Silent Hill: Revelation 3D (Filmkritik)

Heather Mason (Adelaide Clemens) hat kein einfaches Leben. Sie zieht mit ihrem Vater (Sean Bean) von Stadt zu Stadt und weiß nicht einmal genau, warum. Ihre Mutter, so wurde ihr gesagt, sei bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, aber daran kann sie sich nicht erinnern.

Und wieder ein Tag an einer neuen Schule und wieder muss sie sich ihren Mitschülern vorstellen, aber heute ist alles anders. Denn Heather wird verfolgt. Dann ist plötzlich ihr Vater verschwunden und an der Wand ihres Eigenheims stehen die Worte: „Komm nach Silent Hill“. Ein Ort, vor dem ihr Vater sie gewarnt hat … aber Heather hört nicht auf ihn und macht sich auf den Weg …

Silent Hill Revelation 3D Film

 

Wenn ich etwas überhaupt nicht leiden kann, dann ist es verschenktes Potential. Wie die meisten Leser wissen werden, mag ich trashige Filme – das liegt auch daran, dass die meist kein Potential haben, dass sie verschenken können, sondern eher aus einer minimalen Idee/Budgetsituation das Beste herausholen. Bei „Silent Hill: Revelation“ liegt die Sache leider genau anders herum: Da wäre extrem viel Potential vorhanden gewesen und alles wird in die Tonne gekickt.

Der Fairness halber die positiven Dinge zuerst: Die Schauspieler agieren allesamt nicht wirklich schlecht. Zumindest wenn man bedenkt, welche Dialoge sie führen müssen. Das Art-Design ist streckenweise umwerfend – der Jahrmarkt, manche der Figuren – einfach super. Allerdings ist da das Spiel als Vorlage ja auch super, aber immerhin haben die Macher sich bemüht, die Optik richtig hinzubekommen. Und der Soundtrack (der vom Spiel übernommen wurde) ist über große Strecken auch über alle Zweifel erhaben. So. Das waren die positiven Punkte.

Bei den negativen Punkten, weiß ich jetzt gar nicht so genau, wo ich anfangen soll. Es gibt so viele. Von einem Drehbuch, dass diesen Namen per se überhaupt nicht verdient, über langweilige Schnittfolgen bis hin zu einem Höhepunkt, der keiner ist, gibt es einfach zu vieles, was da so richtig schief gegangen ist.

Da haben wir zum Beispiel Sean Bean („Black Death„, „Der Herr der Ringe“), einen – wie wir alle wissen – sehr, sehr guten Schauspieler, der dazu verdammt ist, die meiste Zeit des Films angekettet in der Gegend herumzuhängen und leidend drein zu blicken. Carrie Ann-Moss („Matrix 1-3“, „Memento“), die zum Einen nicht mal erkennbar ist, und zum Anderen eigentlich eh so gut wie gar nicht vorkommt und der man Dialogzeilen in den Mund legt, die einfach nicht packbar sind.

Dann sind da noch die Story-bedingten Logiklöcher, welche den genialen Schluss des ersten Teiles ad absurdum führen – da wird in einer Rückblende erzählt wie es dazu kam, dass Heather aus Silent Hill fliehen konnte und dann ist das dermaßen banal gemacht, dass es einfach nur traurig ist. Die Erklärungen sind allesamt an den Haaren herbei gezogen und wenn ich etwas überhaupt nicht leiden kann, dann sind es Charaktere im Film, die mir erklären, was gerade passiert ist.

Im Ernst. Die erklären mir 20 Minuten nach Beginn des Films, worum es in dem Film geht! Die große Frage des Films – wer ist Heather und warum scheint sie so wichtig zu sein für die Einwohner von Silent Hill – wird nach gut 20 Minuten (oder von mir aus sind es auch fünfundzwanzig) in einer völlig unspektakulären Sequenz von einem Charakter einfach erzählt! Und das geht so weiter! Alle wichtigen Storywendungen (wenn man es so nennen kann) werden von Charakteren ERZÄHLT! Spannung kommt dabei natürlich keine auf. Nie. Sicher, es gibt ein paar sehr nette Jumpscare-Momente, aber die wiegen einerseits die restlichen langweiligen Szenen nicht auf und zum anderen erwarte ich mir von Silent Hill eine düstere, immerzu spürbare Bedrohung – die hier einfach fehlt.

Dazu kommt dann noch, dass die Effekte mal gut und mal verdammt schlecht sind – es gibt Momente, in denen die Dunkelheit und die Düsternis sehr gut verpackt rüberkommen, die Effekte und die Wesen aus der anderen Welt zum Greifen nahe und echt erscheinen. Dem gegenüber stehen Momenten, in denen man sich vor einem Videospiel von 1990 zu befinden glaubt. Von billigen – Hui, das springt in 3D was aus dem Bildschirm in meine Richtung – „Schockeffekten“, will ich gar nicht erst reden.

Charaktere, die auftauchen und vorgestellt werden, nur um eine Minute darauf den Löffel abzugeben (ich weiß, dass sollten Schockeffekte sein, weil man damit ja nicht rechnet) und ehemalige Bösewichte (Pyramid-Head), die auf einmal eine völlig neue Bedeutung haben und vor denen sich kein Mensch mehr fürchten muss.

Am Papier mag das alles ja vielleicht noch wie eine gute Idee ausgesehen haben, aber die Ausführung lässt dramatisch zu wünschen übrig und spätestens während des Storyboardens hätte doch jemand mal „Halt! So funktioniert das nicht!“ rufen müssen. Selbst die Krankenschwestern, die in den Spielen und – noch viel mehr – im ersten Film abstossend und sexy zugleich waren, sind hier – ich weiß nicht, wie man das besser beschreiben kann – nur noch eklig und reihen sich dadurch in eine Reihe von belanglosen Monstern ohne Identität mit ein.

Schade. Denn da der Film lose auf dem dritten Spiel basiert und die Brücke zum ersten Teil zu schlagen versucht, hätte sich hier das Potential für einen absolut gelungenen Schocker und Gruselfilm angesammelt, dass sich allerdings nach den ersten Minuten in Schall und Rauch auflöst. Ich weiß, dass das Budget vom ersten Teil viel gekürzt wurde, aber ich kann und will beim besten Willen nicht verstehen, weshalb sich das immer in dummen und schlimmen Drehbüchern niederschlagen muss. Für die Kulissen wurden ja dennoch x Dollar hingeblättert. Achja, bevor ich es vergesse: Auch Mr. Malcolm „Clockwork Orange“ McDowell spielt mit – und wird ebenfalls nach wenigen Atemzügen völlig unspektakulär und peinlich abserviert.

Was für ein Reinfall.

Vor allem, da ich mir von Mr. Bassett, der das Regieruder von Hr. Gans übernommen hat, doch mehr erwartet, vor allem, da er zuvor den Geheimtipp „Solomon Kane“ gemacht hat, der trotz des nicht allzu hohen Budgets einen enormen Unterhaltungswert hatte. Dass man Kit Harrington (John Snow, aus „Game Of Thrones“) dann noch in den Cast holt und er spannenderweise milchiger wirkt als so manch Pubertierender, auch das muss man erst einmal schaffen.

Es ärgert mich. Es ärgert mich ungemein, dass man dieses Potential (Sean Bean! Malcolm McDowell! Carrie Ann-Moss!) dermaßen ungenutzt runterspulen kann. Kein Wunder, dass alle Gamer auf Spielverfilumgen schimpfen – „Revelation“ ist damit ein weiterer Punkt für jene, die gegen Spielverfilmungen sind. Schade, da wäre (inszenatorisch, wie auch story- und drehbuchtechnisch) so viel mehr drin gewesen. So. Viel. Mehr.

„Silent Hill: Revelation“ bekommt von mir satte 4 von 10 möglichen, durch den Jahrmarkt führende und immerhin großteils optisch überzeugende, Punkte

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3 thoughts on “Silent Hill: Revelation 3D (Filmkritik)

  1. Ja, da kann ich nur zustimmen. Insbesondere, wenn man auch die Atmosphäre des ersten Films so mochte, dann wirkt das hier nur noch wie heruntergekurbelt. Mich hat auch die dt. Synchro total gestört.
    Aber ich kann nur sagen, das Mädel ist echt gut. Adelaide Clemens, meine ich. Nicht nur wg der Michelle Williams Ähnlichkeit. Sie kann es in „Silent Hill 2“ nicht so zeigen, aber sie hat echt Potential. Hat mir auf den FFF Nights in „No One Lives“ sehr gut gefallen.

  2. Ich glaube schon, dass die Dame gut ist – ich finde ja auch Sean Bean super.
    Aber dieser Film ist die Art „lieblose Abzocke“, die einem den ganzen Spaß dran versaut …

  3. Fand’s auch total schade, dass von der Atmosphäre des ersten Films kaum was übrig geblieben ist :///

    Ich denk grad nostalgisch an den Kinobesuch (Teil 1) damals zurück: Außer mir war nur eine Reihe voller Computer-Nerds im Saal und zwei ältere Frauen, die offenbar von der „neutralen“ Programmheftbeschreibung in die Irre geführt wurden… Als der Typ mit seiner monströsen Riesenklinge zum ersten Mal auftauchte, sind die beiden aus dem Saal geflüchtet xDDD

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