M.F.A. (Filmkritik)

Noelle (Francesca Eastwood) wird auf einer Party vergewaltigt. Sie will den Täter anzeigen, kommt aber nicht weit, weil das System ihr ziemliche Steine in den Weg legt. Also gibt die Kunststudentin auf und zieht sich zurück. Durch einen Unfall bringt sie den Täter um und – kommt damit davon. Plötzlich wird sie besser in ihrer Kunst, fokussierter und sie hat ein Ziel.

Vergewaltiger, die vom Rechtssystem geschützt werden, müssen bestraft werden. Die Opfer müssen gerächt werden. Und am Campus der Uni gibt es ja immer wieder Partys auf denen betrunkene Mädchen missbraucht und dabei gefilmt werden, ohne das den Tätern („man kann ja das Gesicht nicht erkennen“) etwas passiert.

Also macht sich Noelle auf und wird zur stillen Rächerin der Wortlosen/Versteckten …

Francesca Eastwood ist die Tochter von Clint Eastwood und ich muss gleich mal festhalten, dass ihre Optik allein schon ausreicht um dem Film eine surreale Note zu geben. Ähnlich wie Rila Fukushima in „The Wolverine“ wirkt ihr Aussehen allein schon ein wenig außerirdisch. Das passt irgendwie.

Die Geschichte, die in M.F.A. (Master Of Fine Arts) erzählt wird ist mit Sicherheit nicht neu und ich habe (wieder mal) gelesen, dass es sich um einen Frauenfilm handelt und Männerhass propagiert wird. Und wieder einmal muss ich feststellen, was für ein Mist solche Aussagen sind.

Ja, es geht um eine Frau, die an Vergewaltigern Rache übt. Und ja, die meisten Männer, die im Film vorkommen und Sprechrollen haben sind eher negativ besetzt. Es gibt hier allerdings auch eine Ausnahme (ja, ein Love-Interest) und der Kerl ist wirklich, wirklich nett.

Grundsätzlich ist M.F.A. ein Film, der sich nicht in irgendwelchen Rachefantasien verliert, sondern sich viel mehr um das Rundherum kümmert. Es gibt immer wieder kurze Szenen in denen Noelle sich mit anderen Missbrauchsopfern konfrontiert sieht, die ihr meist klar zu verstehen geben, dass sie nicht wollen, dass jemand Rache übt. Sie wollen üblicherweise alles hinter sich lassen. Dabei schafft es der Film meiner Meinung nach eine gute Bandbreite an Überlebensstrategien und Verhaltensmustern zu zeigen. Noelles Rachefeldzug ist also nicht „der“ Weg und wird auch nie als solcher dargestellt. Viel mehr hinterfragen selbst Betroffene ihre Taten, allen voran ihre Mitbewohnerin Skye (Leah McKendrick, die auch das Drehbuch verfasst hat).

Was stimmt, ist das die Morde, die Noelle begeht durch die Bank nicht besonders gut geplant sind und sich schon rasch die Frage stellt, warum die gute Frau nicht ziemlich schnell verhaftet wird. So erschlägt sie zum Beispiel jemand mit einem Hammer und lässt diesen am Tatort zurück, und ähnliches. Die Antwort auf diese Frage bekommt man am Ende des Films präsentiert.

Der Film ist langsam, es ist kein Gewaltporno und keine Rachefantasie, es ist ein Film über eine Frau, der Unrecht widerfahren ist und die durch Zufall einen Weg findet, wie sie ihre eigene Stimme und innere Stärke finden kann. Das drückt sich auch durch den Sprung in ihren künstlerischen Leistungen aus, denn plötzlich kann sie sich ihre Emotionen eingestehen und schreckt auf vor düsteren, verstörenden Darstellungen nicht zurück (ich finde den Seitenhieb in Richtung Kunst sehr gelungen).

Alles in allem ist es ein kleiner, überschaubarer Film, der eine altbekannte Geschichte erzählt, diese aber in eine Verpackung hüllt, die durchaus spannend anzusehen ist und der ein paar Szenen/Gespräche/Momente bietet, die man so in anderen Filmen nicht gesehen hätte.

„M.F.A.“ bekommt 8 von 10 möglichen, gefühlvoll und wunderbar erzählte und gespielte, Punkte.


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