Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn (Filmkritik)

Harley Quinn (Margot Robbie) hat genug und zwar von ihrem Freund. Deshalb trennt sie sich nun nicht nur wieder einmal von ihm, sondern endgültig. Da ihr Ex jedoch der Joker ist, ist sie nach ihrer Trennung nun Freiwild für all Jene, denen sie während der Beziehung Schaden zugefügt hat. Aktuell der gefährlichste ihrer Feinde, ist dabei der aufstrebende Gangsterboss Roman Sionis (Ewan McGregor).

Gleichzeitig kämpfen auch ein paar andere starke Ladys um Emanzipation, um ihren ganz persönlichen Platz in dieser Welt zu finden. Huntress (Mary Elizabeth Winstead) will den Tod ihrer Familie rächen, Black Canary (Jurnee Smollett-Bell) will ihre kleine Nachbarin beschützen und endlich wieder mal das „Richtige“ tun und Det. Montoya (Rosie Perez) hat genug davon, dass ihrer gute Polizeiarbeit ständig sabotiert wird.

Ach ja, die gute Harley Quinn, mein Lieblingscharakter unter den Damen des DC-Universums. 2016 wurde sie in Suicide Squad erstmals von Margot Robbie gespielt, die man wohl als perfektes Casting bezeichnen kann. Auch wenn der ursprüngliche Titel hier „Birds of Prey“ lautet, dies ist eindeutig das Abenteuer von Quinn, die von ein paar Damen streckenweise begleitet bzw. unterstützt wird.

Regie führt hier Caty Yan (Dead Pigs) und das Drehbuch stammt von Christina Hodson (Bumblebee) und Margot Robbie selbst fungiert als Produzentin. Vor und hinter der Kamera sind somit die wichtigsten Mitspieler weiblich. Als dann das Einspielergebnis am Startwochenende hinter den Erwartungen blieb, daran waren dann aber natürlich wieder die Männer schuld, denn wer ist denn die Hauptzusehergruppe, was Comic-Verfilmungen betrifft?

Viel mehr will ich hier gar nicht mehr auf dieses Thema eingehen (es folgen bald meine Charlies Angels Reboot und Black Christmas Remake Kritiken, da passt das viel besser dazu), aber nur soviel: alle Männer in diesem Film sind entweder böse, Narzissten, Sadisten, unfähig, inkompetent oder einfach nur doof. Einzig der väterliche Freund…aber Moment, der verrät sie ja auch fürs liebe Geld. Aber Bruce die Hyäne, ja der ist ein ganz Braver.

Ist das nun besonders wichtig oder hat mich das hier speziell gestört? Nein, überhaupt nicht, denn ich will ja eben genau das sehen und zwar wie Harley die schlimmen Jungs vermöbelt. Ähnlich wie bei der Konkurrenz von Marvel und dem Charakter des Deadpool, ist Miss Quinn ja schon lange von der Schurkin zur Antiheldin aufgestiegen. Laut, schrill mit ganz eigenen Prioritäten und nicht auf den Mund gefallen.

Das zelebriert dann auch einigermaßen dieser Film, der von der Erzählweise mit den verschiedenen Zeitebenen, etwas ausgebremst wird, weil dadurch der Fluss teilweise leidet. Als grelles Instant-Produkt finden Zuseher, die etwas weniger plakative Substanz erwartet haben, die Geschehnisse wohl streckenweise langweilig. Außerdem kommen die übrigen Ladys etwas zu kurz, abgesehen von Black Canary, hinterlässt keine einen bleibenden Eindruck.

Die Action-Momente, die sehr Charakter-spezifisch ausgefallen sind und man dabei wieder mal das Können von dem extra dafür angeheuerten Chad Stahelski (John Wick) bestätigt bekommt, gehören neben den grellen Kostümen, visuell klar zu den Highlights. Da ist dann auch einiges dabei, dass ich so noch nie gesehen habe. Erstaunlich ist der Grad der Brutalität, der vor allem dann besonders ansteigt, wenn Bösewicht Sionis bzw. sein Handlanger an der Arbeit ist.

Großartig wie Ewan McGregor (Die Insel) hier aufspielt, dieses blasierte Gehabe, seine Bedrohlichkeit hinter der äußerlichen Freundlichkeit, wie er die Welt als seinen Spielplatz wahrnimmt, wo er machen kann was er will. Dass sich er und sein sadistischer Handlanger Victor – herrlich abstossend gespielt von Chris Messina (Devil) – etwas zu gerne haben für eine rein geschäftliche Beziehung, verleiht dem Ganzen zusätzlich eine unberechenbare Ebene.

Margot Robbie (Terminal) schafft es, dem Zuseher noch tiefer in Harleys Psyche blicken zu lassen und neben all ihrer Abgebrühtheit, der Gewalt und den provokanten Sprüchen, sucht sie natürlich wie wir alle, auch nur nach ihrem Platz in dieser Welt. Jurnee Smollett-Bell (One Last Thing) als Black Canary ist ebenfalls eine Naturgewalt, faszinierend von der Ausstrahlung her, versehen mit dieser von innen heraus strahlenden Stärke, die man so nicht spielen kann, die muss man schon besitzen.

Das sind schauspielerisch die Highlights und ohne Namen zu nennen oder was daran Schuld ist (Performance und/oder Drehbuch), die restlichen Damen bleiben entweder blass oder sind mitunter sogar leicht nervig. Getragen wird das Ganze natürlich von einem hippen, rein weiblichen Zeitgeist-Soundtrack, wobei vor allem die bei der Action eingespielten Klassiker (ich sag nur „Barracuda“), für richtig gute Laune sorgen.

Insgesamt also ein Film, der wie ein Tornado über dich drüber zieht und dabei teilweise mit Windstille zu kämpfen hat. Ich als Harley-Fan bin jedoch nicht gerade objektiv (das ist hier auch nicht mein Anspruch), habe mich über das Gesehene gefreut und freue mich ebenfalls darauf, Robbie in ihrer Paraderolle in James Gunns „The Suicide Squad“ wieder zu sehen. P.S.: Ja, auch das hier ist wieder DC typisch ein Comicfilm, keine Comicverfilmung.

„Birds of Prey“ bekommt von mir 8/10 die Damen sämtliche durch Männer verursachte Probleme beseitigen lassende Empfehlungspunkte.


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