Turbo – Kleine Schnecke, großer Traum (Filmkritik)

Im sonnigen Kalifornien träumt die Schnecke Theo (Ryan Reynolds) von der Geschwindigkeit. Seine Freizeit verbringt er am liebsten damit, sich im Fernsehen Indi-500 Rennen anzusehen, und der aktuelle Champion Guy Gagné (Bill Hader) ist sein großer Held. Von den anderen Schnecken belächelt kämpft Theo für seinen Traum, als ihm das Schicksal zu gute kommt. Theo landet während eines Straßenrennens im Turbolader eines Rennautos, seine DNA verändert sich und er ist ab sofort die schnellste Schnecke, die die Welt jemals gesehen hat. Kurz Zeit später beschließt er, nicht zuletzt dank der Hilfe des Fast-Food-Restaurant-Besitzers Tito (Michael Peña), unter dem Namen Turbo selbst am nächsten Indi-500 Rennen teilzunehmen.

Turbo

Wie sage ich es nur auf eine nette Art und Weise. Diesen Film wollte ich aus mehrerern Gründen mögen bzw. gut finden, aber er hat es mir absolut nicht leicht gemacht. Einerseits bin ich ein Fan des gut gemachten, animierten Films (auch wenn die oft für eine Zielgruppe gemacht sind, der ich nicht mehr entspreche) und andererseits mag ich den Hauptdarsteller Ryan Reynolds (R.I.P.D.) und würde ihm den Erfolg gönnen.

Andererseits wer mit Scarlett Johansson (The Avengers) verheiratet war und mit Blake Lively (Savages) verheiratet ist, hat in seinem Privatleben dermaßen viel erreicht, dass er den beruflichen Erfolg vermutlich gar nicht so dringend nötig hat. Dennoch hatte der sympathische Kanadier schon länger keinen Hit an den Kinokassen und es wäre vielleicht wieder einmal an der Zeit, bevor er für zukünftige Blockbuster vielleicht nicht mehr in Erwägung gezogen wird.

Nun zur eigentlichen Geschichte: Ja, natürlich verstehe ich dass es sich hier um einen Film für die etwas jüngere Zielgruppe handelt und das Thema des Underdogs, der allen Schwierigkeiten zum Trotz triumphierend aus der Geschichte hervorgeht (wie z.B. in Real Steel) ist prinzipiell sympathisch. Gerade unter diesem Gesichtspunkt ist die zu Beginn makabre Herangehensweise etwas deplatziert. Wenn dann Schnecken auf dem Weg zur Arbeit oder bei der jährlichen Sicherheitseinweisung von Krähen gefressen werden oder später eine der bösen Krähen von einem LKW mitgenommen wird, ist das vermutlich nur in der Theorie beim Lesen des Drehbuchs komisch.

Die weitere Geschichte hat leider nur wenige Höhepunkte und irgendwann kommt dann das entscheidende Rennen. Das entscheidende Rennen und eigentliche Highlight kommt erst nach über einer Stunde und ist schneller vorbei als man „Turbo“ sagen kann. Zwar bin ich weder Fan oder Experte was Motorsport betrifft, aber wenn es darum geht, dass entsprechende Thema ansprechend aufzubereiten macht es z.B. „Rush“ deutlich besser.

Einen Charakter mit dem ich dann im Laufe der Geschichte meine Schwierigkeiten hatte ist Turbos neuer Freund Tito (gesprochen von Michael Peña – „End of Watch„). Der Typ wird als „sehr einfach gestrickt“ dargestellt und ganz ehrlich, es kann nur einem „besonderen“ Menschen einfallen, eine Schnecke (egal wie schnell die auch sein mag) zu einem Autorennen anzumelden. Immerhin hat Tito sein Herz am rechten Fleck und man muss ihn dann doch irgendwie (zumindest ein wenig) gerne haben.

Wenn wir grade bei erzählerischen Schwächen sind: Irgendwie war von Anfang an klar, das Turbos Vorbild Guy Gagné (gesprochen von Bill Hader – „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen„) ein schmieriger Typ ist, der alles dafür tun würde um zu gewinnen. Gagné ist sich zu Beginn des bereits erwähnten Rennens noch sicher, er werde gewinnen, dreht aber im Moment seiner möglichen Niederlage durch und würde sogar über die Leiche seines kleinen Konkurrenten gehen – habe ich erwähnt, dass es sich bei „Turbo“ um einen Kinderfilm handelt?

Dennoch gibt es ein Highlight und das sind die irren Schnecken, die von Whiplash (gesprochen von Samuel L. Jackson – „Arena„) angeführt werden. Die Jungs sind echt abgedreht und bringen schon einmal einen Linienbus aus der Spur, wenn es die Situation erfordert. Überhaupt schaffen es gerade die Sprecher wie Ryan Reynolds (Green Lantern), Paul Giamatti (Cold Souls) oder Snoop Dogg (The Big Bang), den Film vor dem endgültigen Aus zu bewahren und sorgen ganz nebenbei noch für einen hohen Wiedererkennungswert.

Optisch ist der Film weder eine Augenweide noch eine Enttäuschung, dennoch frage ich mich wo die 127 Millionen Dollar Budget hin verschwunden sind (vermutlich ist ein nicht unwesentlicher Teil bei den Sprechern gelandet). Hier fehlen einfach die Momente, in denen man als Zuschauer über den Detailreichtum staunen kann und es gibt viele Animationsfilme (nicht nur aus dem Hause Pixar), die das besser machen. Ob dieser Umstand der Tatsache geschuldet ist, dass Regisseur David Soren hier sein Erstlingswerk abliefert oder die Optik mit der Brechstange auf den 3D-Effekt angepasst wurde, sei dahingestellt.

Am Ende ist das filmische Abenteuer der kleinen Schnecke „Turbo“ wie sein Protagonist auch ein kleiner Underdog, der es aber nicht schafft auf ganzer Strecke zu überzeugen, da es ihm auf ganzer Länge an Sprit fehlt – aber werter Ryan Reynolds, wir sehen uns bestimmt wieder.

Der Film „Turbo – kleine Schnecke, großer Traum“ bekommt von mir 6/10 dann doch irgendwie auf die Zielgerade zusteuernde Empfehlungspunkte.


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