The Commuter (Filmkritik)

Michael (Liam Neeson) ist ein Ex-Cop, der seit zehn Jahren als Versicherungsvertreter arbeitet, bis heute zumindest, denn gerade wurde er gekündigt. Das passiert ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt, an dem es bereits Schwierigkeiten mit der Finanzierung der weiteren Ausbildung seines Sohnes gibt. Nach ein paar schnellen Bieren mit seinem Ex-Partner Alex (Patrick Wilson), nimmt er wie jeden Tag den gleichen Zug nach Hause.

Dort spricht ihn eine ihm unbekannte Dame namens Joanna (Vera Farmiga) an, die ihm nach einem kurzen Gespräch, ein verlockendes Angebot macht: er kann sich versteckt in einer Zug-Toilette, 25 Tausend Dollar nehmen (und weitere 75 sollen folgen), wenn er einen bestimmten, sich in diesem Zug befindenden Gast mit Gepäck ausfindig macht, der nicht zu den regulären Fahrern gehört und ihm einen GPS-Tracker ansteckt…

Regisseur Jaume Collet-Serra (House of Wax, Orphan) und Hauptdarsteller Liam Neeson sind nach ihren gemeinsamen Filmen Unknown Identity, Non-Stop und Run All Night bereits ein eingespieltes Team. Für mich war die Sache daher schon vorher klar: ich wusste, was ich hier bekommen werde. Was ich nicht wusste, ist wie gekonnt die straffe Inszenierung und die tollen Darsteller ein im Prinzip einfaches und leicht angreifbares Drehbuch, völlig in den Hintergrund drängen.

Mittlerweile muss man Liam Neeson ja nur mehr ohne Erklärung irgendwo hinstellen und das Publikum ist auf seiner Seite und feuert ihn an, obwohl er noch gar nichts gemacht hat. Hier wird er als liebender Ehemann und Vater gezeigt, der seinen Job ernst nimmt und einfach ein ehrlicher Kerl ist. Jedoch kein Supermann, denn in einem Moment der Schwäche, lässt er sich durch seine Geldsorgen verführen.

Natürlich hinterfragt er dann diese Entscheidung und genau dieser innerliche Kampf und später auch die Angst um seine Familie, übertragen sich auf den Zuschauer. Man will diesen einen Fahrgast zwar finden, aber ausliefern will man ihn dennoch nicht. Genau so wie Neeson will man wo hin, ohne zu wissen, was dann genau zu tun ist. Das ist ansprechend und vor allem involvierend gefilmt und gespielt, weshalb das ständige auf und ab Gehen im Zug, nie an Fahrt verliert.

Selber rätselt man mit (obwohl, wer aufpasst, erkennt schnell den „einen“ Passagier) und spürt die allgegenwärtige Bedrohung der Drahtzieher im Hintergrund. Kurz vor dem Finale gibt es dann noch bei einem Crash einen Effekt-Overkill, den ich so nicht erwartet hätte. Wer mit Realismus argumentiert, wird spätestens dabei aussteigen, wobei ich diese Szene als Metapher für die aufgestauten Emotionen verstehe und deshalb kein Problem mit ihr hatte.

Liam Neeson (Ruhet in Frieden) wird wohl nie ein Darsteller werden, der nur dabei ist, um sein Geld zu kassieren. Sympathisch wie immer ist er hier am Stärksten, wenn er zerrissen zwischen Sorge und dem Willen das Richtige zu tun, nicht genau weiß, was er nun machen soll. Er reagiert einfach und das wirkt ziemlich authentisch. Patrick Wilson (A Kind of Murder) ist hilfsbereit als sein Freund Alex, doch irgendwie wirkt er, als würde er etwas zurück halten.

Sam Neill (Backtrack) sieht man ja nur mehr selten auf der Leinwand, doch hier darf er wieder mal in einem kurzen Auftritt, als Polizei-Captain vorbei schauen. Als Gegenpol zu den älteren Herren, zeigen Florence Pugh (Malevolent) als verschlossene Gwen und Ella-Rae Smith (Into the Badlands) als zerbrechliche Sofia in Nebenrollen, dass es auch noch junge Talente in Hollywood gibt, die man im Auge behalten sollte. Vera Farmiga (Der Richter) schließlich als mysteriöse Joanna, hat scheinbar sowieso alle Fäden in der Hand.

Insgesamt daher vom Gesamterlebnis immer klar einiges über solide, bekommt man zwar einerseits was man erwarten konnte, wird aber andererseits dennoch (oder gerade deswegen) bestens unterhalten. Natürlich ist dies ein Film, der vor allem beim ersten Mal Ansehen auf Grund des „Mitfieberns“ am Besten funktioniert, was ihn als Ganzes, für mich jedoch nicht schlechter macht. Neeson und Collet-Serra, die in Kombination können das schon.

„The Commuter“ bekommt von mir 7,5/10 den richtigen Zug zum falschen Zeitpunkt wählende Empfehlungspunkte.


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