6 Underground (Filmkritik)

Als Milliardär hat man Möglichkeiten. Man kann zum Beispiel seinen Tod vortäuschen, das selbe für fünf weitere Leute tun und gemeinsam ein Team gründen, um Verbrecher aufzuhalten, gegen die scheinbar sonst keiner etwas tut. Genau das hat One (Ryan Reynolds) so gemacht und mit der Agentin Two (Melanie Laurent), dem Killer Three (Manuel Garcia-Rulfo), dem Parkour-Profi Four (Ben Hardy), der Ärztin Five (Adria Arjona) und dem Fahrer Six (James Franco), ein buntes Team zusammen gewürfelt.

Natürlich geht gleich bei ihrem ersten Einsatz etwas schief, weswegen sie nun einer weniger sind. Der Scharfschütze Seven (Corey Hawkins) stößt kurz darauf als Neuer zu Truppe hinzu und schon kann es losgehen. Es gilt einen Diktator und seine vier Generäle zu stürzen. Nach der verpatzten Generalprobe, kann nun eigentlich kaum mehr etwas schief gehen, oder?

Es sollte dem geneigten Action-Fan schon klar bewusst sein, ob er Regisseur Michael Bay (The Island, 13 Hours) nach seinem „Transformers 5“ Debakel, noch einmal eine Chance geben möchte. Netflix ist das Risiko auf jeden Fall eingegangen und sie haben dafür auch gleich 150 Millionen Dollar ausgegeben und mit Ryan Reynolds einen prominenten Star als Zugpferd an die Spitze eines vielseitigen Casts gestellt.

Reynolds hat ja in einem Interview gesagt, dass man mehr Michael Bay als hier, nirgendwo bekommen wird. Genau so ist es dann auch und das soll heißen: seine Fans lieben es, seine Hater finden es ganz furchtbar. Alles hier ist laut, bunt, plakativ, unsubtil, chaotisch und überdreht, doch eines ist es für mich nie und das ist präpotent (wie etwa der dritte Triple X, wo sich Vin Diesel einfach selbst feiert).

Außerdem werden einige der Stunts mit derartiger Wucht vermittelt, dass ich an ein paar Stellen eindeutig anerkennen musste, noch nie etwas Besseres innerhalb des Genres gesehen zu haben. Wie Menschen da durch die Gegend fliegen bei Unfällen, das tut richtig weh und man spürt die Gewalt dahinter. Hinzu kommen kreative Segmente (vor allem optisch), wie etwa der geplatzte Pool auf dem Hochhaus oder der stärkste Magnet der Welt auf dem Schiff (einfach anschauen, dann wisst ihr was ich meine).

Die Figuren sind natürlich oberflächlich und man weiß von den meisten einfach viel zu wenig, doch hat man Spaß mit ihnen oder würde es weh tun, wenn sie sterben würden? Auf jeden Fall. Wie stark hier die Damen sind und wie vielseitig die Herkunft der Teammitglieder – Mexikaner, Engländer, Französin – das wirkt unerzwungen, ohne Zeitgeist hinein gerechnet und unterstützt den weltoffenen Charakter der ganzen Geschichte.

Hier wirst du eben nur zur Zielscheibe, wenn du Verbrechen gegen die Menschheit begehst, egal wer du bist und wo du her kommst. Sympathisch ist dabei auch, dass das Team alles andere als souverän agiert, da zwar jeder von ihnen einzeln etwas drauf hat, sie aber nie gelernt haben, als Truppe zu funktionieren. Darum geht auch niemals alles nach Plan und sie müssen ständig auf das neu entstehende Chaos reagieren.

Ryan Reynolds (Detective Pikachu) spielt ja spätestens seit Deadpool in leichten Variationen immer den selben Charakter, aber wenn man ihn wie ich mag, dann ist das schon genau richtig so. Als One schmeißt er öfters mal die Nerven weg, besteht auf Distanz und das Beibehalten von Nummern, doch irgendwie spürt man, dass gerade er einiges zu verlieren hat. Melanie Laurent (Die Unfassbaren) und Manuel Garcia-Rulfo (Die glorreichen Sieben) sind vor allem als Team wirklich witzig.

Sie als effektivste Killermaschine und er als Macho mit Herz, für sich alleine passen sie schon, doch bei den gemeinsamen Szenen, musste ich doch einige mal richtig grinsen. Ben Hardy (X-Men Apocalypse) trumpft vor allem mit seinen Parkour-Einlagen auf, er ist aber gleichzeitig das Küken im Team und der Einzelgänger und somit meist in der größten Gefahr. Adria Arjona (The Belko Experiment) hat eine überdrehte „Operations-Sequenz“ in einem Auto, wird ansonsten aber leider zu wenig genutzt.

Insgesamt also ein klarer Michael Bay Film, aber eindeutig stimmiger, als seine letzten Werke. Ein Freund sagte mir mal, er habe keinen Anwendungszweck für „happy music“, die ihn nicht zum Nachdenken anregt. Wer wie er funktioniert, sollte einen großen Bogen um „6 Underground“ machen. Zur „Gehirn-Entspannung“ und als Ausgleich zur oft in den Vordergrund tretenden Ernsthaftigkeit des Lebens, ist der Film jedoch sehr geeignet (es sei denn, man ist eben gerade von dieser Art von Chaos genervt).

„6 Underground“ bekommt von mir 7/10 überdreht, aberwitzige Empfehlungspunkte.


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