Death Race 2050 (Filmkritik)

Sie haben Europa gezeigt wer der Boss ist, sie haben Asien alt aussehen lassen und sie haben es geschafft, dass niemand mehr an Krebs erkrankt. Was sollte also das schönste und beste Land der Welt – die United Corporation of America – aufhalten können? Überbevölkerung? Ein Überschuss an alten Menschen? Genau deswegen wurde doch eine großartige amerikanische Tradition eingeführt, das jährliche, drei Tage andauernde Death Race!

Speziell ausgesuchte Fahrer – der beliebteste unter ihnen ist ein Mann namens Frankenstein (Manu Bennett) – rasen dabei quer durch das Land und fahren jeden nieder, der das Pech hat, ihnen über den Weg zu laufen. Fanatische Fans überall im Land verfolgen dieses Schauspiel und jubeln ihren Stars zu. Möge der Beste gewinnen und dabei zahlreiche Leute beseitigen, die den wertvollen Sauerstoff unsere Erde unnötig verschwenden!

Im Jahre 1975 schuf Produzent Roger Corman den bei uns als „Frankensteins Todesrennen“ bekannten Kult-Actionfilm „Death Race 2000“. 2008 wagte sich Regisseur Paul W.S. Anderson (Resident Evil) an ein Remake, dass er selbst als Vorgeschichte zum Original bezeichnete. Es folgten zwei Fortsetzungen und ein vierter Teil wurde bereits angekündigt. Bei dem aktuellen Film handelt es sich um eine eigenständige, von Corman selbst produzierte, nennen wir es einfach „einem Update unterzogene“, neue Version seines Klassikers.

Was das bedeutet? Irrsinn, zahlreiche Seitenhiebe und hat hier jemand politische Korrektheit gesagt? Diese beiden Worte in Kombination kennt hier keiner der Verantwortlichen (und das ist gut so). Dabei wirkt der geballte Wahnsinn in der heutigen Zeit erschreckend wenig fiktiv, denn eine Show ansehen bzw. mittels virtueller Realität am Beifahrersitz sozusagen mitten im Geschehen sein, bei der Menschen live ihr Leben verlieren und das auch noch mit einem sarkastischen Spruch bejubelt wird, da gibt es sicher genug, die da dabei wären und mich würden wirklich die Zuseher-Zahlen interessieren.

Keine Kriege, keine Krankheiten, niemand muss mehr arbeiten. Klingt im Prinzip nach einer Utopie, die man sich gar nicht vorstellen kann. Und wie reagieren die Menschen auf diese Situation? Richtig, sie vegetieren dahin. Was ich damit zeigen/sagen will: bei all den hier gezeigten Übertreibungen muss ich doch sagen, dass ich mir durchaus vorstellen kann, dass wir Menschen so auf eine derartige Situation reagieren würden.

Aber völlig egal, dies ist ja ein Trash-Film, was sollte ich daran bitte sehr schon ernst nehmen? Dementsprechend sind die CGI-Effekte auch herrlich peinlich, genau wie der offensichtliche Einsatz von Greenscreen bei zahlreichen Autofahrten. Nicht stimmige Schnitte, die aus dem Geschehen werfen und viele Darsteller, die overacten mit Schauspielerei verwechseln. Ist irgendetwas von dem jetzt aufgezählten ein unabsichtlich gewähltes „Stilmittel“? Ganz sicher, denn Neuling Corman wusste es wohl eben nicht besser.

Manu Bennett (Arrow) hat als Frankenstein sichtlich Spass bei der Arbeit und es hat was ihm dabei zuzusehen, wie er die Fassade vom unantastbaren Idol fallen lässt und sich als Mensch wie du und ich entpuppt, der sich einfach einer gewissen Sache verschrieben hat, weil er noch keinen besseren Weg für sich gefunden hat. Marci Miller (Rebellion: A Star Wars Story) als seine Co-Pilotin ist erfrischend bissig und aufgeweckt und beweist dabei durchaus Talent, peinlichen Situationen etwas lustiges beizumischen.

Ebenfalls witzig ist Altstar Malcolm McDowell (Star Trek: Generations) als Chairman, der überhebliche und affektierte Führer des Landes und Yancy Butler (Hard Target) als Anführerin der Rebellen, die ihre Gefolgschaft einfach so um den Finger wickeln kann. Erwähnen sollte ich noch den Mann hinter der Kamera, Drehbuchautor, Cutter und Regisseur G.J. Echternkamp (Frank and Cindy), denn der hatte hier in so ziemlich jedem Bereich, seine Finger im Spiel.

Man kann diesen Film daher von der Technik her betrachten und ihn ganz furchtbar finden. Man kann ihn auch von der Handlung betrachten und wegen den Übertreibungen den Kopf schütteln. Oder man geniesst einfach diese überdrehte Satire und den geballten Wahnsinn, der zahlreiche böse Aktionen und Sprüche beinhaltet und freut sich, dass es erst im Jahr 2050 so rund gehen wird auf unserer Erde. Immerhin hat Corman damals gedacht, es wäre schon 2000 so weit, da haben wir ja glatt 50 Jahre voll mit Krankheiten und Krieg dazu gewonnen!

„Death Race 2050“ bekommt von mir 6,5/10 das Gesehene auf mehr als nur eine Art betrachten könnende Empfehlungspunkte.

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