Saving Mr. Banks (Filmkritik)

Walt Disney (Tom Hanks) hat seinen Töchtern ein Versprechen gemacht und jetzt beißt er sich daran beinahe die Zähne aus. Er will für seine Töchter die Film-Rechte zu der Mary Poppins-Buchreihe von P.L. Travers (Emma Thompson) erwerben. Doch es sollte über 20 Jahre dauern bis P.L. Travers – unter anderem wegen akuter Geldnot – dem Werben von Disney nachgibt und nach Hollywood reist, um mit Disney zu reden und zu verhandeln. Denn sie hat Angst, dass ihre geliebten Buchcharaktere in die falschen Hände geraten. Hinter ihrer unfreundlichen Fassade verbirgt sich ein Geheimnis. Die Banks-Familie ihrer Bücher, ist auf ihrer eigenen Familie basierend und ihrer nicht einfachen Kindheit.

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Endlich einmal wieder ein interessantes Bio-Pic! Nach dem mehr als enttäuschenden „Diana“, konnte es ja fast nur bergauf gehen. Nachdem ich schon den Trailer interessant fand, konnte ich es kaum erwarten „Saving Mr Banks“ zu sehen. Ich bin Fan von „Mary Poppins“, der Film an dessen Drehbuch P.L. Travers hier mitarbeitet und konnte nicht umhin, mir gleich nach „Saving Mr. Banks“ diesen Klassiker wieder einmal anzusehen. Als Folge habe ich mit „Spoonfool of Sugar“ einen konstanten Ohrwurm.

Da ich nicht unbedingt ein Blitzkneißer bin, habe ich nicht sofort begriffen, dass es in den Flashbacks um P.L. Travers geht. Regisseur John Lee Hancock fügt die Rückblicke gut in das Filmgeschehen ein und sie wirken keineswegs störend. Sie zeigen die Kindheit der Autorin und ermöglichen es dem aufmerksamen Zuseher einige Parallelen zu ziehen und erklären auch, warum sie insbesonders an der Figur des Mr. Banks hängt, der auf ihrem liebevollen, aber schwer alkoholabhängigen Vater basiert.

Emma Thompson (Beautiful Creatures) als P.L. Travers erinnerte mich fast ein wenig an Dr. House. Unfreundlich zu allen scheint sie sich kein bisschen für ihre Mitmenschen zu interessieren und macht mit erschreckender Beiläufigkeit unterschwellig fiese Kommentare. Travers hätte leicht komplett unsympathisch wirken können, aber Thompson schafft es Travers eine menschliche Seite zu verleihen. Durch abwesende, in die Ferne schweifende Blicke, sieht man oft eine gewisse Verletzlichkeit in der kaltherzig wirkenden Autorin und als Travers bei der Film-Premiere von „Mary Poppins“ zum heulen beginnt, konnte ich gar nicht anders als mit zu heulen.

Tom Hanks (Cloud Atlas) spielt Walt Disney, der ja einiges an Hartnäckigkeit bewies, um an die Filmrechte zu „Mary Poppins“ zu kommen. Hanks, tatsächlich ein entfernter Verwandter des legendären Mäuse-Schöpfers, ist als charmanter Gegenpart zu Thompson auf der Stelle sympathisch. Man glaubt Disney, dass ihm persönlich etwas an der Geschichte von Mary Poppins liegt und er nur deshalb mit Zähneknirschen und resigniertem Schulterzucken die Eskapaden von Travers erduldet. Hinter seiner gutmütigen Fassade versteckt sich ein beinharter Geschäftsmann, der nicht ohne Grund ein heute Milliarden Dollar schweres Imperium schuf.

Wer mich überraschte, war Colin Farrell (Total Recall). Da ich nicht wusste, dass er in diesem Film mitspielt, freute ich mich, den Iren in der Rolle von Travers Goff zu sehen. Schon lange nicht mehr habe ich Farrell so charismatisch erlebt. Beinahe manisch fegt er mit seiner Filmtochter über die Leinwand und erklärt mit ernster Miene, dass ein Pferd und ein Huhn eigentlich verzauberte Verwandte sind und impft seiner Tochter dabei ein, ihren Blick für das Verborgene, Fantastische und Unglaubliche nie zu verlieren.

Bradley Whitford, B.J. Novak und Jason Schwartzman spielen das Drehbuch und Songwriter-Team, das P.L. Travers mit ihren konstanten Extrawünschen und Forderungen in den Wahnsinn treibt. Jedes Mal wenn die Autorin wieder eine ihrer Ideen lächerlich macht, ist es amüsant, die Reaktionen, die das Trio darauf hat, zu sehen. Ebenfalls in einer kleinen Nebenrolle findet man Paul Giamatti (John Dies at the End) als Limousinen-Fahrer von Travers, dem sie am Schluss gesteht, er sei der einzige Amerikaner, den sie wirklich möge.

Der Soundtrack ist eine der absoluten Stärken des Filmes, denn da er ebenso wie „Mary Poppins“ aus dem Hause Disney kommt, konnte man auf die Original-Lieder zurück greifen, die man in ihrer Entstehungsphase kennen lernt und hört im Hintergrund mehr als einmal instrumentale Stücke aus dem Klassiker, die mich auf der Stelle mitsummen ließen.

Da „Saving Mr. Banks“ wie schon erwähnt von Walt Disney Pictures produziert wurde, kann man natürlich nicht alles ganz ernst nehmen, denn ohne ein gehöriges Löffelchen voll Zucker wird man als Zuseher nicht nach Hause gelassen. Vor allem das versöhnliche Ende zwischen Travers und Disney ist, sagen wir einmal unwahr. Die Autorin verzieh es Disney nie, was er aus Poppins gemacht hatte und verweigerte es daher, gemeinsam mit Disney an weiteren Mary Poppins-Filmen zu arbeiten. Aber mal ganz unter uns, wenn man eine wirklich authentische Biografie sehen will, sollte man sich an Dokus halten, denn Hollywood kann einfach nicht anders, als an Geschichten herumzudoktern, sie in Stückchen zu zerteilen um sie danach neu und „verbessert“ zusammen zu setzen. Zum Schluss noch eine dicke Schicht Zuckerguss – Voilà! Fertig ist ein Film der unterhaltsam ist, sich gerade genug an die Fakten hält, um den Anschein von Authentizität zu haben und damit Zuseher ins Kino zu locken.

Fazit: „Saving Mr. Banks“ mag zwar nicht allzu viel mit der tatsächlichen Geschichte zu tun haben, aber wenn Seher unvoreingenommen ins Kino gehen und eventuell noch die zauberhafte Nanny aus „Mary Poppins“ ins Herz geschlossen haben, werden sie gut unterhalten und lächelnd aus dem Kino gehen.

Dieser Film bekommt von mir 7,5/10 disneyfizierten Punkten und erscheint demnächst auf Blu-Ray.

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Auf der Blu-Ray, die sich in gewohnt hochwertiger Bild- und Tonqualität präsentiert, finden sich einige Extras, die das Herz der Fans höher schlagen lassen werden. So finden sich 3 zusätzliche Szenen auf der Blu Ray, wobei für mich die Entstehung des „Nanny Song“ die Beste war und mich schmunzeln ließ.

Die Kurzdokumentation „Die Walt Disney Studios gestern und heute“ spannt einen Bogen von von der Vergangenheit in die Gegenwart und zeigt die Detailverliebtheit, mit der die Disney-Studios für „Saving Mr. Banks“ nachgbaut wurden und wie es dort zur Zeit des großen Meisters Walt Disney war.

„Let’s Go Fly A Kite“ ist aber mein persönliches Mini-Hightlight. Dort singt die ganze Crew zu der Klavier-Begleitung der echten Richard Sherman „Lets Go Fly A Kite“ und machte mich fast ein wenig sentimental. Weitere Extras sind einige Trailer, etwa zu „Mary Poppins„, „Maleficent“ und „Dornröschen“.

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