Texas Chainsaw Massacre (Filmkritik)

Beinahe 50 Jahre ist es her, dass ein als Leatherface bekannt gewordener Killer, im Jahr 1973, seine jungen Opfer teilweise mit einer Kettensäge, zu einem vorzeitigen Lebensende gebracht hat. Seitdem wurde es ruhig und viele Menschen dachten wohl, dass der Mörder von damals, selbst nicht mehr lebt. Das mörderische Image, hat die Gegend jedoch nie völlig abgelegt.

Die Jungunternehmer Melody (Sarah Yarkin) und Dante (Jacob Latimore) – begleitet von ihrer kleinen Schwester Lila (Elsie Fisher) und seiner Freundin – wollen genau dieses verlassene texanische Städtchen namens Harlow, in ein modernes, trendiges Gebiet umwandeln und haben dafür einige Investoren eingeladen. Als die vier dort ankommen, hat eine ältere Lady ihr zu Hause noch nicht geräumt und bei der anschließenden Diskussion, erleidet sie einen Herzinfarkt. Das wiederum ruft ihren Sohn auf den Plan…

Nach Leatherface läuft der mittlerweile neunte Teil dieses kultigen Horror-Franchise, seit Mitte Februar unter dem neuen Produktionsstudio Legendary Pictures auf Netflix. Die Story (nicht das Drehbuch) beigesteuert haben Fede Alvarez (Evil Dead) und Rodo Sayagues (Don´t Breathe 2) und die beiden fungieren auch als Produzenten. Ursprünglich haben die Brüder Ryan and Andy Tohill (The Dig) als Regisseure mit dem Dreh begonnen, doch das Studio war nicht beeindruckt von ihrer Arbeit, weswegen sie gefeuert wurden und durch David Blue Garcia (Tejano) ersetzt, der mit dem Dreh noch einmal völlig neu begann.

Ab jetzt folgen Spoiler. Ähnlich wie es bei den aktuellen Halloween-Filmen der Fall ist, handelt es sich bei diesem knapp über 80 Minuten langem, kurzen und knackigen Film, um eine direkte Fortsetzung des ersten Teiles bzw. spielt er in der selben Zeitlinie. Alvarez hat sich auch dafür ausgesprochen, dass dieser Teil nun nicht die vorhergehenden „löscht“ oder nicht mehr Canon sein lässt, weil er dies den anderen Filmemachern gegenüber, respektlos findet. Ein schöner Zugang wie ich finde, auch wenn ich selbst kein Fan des Franchise bin.

Was dieser aktuelle Slasher auf jeden Fall ist, ist ein fetter Seitenhieb auf die modernen, ach so sozialen und ökonomisch denkenden jungen Leute, denen es in Wirklichkeit nur um die Selbstinszenierung (vor allem) in Internet geht. Besonders schön ist dies zu sehen bei dem Massaker im Bus, denn was tut man, wenn ein maskierter Mann mit einer Kettensäge bewaffnet vor einem steht? Richtig, man filmt ihn und streamt das gleich live, denn wegrennen, kann man später immer noch. Oder auch nicht…

Weil ich das Wort „Massaker“ gerade benutzt habe, ja, das hier ist schon ein ordentliches, beinhartes Gemetzel, das fast völlig auf Humor verzichtet. Um den Seitenhieb gegen die negativen Auswüchse der „Social Media“ Generation anzubringen, ist auch genau das nötig. Als schneller, dreckiger, blutiger und mit vielen handgemachten Effekten fein inszenierter Slasher, funktioniert der Film auch sehr gut.

Was hier etwas fehlt, ist jedoch die Familie. Ohne die kranken Verwandten, die sozusagen sein Support-System sind und ihn mit zu dem gemacht haben, der er ist, ist Leatherface nur ein weiterer maskierter Killer unter vielen. Dass er bereits um die 70 Jahre sein müsste, ist dabei nur ein Gimmick, weil sein Alter keinerlei Konsequenzen hat, dafür finde ich das Aufeinandertreffen mit der Überlebenden seiner ersten Mordserie gelungen, gerade weil es nicht überstrapaziert wird.

Das eigentliche Final Girl ist hier ja Elsie Fisher (Castle Rock) als Lila, die als Überlebende eines Amoklaufes an einer Schule, natürlich der Prototyp eines Survivors ist. Sie macht ihre Sache schon gut, besonders das „über sich Hinauswachsen“ gegen Ende, aber im Prinzip ist keiner hier wirklich sympathisch. Vielleicht soll man hier aber sowieso zum Killer halten. Was mir dafür gefallen hat, ist dass die Polizisten hier nicht die Dummen sind und selbst der einheimische Waffennarr – sehr lässig gespielt von Moe Dunford (Vikings) – hat sogar mehr als einen, empathischen Moment.

Insgesamt also ein oberflächlich sehr kurzweiliger Slasher, der mit der Szene nach dem Schlussspann und der möglichen Entwicklung der einzigen Überlebenden, durchaus Lust auf einen weiteren Teil macht. Auch unter der Oberfläche sind ein paar Aussagen dabei, die mir gefallen haben. Echte Spannung im Sinne von Suspense bekommt man freilich keine serviert und Leatherface als Erscheinung (nicht von seinen Taten her), hat etwas an Schrecken verloren, doch das fällt nicht wirklich weiter ins Gewicht.

„Texas Chainsaw Massacre“ bekommt von mir 6,5/10 den mordenden Weg dem modernden Weg vorziehende Empfehlungspunkte.


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