17 Jahre nachdem er mit ansehen musste, wie sein gesamter keltischer Stamm von den von Corvus (Kiefer Sutherland) angeführten Römern abgeschlachtet wurde, ist aus dem früheren Reiter und seit Jahren als Sklave lebenden Milo (Kit Harington), ein mutiger und vor allem oft siegreicher Gladiator geworden. Sein Ruf bringt ihn zu größer angelegten Spielen nach Pompeii, wo er auf Lady Cassia (Emily Browning) trifft, die einen starken Eindruck bei ihm hinterlässt.
Bald hat Milo aber Gedanken in eine ganz andere Richtung, denn Corvus befindet sich in der Stadt und eine mögliche Rache an ihm, scheint so greifbar nahe wie nie zuvor. Dass der Römer ausgerechnet ein Auge auf Cassia geworfen hat, streut nur weiteres Salz in Milos Wunden, doch die ständig wieder kehrenden kleinen Erdbeben, deuten noch viel größere Probleme an: der örtliche Vulkan steht nämlich kurz vor einem Ausbruch, wie ihn die Stadt noch nie zuvor gesehen hat.
„Pompeii“, selbstverständlich in 3D, ist eine deutsch-kanadische Koproduktion und gleichzeitig der neuerste Streich von Regisseur Paul W.S. Anderson (Resident Evil, Death Race, Die Drei Musketiere). Nun sind seine Regiearbeiten ja nicht unbedingt dafür bekannt, anspruchsvolle Cineasten in Kinosäle zu locken, doch bieten sie meistens immerhin hirnlose Blockbuster-Unterhaltung, die nie vorgibt mehr zu sein, als sie im Endeffekt dann ist. Sein aktuelles Werk kann man nun am ehesten als Mischung aus „Gladiator“ und Katastrophenfilmen wie etwa Roland Emmerichs „2012“ bezeichnen.
Ich muss ja zugeben, dass bei mir aktuell nach „The Legend of Hercules„, meine Erwartungen auf historisch angehauchte Actionschinken bezogen, doch sehr niedrig angelegt waren. Glücklicherweise ist „Pompeii“ dann wirklich doch in jedem Bereich besser, als Renny Harlins abschreckender Karrieretiefpunkt. Einfach gestrickt und zügig erzählt lautete hier wohl die Devise. Die gut eineinhalb Stunden lange Spielzeit weist weder irgendwelche Längen auf, noch auch nur den Hauch einer Charakterentwicklung bei sämtlichen Figuren. Es kommt zwar durch die schnelle Erzählweise keine Langeweile auf, doch kann man nie richtig einen Bezug zu den agierenden Personen aufbauen.
Die romantischen Szenen sind angenehm kurz gehalten und nicht zu kitschig, die Kampfszenen in der Arena wirken dynamisch und wuchtig und sind immer so gefilmt, dass ja das typisch amerikanisch massentaugliche PG 13 Rating nie in Gefahr bringen. Wenn gegen Ende dann der Vulkan ausbricht und in (wie immer etwas zu dunklen) 3D Bildern die Trümmer dem Zuschauer um die Ohren fliegen, dann ist das doch ein gewaltiges Instant-Spektakel, dass zwar wie bei einem großen Feuerwerk kurz zum Klatschen anregt, doch dann gleich wieder vergessen ist. Dass dabei auch noch die finale Verfolgungsjagd eingebaut werden musste, ist zwar nachvollziehbar, aber in seiner leicht lächerlichen Art auch fast schon zuviel des Guten.
Die Landschaftsaufnahmen, die Kulissen und Kostüme sind dafür wunderschön geworden und wirken zu keiner Zeit billig oder unecht. Ein paar als solche deutlich erkennbare CGI-Effekte haben sich besondern beim Finale dann doch eingeschlichen, was aber auch in den meisten Fällen bei ähnlichen Produktionen der Fall ist und das Erlebnis nicht wirklich trübt. Die Filmmusik versucht dafür ein bisschen zu sehr das Gefühl eines epischen Abenteuers zu erzeugen und versinkt so eher im belanglosen Einheitsbrei ähnlich angelegter Scores.
Schauspielerisch sticht vor allem Kiefer Sutherland (Mirrors) hervor, der es doch tatsächlich schafft, dass ich ihn von der ersten Sekunde an schrecklich unsympathisch und auf eine eklige Art und Weise arrogant fand, was ihn zu einem ausgezeichneten Bösewicht machte, für dessen Bestrafung man sich durchaus auch in Gegenwart eines Vulkanausbruchs noch Zeit nehmen will. Vom Charisma kann nur noch Adewale Akinnuoye-Agbaje (Hunted) als Gladiator-Kumpel des Helden mithalten, der vor allem physisch und mit seiner Gestik und Sprache einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Kit Harington (Silent Hill: Revelation 3D) hat bei mir nicht den „Game of Thrones“ Bonus, da ich die Serie noch nie gesehen habe. Als Milo hat er sich zwar körperlich sicherlich das Zeug zum Helden antrainiert, doch sonst ist er für mich eher blass geblieben, auch wenn er besonders seine Actionszenen souverän meistert. Emily Browning (Sucker Punch) ist wie immer vor allem optisch ein Hingucker und darf wieder mal große Augen und einen Schmollmund machen, um den Beschützerinstinkt in uns Zuschauern und natürlich Milo zu wecken. Als ihre Eltern sind Carrie-Anne Moss (Matrix) und Jared Harris (Sherlock Holmes: Spiel im Schatten) zu sehen und als ihre Freundin Jessica Lucas (Evil Dead), doch sie bekommen allesamt zu wenig zu tun, um im Gedächtnis zu bleiben.
Insgesamt ist der Film ein Katastrophen-Action Epos geworden, dass auf Kosten der Substanz auf eine schnelle Inszenierung setzt und vor allem mit seinen plakativen Show-Off Momenten punkten kann. Im Endeffekt ähnlich wie beim letzten „Resident Evil: Retribution“ Film des Regisseurs, nur eben ohne den Milla Jovovich Bonus. Hat sich die Asche gelegt und der Rauch des Vulkans verzogen, dann ist der Film auch schon wieder vergessen, doch ärgern musste man sich – vor allem auf Grund seiner extremen Kurzweiligkeit – im Verlaufe der Handlung dafür zu keinem Zeitpunkt.
„Pompeii“ bekommt von mir 6/10 Liebe und Rache in einem gewaltigen Ausbruch vereinende Empfehlungspunkte.