Sebastian Castellanos ist aus dem STEM entkommen, aber nichts ist wie früher. Oder besser: Viel ist wie früher, denn er ist ein Alkoholiker, dem niemand glaubt. Seinen Job ist er los. Seine Frau hat ihn verlassen, da er ihr nicht glaubte, dass sie Hinweise auf das Überleben ihrer gemeinsamen Tochter hat. Und sein leben liegt in Trümmern.
Eines abends wacht er in einem Lokal auf und vor ihm sitzt Kidman, seine alte Partnerin, die ihn mit den Worten a) „Deine Tochter ist nicht tot“ und b) „Du kannst sie retten indem du in den STEM zurückkehrst“, begrüßt. Skeptisch, (und nach Teil 1 verständlicherweise) sauer und misstrauisch willigt er ein.
Ehe er sich versieht befindet sich Sebastian also in einer neuen Welt wieder, deren Kern von seiner Tochter zusammengehalten wird. Nach und nach öffnet sich die bittere und schreckliche Wahrheit vor Sebastian – er war nur eine Puppe in einem Spiel, dass sich um seine Tochter gedreht hat. Aber jetzt hat er die Chance, sie zurückzubekommen und er wird nicht zögern …
Also ich war ja genauso skeptisch wie Sebastian, als ich von „The Evil Within 2“ gehört und gelesen habe. Weil Teil 1 für mich einfach gut funktioniert hat. Weil er linear war. Weil das Spiel die Spieler durch eine klar definierte, geskriptete, aber spannende und völlig irre Geschichte geleitet hat. Und dann höre/lese ich, dass Teil 2 eine „semi Open-World“ hat. Ich finde, man muss nicht über alle Spiele/jede Franchise eine „Open World“ stülpen. Gerade wenn es um Horror-Spiele geht.
Ich kann hier allerdings klar Entwarnung geben: Es gibt keine Open-World. Nicht wirklich. Im Kern sind es einzelne Level, die anstatt Schläuchen (die auch vorkommen) halt größer und ein wenig offener sind, aber defakto nicht wirklich anders funktionieren als im ersten Teil. Der einzige Unterschied: Jetzt kann man entscheiden wie man von A nach B läuft. Es gibt eine Handvoll „Nebenmissionen“, die allerdings – Hand aufs Herz – Hauptmissionen sind. Wer die liegen lässt ist selbst schuld.
Es hat sich also im Grunde genommen nicht viel vom ersten Teil zu diesem hier verändert. Bis auf ein/zwei Kleinigkeiten. Die machen für mich aber einen großen Unterschied aus: Zum einen ist die Story viel, viel persönlicher und mitreissender als im ersten Teil inszeniert. Das beginnt beim Flammeninferno der Eröffnung bis hin zum mitreissenden und großartig inszenierten Finale. Die Story ist für mich klar der Höhepunkt des Spiels. Sie kommt zwar nur langsam in Fahrt, aber dann zieht sie mächtig an.
Ansonsten ist alles beim Alten: Es gibt eine überschaubare Menge an Waffen, die können aufgerüstet werden indem Sebastion Waffenteile sammelt. Gleiches gilt für seine Fähigkeiten, dazu braucht er allerdings grünen Schleim von toten Monstern. Schleichen und hinterrücks zuschlagen ist noch immer die beste Alternative. Die Story wird in Zwischensequenzen genauso wie in Audioaufzeichnungen (hier als kurze Erinnerungen) erzählt.
Auch unsere verehrte, sexy, mysteriöse Krankenschwester ist wieder mit dabei und gibt Sebastian den einen oder anderen Tipp, wie er weiter vorgehen soll und was noch auf ihn zukommen wird.
Das zweite, was ich positiv anders finde: Die Zwischenbosse sind in der Regel viel besser inszeniert und eingeführt. Sie werden angedeutet, vorbereitet und es wird einiges an Spannung aufgebaut, bevor man sich dann mit ihnen anlegt. Sie werden auch meiner Meinung nach nicht so überstrapaziert wie im ersten Teil.
Ich will gar nicht mehr viel dazu sagen, außer: Wer bis jetzt skeptisch war, ob er sich Teil 2 zulegen soll: Überwindet euch. „The Evil Within 2“ ist um einiges besser als der erste Teil und das beste Resident Evil seit Resident Evil 2 (ich kenne das Remake noch nicht).
„The Evil Within 2“ bekommt 9 von 10 möglichen, durch die Story den Horror vorantreibende, Punkte.