Bus 657 – Heist (Filmkritik)

Vaughn (Jeffrey Dean Morgan) ist verzweifelt. Er kann die Behandlung seiner schwer kranken Tochter nicht finanzieren und sein Boss, ein als The Pope (Robert De Niro) bekannter und gefürchteter Casino-Besitzer, will ihm kein Geld borgen. Zusammen mit einem Kerl namens Cox (Dave Bautista), der ebenfalls in der Spielhalle arbeitet und dessen beiden Kumpels, plant Vaughn daraufhin, seinen Arbeitgeber auszurauben, um seine Tochter zu retten.

Der genau ausgedachte Plan scheitert aber, Schüsse fallen, der Fluchtwagen-Fahrer ist geflohen und ein Mann wurde angeschossen. Die drei Gelegenheitsräuber kapern spontan einen Linienbus, werden dabei aber von einer Polizistin (Gina Carano) beobachtet. Vaughn hat zwar sein Geld, aber wie bekommt er es nun rechtzeitig in die Klinik? Wie bringt er den angespannten Cox davon ab, die Geiseln im Bus zu töten? Und wie soll er die ihn verfolgende Polizei abwimmeln und gleichzeitig den Handlangern des Pope entkommen?

Heist

Nach seinem Killer-Actionfest „The Tournament“ aus dem Jahre 2009, meldet sich Regisseur Scott Mann nun mit diesem Action-Thriller mit Drama-Elementen zurück. Die Anzahl der bekannten Gesichter vor der Kamera ist dabei – wie es bereits bei seinem letzten Werk der Fall war – beeindruckend. Die Schauspieler sind es dann auch, die die hier erzählte Story, die nicht gerade neu ist, überzeugend um die emotionale Komponente erweitern und so das Interesse des Zuschauers aufrecht erhalten.

Ein liebender Vater, der für seine kranke Tochter zum Dieb wird. Das Geld stammt aus schmutzigen Geschäften seines Bosses, die Aktion soll schnell und ohne Ausübung von Gewalt über die Bühne gehen. Vaughn bleibt dabei immer eine positive Figur, er ist hier klar das Herz des Filmes, ihm wünscht man ein Happy End. Er versucht sowohl die Aktionen der Polizei, als auch die seiner gewaltbereiten Komplizen zu beeinflussen und nicht zuletzt auch noch die Vorgehensweise von The Pope vorauszusehen.

Warum ich das so betone? Weil ohne Vaughn für mich der Film nicht funktioniert und die Inszenierung betrachtend denke ich, dass sich Regisseur Scott dieser Tatsache, sehr bewusst war. Was aber nicht heißen soll, dass das Drumherum nicht passen würde. Im Prinzip gibt es nur eine einzige Figur, die eiskalt ist und sich ohne Zweifel der Seite der Bösen zuordnen lässt, alle Anderen bewegen sich irgendwo im Graubereich. Und ja, es macht durchaus Spass herauszufinden, wer hier ehrlich ist und wer nun doch eigentlich für die Gegenseite arbeitet.

Das Drama und die Interaktionen spielen sich großteils im Bus ab, für Action-Freunde gibt es eigentlich nur eine kurze Sequenz, in der ein Swat-Team das Fahrzeug kapern will und sie der Reihe nach, bei voller Fahrt, wieder abgeworfen werden. Eine große Portion Katz und Maus Spiel, ein paar kluge Schachzüge, die Gegenspieler vom Offensichtlichen ablenken. Die Spannung entsteht aus diesen abwechselnden Spielen, die Vaughn mit seinen Mitmenschen treibt, getragen von der bereits erwähnten Hoffnung, dass es für seine Tochter und ihn, einen Weg aus diesem Schlamassel heraus gibt.

Jeffrey Dean Morgan (Texas Killing Fields) als Vaughn hat die Sympathien klar auf seiner Seite. Er strahlt Erfahrung aus, auch einiges an Reue über vergangene Taten, ist smart und gibt sich kämpferisch, punktet letzten Endes aber vor allem durch seine Menschlichkeit. Tolle Leistung, zumal ich ihn auch als widerlichen Bösewicht (zuletzt in The Salvation), sehr überzeugend finde. Dave Bautista (Guardians of the Galaxy), der zuletzt James Bond in „Spectre“ das Leben schwer gemacht hat, ist Cox. Er wirkt zwar körperlich imposant, ist aber mit der Situation sichtlich überfordert und verliert immer mehr die Nerven.

Robert De Niro (Killing Season) ist als Pope durch seine Erfahrung mit Mafia-Filmen sichtlich in seinem Element, zuviel Geld, Gewalt und junge Damen haben ihm schon lange die Sicht für das Wesentliche geraubt. Kate Bosworth (Still Alice) ist in einem netten Gastauftritt als seine ihn ablehnende Tochter dabei und Morris Chestnut (Legends) ist sein brutaler und emotionsloser Nachfolger Dog. Eine muss ich noch erwähnen, denn Gina Carano (In the Blood) ist die emphatische Polizistin Kris, die erkennt, dass Vaughn trotz der Geiselnahme kein schlechter Mensch ist. Ja genau, sie spielt hier „nur“, ihre Kampfkünste (für die sie bekannt ist) kommen außer bei einer kurzen Entwaffnungs-Aktion, überhaupt nicht zum Einsatz.

Insgesamt daher ein Thriller, der klar als DVD-Premiere konzipiert ist, keine Kinomagie versprüht, jedoch nie billig aussieht. Weil Vaughn eine zwar bekannte aber trotzdem interessante Figur ist, von Morgan großartig gespielt wird und ihn seine motivierten Kollegen unterstützen, ist dieser Film für mich spannend gewesen, weil ich wissen wollte, wie die Reise endet. Wer jedoch Carano in Action sehen will bzw. an sich nur unterhalten wird, wenn viel los ist, der ist hier klar an der falschen Adresse.

„Heist“ bekommt von mir 6,5/10 das nächste Mal lieber nicht mehr den Bus nehmende Empfehlungspunkte.

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