Vice (Filmkritik)

In Vice, einem mächtigen Betrieb unter der Leitung von Julian (Bruce Willis), können Menschen all ihre meist dunklen Fantasien ausleben. Eine Bank überfallen, über Frauen herfallen, Menschen erschießen. Warum dies legal ist? Weil bei Vice nur synthetische Menschen arbeiten, die zwar Gefühle haben und auch menschliche DNA besitzen, doch nach ihrem Ableben einfach repariert und danach wieder eingeschaltet werden, wobei natürlich auch die Erinnerung an vergangene Ereignisse gelöscht wird.

Dem Polizisten Roy (Thomas Jane) ist diese Organisation schon lange ein Dorn im Auge, doch er bekommt bei der Arbeit keine Unterstützung seiner Vorgesetzten. Als Kelly (Ambyr Childers), eine der Wesen bei Vice, eine Fehlfunktion hat, Flashbacks bekommt und daraufhin in die reale Welt hinaus flüchtet, erkennt Roy langsam aber sicher diese Situation als seine große Chance. Denn Julian hetzt ihr seine schwer bewaffneten Leute auf den Hals und hat bei seiner Jagd keinerlei Skrupel, auch unschuldige Menschen zu gefährden.

Vice

Dies ist der neueste Streich von B-Movie Actionregisseur Brian A. Miller, dessen letzter Film „The Prince“ einen ähnlich unmotivierten und arrogant wirkenden Bruce Willis zu bieten hatte und auch sonst sind einige Parallelen bei der Machart zu erkennen. Die Story wirkt wohl nicht unbeabsichtigt ähnlich wie die des Michael Crichton Films „Westworld“ aus dem Jahre 1973, denn Originalität sucht man hier vergeblich und wer sich große moralische Dilemma oder ethnisch/philosophische Fragen über das „Leben“ von synthetischen Wesen erwartet, der ist ebenso klar an der falschen Adresse.

Natürlich wird angesprochen, dass Menschen, die in Vice andere Leute töten, dieses Verlangen damit nicht befriedigt haben sondern vielmehr erst auf den Geschmack kommen, dies auch in der wirklichen Welt zu wiederholen und auch die Sympathien sind klar auf der Seite von Hauptfigur Kelly, die menschlicher wirkt als so manche Menschen, doch zum Nachdenken wird man (und soll man wohl auch gar nicht) kaum angeregt, da es hier scheinbar das Ziel war, Schießereien, Explosionen und coole Sprüche, in das Gewand eines SciFi-Thrillers zu packen. Nun gut, dann also Anspruch weg, Hirn macht Pause, der Spass kann beginnen.

Leider ist auch dies nur bedingt der Fall, denn die Liebe des Regisseurs zu Bösewichten, die eigentlich immer völlig offensichtlich daneben schießen und trotz automatischen Waffen den Helden mit seiner Pistole nicht aufhalten können, ist so groß, dass der unfreiwillig komische Faktor hier einfach klar in den Mittelpunkt rückt. Da helfen auch ein paar Explosionen und gelungene Actionszenen nicht, denn Spannung würde ja aus der Bindung des Zuschauers zu den Figuren entstehen und eben das ist nur teilweise gelungen.

Dass die Welt von Vice scheinbar ausschließlich von Männern genutzt wird – klar sind auch Frauen anwesend, diese sind aber nicht eindeutig als Kunden erkennbar – und diese nur darauf aus sind, zu stehlen, vergewaltigen und zu morden, was natürlich nicht hinterfragt wird, zeigt für mich sehr schön, wie wenig ernst man den Film nehmen kann, obwohl das Thema eine andere Herangehensweise verdient hätte. Aber gut, ich will ja nicht kleinlich sein, immerhin geht es hier ja um nix. Um richtig trashig lustig zu sein, ist der Film dann aber leider doch um einiges zu gut gemacht.

Bleiben nur mehr die Darsteller um etwas zu retten und die scheinen während den Dreharbeiten bereits gemerkt zu haben, dass dies kein Highlight in ihren Karrieren werden wird. Einzig Ambyr Childers (2 Guns) als synthetische Heldin empfiehlt sich als toughe Action-Lady, die auch in emotionalen Augenblicken überzeugen kann. Thomas Jane (The Punisher) hat sich seine furchtbare Lockenfrisur aus dem ebenfalls schlimmen „Drive Hard“ behalten, hat dauernd einen Zahnstocher im Mund und bringt seine Sprüche ständig so, als wäre ihm alles egal, oder er wirkt einfach nur genervt.

Bruce Willis (Armageddon) bleibt seinem aktuellen Trend treu und „spielt“ so, als würde er seinen Text auswendig aufsagen. Naja, der arme Kerl hat ja auch ganze fünf Töchter, die kosten eben Geld, auch wenn sie teilweise schon erwachsen sind. Johnathon Schaech (Laid to Rest) ist als rechte Hand von Willis mit dabei und hat eindeutig mehr Ausstrahlung, als sein gelangweilter Kollege. Ansonsten tummeln sich hier noch einige finstere Gesellen und hübsche Damen, die mir allesamt aber bisher nie in anderen Filmen aufgefallen sind.

Insgesamt ein Film, der in einem realistischen Setting, auch wenn er seine SciFi-Ebene sicherlich aus Kostengründen sowieso kaum ausnutzt (man denke nur an das völlig verschenkte sogenannte Upgrade von Kelly), wohl besser funktioniert hätte. Eine motivierte Hauptdarstellerin, ein paar doch coole Szenen, witzige Sprüche und der unfreiwillig komische Spaßfaktor verhindern zwar das Schlimmste, doch ist dies eindeutig ein Erlebnis, dass höchstens bei einmaliger Sichtung mit der richtigen Erwartungshaltung Spaß macht und auch dann sofort wieder aus dem Gedächtnis gelöscht wird. Schade, wäre handlungstechnisch und auch von den Beteiligten her, durchaus mehr drinnen gewesen.

„Vice“ bekommt von mir 5/10 synthetische Menschen als die besseren Menschen erkennende Empfehlungspunkte.

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