Robin Hood (Filmkritik)

Robert Longstrige (Russell Crowe) ist couragierter Schütze in der Armee von Richard Löwenherz und unterstützt diesen auf seinem Kreuzzug. Als er und seine Freunde Will Scarlett (Scott Grimes), Little John (Kevin Durand) und Alan-a-Dale (Alan Doyle) unverschuldet am Pranger landen, begehen er und seine Companions Fahnenflucht. Auf der Flucht begegnet Robert Robin von Loxley. Auf Robins Totenbett schwört er, das Schwert des Ritter dessen Vater zurück zu bringen. Dort angekommen trifft er nicht nur auf Sir Walter Loxley, sondern auch auf Robins Witwe, Lady Marian. Diese bietet ihm gemeinsam mit Sir Walter einen Deal an. Robert soll um das Gut zu retten, vorgeben Robin von Loxley zu sein, dafür kann er ein Leben im Wohlstand führen. Doch natürlich geht nicht alles friedlich über die Bühne, denn nach dem Tod von Richard schröpft King John die Bevölkerung, die nun zu einer höchst unpassenden Zeit zum Aufstand ruft.

Robin Hood

Dieser Film ist eine Fortsetzung der äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Russell Crowe und Regisseur Ridley Scott. Schon in Filmen wie „Gladiator“ (2000), „American Gangster“ (2007) und „Body of Lies“ (2008) bewies das Gespann, dass es möglich ist, qualitativ hochwertige Filme zu schaffen, die auch kommerziell erfolgreich sind.

Eines gleich vorweg, „Robin Hood“ schafft es keineswegs an „Gladiator“ heran zu reichen, Scott liefert aber nichts desto trotz ein solides Gesamtwerk ab. Was ich gleich kritisieren muss ist der Titel, der meiner Meinung nach einfach nicht passt, da der Hauptakteur genau 2 Minuten des Filmes Robin Hood ist und den Rest des Filmes ein einfacher Bogenschütze, der vorgibt ein Edelmann zu sein. Aber unter dem Titel Robin Hood waren wohl einfach mehr Zuseher ins Kino zu locken, als unter dem Titel Robert Longstride oder Robin von Loxley. Darum sei dies gegönnt, wenn ich auch mit dem erhobenen Zeigefinger daneben stehe. Es wäre aber auch ein Titel wie „Robin begins“ passend gewesen.

Scott schafft es in diesem Film teilweise großes Kino auf Zelluloid zu bannen (wenngleich digital gefilmt wird). Die Kulissen sind atemberaubend und machen einen großen Teil des Flairs aus. Sie wirken sehr authentisch und für die damalige Zeit passend (soweit ich das beurteilen kann), wenn Robert/Robin in sein Heimatdorf einreitet, kann man schon am Dorf sehen, wie es der Bevölkerung unter der Regierung von King Richard und John leidet. Da leben selbst die Adeligen nicht mehr in Saus und Braus und selbst die noble Lady Marion muss am Feld mit anpacken, um zu verhindern, dass es keine Ernte und damit eine Hungersnot gibt. Man fühlt sich stellenweise fast schmutzig und verschwitzt. Er schafft es auch das Tempo des Filmes gekonnt abzuwechseln, indem er nach einer actionreichen ersten halben Stunde eine gewisse Ruhe einkehren lässt.

Scott läßt Robert/Robin und Marion einander kennenlernen, achten und lieben (in einem gemächlichen Tempo), nur um die Beiden dann in eine sehr beeindruckenden Schlacht an der englischen Küste zu schicken. Was manche stören könnte, ist, dass teilweise das Spitzbübische verloren gegangen ist, das „Robin Hood“ mit Kevin Costner ausmachte. Keine entspannten Abenteuer und lieber Kampf statt Spaß. Das Markenzeichen von Robert/Robin, sein Bogen, kommt nicht sehr oft vor, da er wohl in den diversen Nahkampfszenen einfach nicht einsetzbar ist. Aber wenn man Crowe mit dem Bogen sieht, bekommt eine Szene etwas Episches.

Nach dem ersten Trailer bekam ich ein Deja-Vu, denn was man sah, erinnerte ein bisschen sehr an „Gladiator“ und hätte glatt als dessen Fortsetzung durchgehen können. Zum Glück zerstreuten sich meine Zweifel aber und ich konnte ihn (größtenteils) relaxt genießen.

Der Score kam von dem gebürtigen Deutschen Marc Streitenfeld, der auch schon bei „Body of Lies“ und „American Gangster“ den Taktstock schwang. Die Musik fügt sich nahtlos in das Gesamtwerk ein und wirkte authentisch und brachte eine gewisse Atmosphäre. Kein Wunder, immerhin lernte der Gute bei Könnern wie Hans Zimmer und Vangelis.

Dass Russell Crowe („Les Miserables„) der älteste Schauspieler ist, der Robin Hood je verkörperte, ist kein Geheimnis. Doch gerade sein, sagen wir reiferes Alter, gibt Robin eine gewisse Abgebrühtheit, die man wohl auch braucht, wenn man einem König bei einem Streitgespräch in die Augen blickt. Man fühlt sich hier an die Ernsthaftigkeit seiner Rolle als Gladiator Maximus Dezimus Meridius erinnert, aber hier schafft er es, Robin an manchen Stellen aus seiner Ernsthaftigkeit ausbrechen zu lassen, mal indem er an Rand des Schlachtfelds beim Hütchenspielen betrügt, oder Bruder Tuck auf subtile Weise soweit erpresst, dass dieser mit ihm einen Pferdetranport überfällt.

Cate Blanchett („Der Hobbit„) als sehr reife und nicht auf den Mund gefallene Marion überraschte mich am Meisten und zwar positv. Nachdem ich den ersten Trailer zum Film sah, dachte ich, dies sei die größte Fehlbesetzung nach Tom Hanks als Robert Langdon. Doch meine Befürchtungen waren unbegründet. Sie schaffte es, trotz ihrer zierlichen Figur Lady Marion etwas sehr robustes und zugleich Anmutiges zu geben. Entgegen der Schicklichkeit der damaligen Zeit ist sie nicht auf den Mund gefallen und reitet schon mal im Herrensitz durch die Gegend. Sie packt bei der Feldarbeit mit an und kann auch mit Pfeil und Bogen umgehen. Soviele Facetten hätte ich ihr gar nicht zugetraut.

Puh, es gab ziemlich viele gute Schauspieler, das wird eine lange Liste. Berührt hat mich Max von Sydow als Sir Walter von Loxley und auch Oscar Isaac („Drive„) als King John, der absolut größenwahnsinnig oder einfach nur irre ist, wusste auf ganzer Linie zu überzeugen.

Sehr sympathisch waren mir Robins beste Freunde. Little John wurde von Kevin Durand („Legion„) gespielt. Ich finde ja, dass der Mann einen absolut irren Blick hat. Auf jeden Fall sind er und Robin anfangs keinesfalls Freunde, sondern kloppen sich und schließlich landen sie gemeinsam an dem Pranger. Mit dabei sind Scott Grimes („Suits„) als Will Scarlett und Alan Doyle, der Alan-a-Dayle spielte. Nachdem die vier gemeinsam Fahnenflucht begehen, bleiben sie, obwohl sie getrennte Wege gehen könnten, zusammen – gehen quasi durch dick und dünn.

Mark Addy („Ritter aus Leidenschaft„) spielte Bruder Tuck, der das kirchliche Gebot mehr als einmal dehnt und es sich auch schon mal erlaubt, anderer Meinung als die Kirche zu sein. Er züchtet Bienen und stellt einen anscheinend sehr süffigen Honigwein her, den er auch verkauft, um nebenbei ein wenig Geld zu verdienen.

Mark Strong („John Carter„) spielte den ultrabösen Godfrey, der sich das Vertrauen des Königs erschleicht, nur um ihn danach an den König von Frankreich zu verraten. Sobald er auf dem Bildschirm war, fiel die Stimmung im Saal und Schweigen machte sich breit.

Was den Film für mich trotz genialer Idee und toller Schauspieler nicht ebenso toll werden läßt, ist die Tatsache, dass Scott viel zu viel Wert auf die politischen Wirren legte. Ich muss sagen, dass mich das nicht sonderlich interessierte, unter anderem, da ich während des Filmes irgendwo einmal den Faden verlor und daher öfters meine Begleiterin fragen musste, was denn gerade Sache ist.

Der Film bekommt von mir 7/10 episch heldenhafte Empfehlungspunkte.

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