich sage nur „Leiche im Kühlschrank“ oder „Ich mag jetzt Pizza – mh. Glaubt es oder nicht, aber mir geht es jetzt besser.“. Großartig. Einfach großartig.
Respekt, kann ich nur sagen.
„The Slumber Party Massacre“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, trotz seines Alters (ja, ich erwähne es schon wieder) wirklich spannend seiende, Punkte.