Turbo Kid (Filmkritik)

Wir schreiben das Jahr 1997. Nach endlosen Kriegen muss die verbleibende Menschheit in einer unwirklichen Welt um ihr Überleben kämpfen. Einer von ihnen ist ein Waise (Munro Chambers). Als seine neue Freundin Apple (Laurene Leboeuf) von dem bösen Anführer Zeus (Michael Ironside) und seinen Schergen entführt wird, ist es an ihm, sie zu retten. Zum Glück findet er die Ausrüstung seines Comic-Vorbildes, dem Turbo Rider, und wird selbst zum Turbo Kid.

Turbo Kid

Regie bei diesem Film teilen sich François Simard, Anouk Whissell und Yoann-Karl Whissell, die an dieser Stelle nicht nur das Drehbuch geschrieben haben, sondern in diversen Rollen auch selbst vertreten sind. Die Idee scheint nicht gänzlich neu zu sein, sondern auf dem Kurzfilm der drei mit dem Titel „T Is for Turbo“ zu basieren.

Generell leben wir Filmfans gerade in einer interessanten Zeit. Auch wenn Franchise-Filme und Fortsetzungen scheinbar die Kinokassen dominieren gibt es, nicht zuletzt dank Kickstarter, immer wieder kleinere Projekte wie „Kung Fury“ oder „Star Trek: Renegades“, die es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht haben, die Nostalgie hochleben zu lassen und dabei eine gewisse Lücke zu füllen.

Der Film führt kurz und bündig in eine trostlose Zukunft ein. Dass hier dennoch das Jahr 1997 geschrieben wird, ist dann auch die erste subtile Liebeserklärung an die achtziger Jahre. Der namenlose Protagonist, in weiterer Folge meist Kid genannt, wird vorgestellt. Kid ist regelmäßig auf der Suche nach den brauchbaren Dingen, die seine Umwelt so hergibt und ein Fan der Turbo Rider Comics.

Eines Tages trifft er Apple und die beiden freunden sich an. Als Apple von Zeus Handlangern entführt wird, entschließt sich Kid sie zu befreien und die Tatsache, dass er zufällig Turbo Riders Ausrüstung findet, ist ausgesprochen hilfreich. Gleich zu Beginn werden mehrere Dinge offensichtlich. Erstens: man hatte einen Plan. Hier passt alles zusammen.

Auch wenn man vermutlich vergleichsweise wenig Geld für die Umsetzung hatte erschafft man hier eine Welt, die nicht nur stimmig, sondern scheinbar auch lebendig ist. Zweitens: Eine Liebe zum Detail. Gerade bei solchen Filmen fallen dem Zuschauer gerne hier und da kleine Unstimmigkeiten auf. Hier dagegen fallen sie zwar hier und da auf, ergeben aber in der Regel wenig später einen Sinn.

Drittens: Die optische Umsetzung ist gelungen. Dass man es hier geschafft hat eine stimmige Welt zu erschaffen, habe ich ja bereits erwähnt. Ebenfalls erwähnenswert ist die Tatsache, dass der Mensch hinter der Kamera offenbar sein Handwerk erstklassig verstanden hat. Damit verbunden – Viertens: Die Action-Sequenzen sind einfach nur geil.

Eine Verfolgungsjagd mit Fahrrädern einigermaßen spannend zu inszenieren ist ja bereits eine Kunst für sich (wobei bereits „Premium Rush“ gezeigt hat, wie es geht), aber spätestens wenn die bösen Jungs dank Energiewaffe regelrecht explodieren, ist man als Fan von 80er Jahre Filmen voll in seinem Element und bekommt womöglich ein gewisses grinsen nicht mehr aus seinem Gesicht.

Fünftens: Die Schauspieler, auch wenn die meisten unbekannt sein dürften, machen einen erstklassigen Job. Munro Chambers als Kid kann glaubhaft über sich hinauswachsen, während Laurence Leboeuf als Apple durch ihre schräge Art Leben in den Film bringt. Hilfe bekommen die beiden durch den von Aaron Jefferey gespielten Armdrücker Frederic.

Auf der anderen Seite darf Michael Ironside (Terminator: Die Erlösung) als Zeus so richtig böse sein. Ihm zur Seite steht eine ganze Armee voller Gefolgsleute, wobei sein Handlanger mit Eisenmaske und Kreissägenwaffe besonders heraussticht.

Alles in Allem ist „Turbo Kid“ ein toller Film mit einem schrägen aber hundertprozentig stimmigen Konzept, dass von (Sechstens:) passender Electro-Musik unterstützt wird. Hier merkt man, dass Kenner mit einer Liebe zum Detail am Werk waren und man kann nur hoffen, dass sie dieses Kunststück wiederholen können.

Der Film „Turbo Kid“ bekommt 8/10 mit Extra-Turbo beschleunigte Empfehlungspunkte.

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