First Kill (Filmkritik)

Weil er auf Grund seines Jobs viel zu wenig Zeit für seinen Sohn hat und dieser in der Schule regelmäßig von anderen Schülern geschlagen wird, beschließt Will (Hayden Christensen) gemeinsam mit ihm und seiner Frau einen Ausflug in seine Heimatstadt zu machen, in der er aufgewachsen ist. Dort möchte er ihm, genau wie es sein Vater mit ihm gemacht hat, das Jagen beibringen, um aus ihm einen Menschen zu machen, der mental die Stärke besitzt, sich selbst zu wehren.

Alleine im Wald beobachten Vater und Sohn am nächsten Morgen einen Mann, der einen zweiten Kerl mit der Pistole bedroht und schließlich anschießt. Will tötet daraufhin in Notwehr den Schützen und bemerkt kurz darauf, dass es sich um einen Polizisten handelt. Will bringt deshalb den Schützen zu seiner Frau – die Ärztin ist – damit sie ihn versorgt, um Antworten zu bekommen. Die örtliche Polizei rund um Polizeichef Howell (Bruce Willis), lässt natürlich nicht lange auf sich warten.

Extraction, Marauders, Arsenal und nun eben First Kill. Regisseur Steven C. Miller hat für mich vom Unterhaltungswert seiner Filme zwar ziemlich weit unten angefangen, jedoch hat er sich danach mit jedem Film gesteigert. Man kann daher bei der Fortsetzung des Sylvester Stallone Filmes Escape Plan, an der er gerade arbeitet, sicherlich mindestens eine solide Arbeit erwarten. Auf Bruce Willis erste Performance nach Once Upon a Time in Venice war ich ebenfalls sehr gespannt. Zuerst aber zurück zur Story.

An der Oberfläche ist dies zwar ein Action-Film und die Sequenzen wo etwas los ist, funktionieren auch gut, doch sind sie eher im Hintergrund gehalten, da die zwischenmenschlichen Szenen, um einiges mehr nachwirken und wohl auch klar als Schwerpunkt bezeichnet werden können. Der Vater, der zu sehr für den Job lebt, der glaubt seinem Jungen hilft genau das, was auch ihm geholfen hat. Der Dieb, der doch nur seine Familie zusammen halten möchte, die Polizisten, die gerne mehr vom Leben hätten.

Alles mehr oder weniger normale Menschen, bis auf ein paar Ausnahmen, nicht so einfach in gut oder böse einteilbar. Was dadurch sehr gut gelingt und mich auch ein Stück weit überrascht hat, ist wie die Inszenierung es dann schafft, den Zuschauer ins Geschehen zu involvieren. Für mich ergibt sich die Erklärung aus meinem vorherigen Absatz, denn hier hält man nicht nur einfach klar zu einer Person, man folgt viel mehr der Geschichte an sich und will wissen, wie die Sache am Ende ausgehen wird.

Das Ganze ist dann eher persönlich als spektakulär, ich finde auch nicht dass dies ein Abenteuer ist, dass man sich öfters ansehen kann/will, jedoch wurde ich bei „Einmaliger Sichtung“ gut unterhalten und finde einige Szenen sowohl emotional als auch atmosphärisch richtig stark. Die Schießereien, Kämpfe und Verfolgungsjagden sind auch immer kurz gehalten und abwechslungsreich und die Darsteller – wenn auch nicht alle immer durchgehend überzeugend sind – machen vor allem was die Hauptrollen betrifft, ihre Sache gut.

Hayden Christensen (Outcast) als Will packt zeitnah seinen Beschützerinstinkt aus und auch wenn er mit der Situation überfordert ist, behält er doch einen klaren Kopf und es ist unmissverständlich klar, dass er für seinen Sohn alles tun würde. Er ist durchgehend sympathisch und sein Handeln bleibt immer nachvollziehbar, auch wenn er ein paar schwierigere Entscheidungen treffen muss. Das bestätigt für mich wieder mal, dass er außerhalb von Star Wars, durchaus ein talentierterer Schauspieler ist.

Bruce Willis (Unbreakable) wirkt als Howell weit weniger gelangweilt, als bei einigen seiner vergangenen Performances der letzten Zeit. Leider hat er aber kaum etwas zu tun, außer die etwas zu freundliche Bedrohung durch die Polizei darzustellen (hoffe man kennt sich bei der Beschreibung jetzt noch aus). Ich kann daher nicht sicher sagen, ob seine neu gewonnene Lust an seinem Job nach Once Upon a Time in Venice, noch immer vorhanden ist. Muss ich mir wohl auch seinen nächsten Film ansehen und euch dann über meine Erkenntnis berichten.

Insgesamt daher ein durchaus spannender, emotionaler und auch gut gemachter Thriller, von denen ich in letzter Zeit einige gesehen habe, die ganzheitlich deutlich schwächer waren. Fans von moralischen Graubereichen kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten – auch wenn man keine sonderliche Tiefe erwarten sollte – und Christensen kann endlich wieder mal zeigen, warum er in Zukunft durchaus wieder öfter vor der Kamera auftauchen sollte.

„First Kill“ bekommt von mir 6,5/10 seinem Jungen anders als gewollt, beim Erwachsen werden helfende Empfehlungspunkte.


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